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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Thoma, Hans: Hans Thoma über Josua L. Gampp
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0341

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FARBIGE
FEDER-
ZEICHNUNG.

HANS THOMA ÜBER JOSUA L. GAMPP.

Er kam vor einigen Jahren zu mir und zeigte
mir ein handgeschriebenes Märchenbüch-
lein mit leicht hingezeichneten Umrandungen
und einfach aber gar schön kolorierten Bildchen
geschmückt. Das Büchlein hatte einen großen
Reiz für mich, ich freute mich sehr, so daß ich
es schier ungern aus den Händen gab. Ich
meinte das Büchlein müßte ganz, so wie es ist,
in Faksimile vervielfältigt werden und da es
mir so eine kritiklose Freude gemacht hat,
dachte ich das Büchlein in seiner Schönheit
müßte wohl auch noch anderen harmlosen
Seelen den ähnlichen Genuß bieten — ich hätte
ihnen denselben wirklich gegönnt.

Es ist nun aber gar schwer, über solche
gleichsam absichtslose Kunst etwas zu sagen,
sie paßt so gar nicht in die Formeln hinein,
welche unsere jetzige Kunstkritik handhabt.—

Was soll ich da sagen, der ich doch gar kein
Kritiker bin, sondern nur Genußmensch, der
sich auf den vielfach verachteten Standpunkt
stellen muß, Kunstwerke danach zu beurteilen,
wie sie ihm gefallen, wie er sie genießen kann,
und dazu gehören oft Sachen, von denen man
sagt: „Sie sind unter aller Kritik".

Die Bildchen von Gampp kann man nicht
impressionistisch, nicht expressionistischnennen
— sie sind nicht akademisch — man kann kein
Kunstprinzip an ihnen vordemonstrieren — sie
sind wie Blumen, die an ausgetretenen Wegen
wachsen, sie sind aus einem fröhlich-friedlichen
deutschen Künstlergemüt gewachsen — und so
können sie gewiß vielen eine stille Freude be-
reiten. Die auf Seite 320—327 gezeigten Ar-
beiten geben einen guten Begriff vom Wesen
dieses erfindungsreichen jungen Künstlers. —

JOSUA' L. GAMPP.

XXII Februar 1919. 6
 
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