OTTO LANGE- BROMBERG.
AQUARELL >STRASSE«
AQUARELLE UND GRAPHIK VON OTTO LANGE.
Es ist wohl die größte Ungerechtigkeit, die
wir den Künstlern unserer Zeit antun
können, daß wir das Schaffen der mit uns Leben-
den begrifflich einschmelzen und in starre
Formen gießen wollen, um von dem darin Er-
kaltenden sagen zu können, daß die Künstler
Stil, und welchen Stil sie geschaffen haben.
Denn erst die objektiv leidenschaftslose Be-
trachtung durch eine spätere Zeit wird, so weit
ein dann anders temperiertes Blut dazu im-
stande ist, alle die überzeitlichen Merkmale
erkennen. Wir aber sollen uns an das Gegen-
wärtige in seiner ganzen Lebendigkeit und
Frische halten. Und das ist in den farben-
prächtigen Aquarellen von Otto Lange, dem
aus Dresden hervorgegangenen, jetzt in Brom-
berg tätigen Maler so greifbar nahe als es in
künstlerischer Fassung überhaupt sein kann.
In diesen Blättern steigen und quillen die Säfte
und Kräfte des Lebens, und es ist der Hauch
der Atmosphäre als geistig vergemeinschaften-
des Fluidum zu spüren. Der Glanz einer
Spiegelung liegt über den Bildern und erhöht
in seltsam wirklich - unwirklicher Weise die
Farben. Ein rhythmisches Netz spannt sich
über die Fläche und doch ist geistige Tiefe in
ihnen. Otto Langes Art zu sehen scheint
zwischen dem impressionistischen Erfassen und
dem expressionistischen Darstellen mitten inne
zu stehen, einer drastischen Fixation der All-
heit die Einheitlichkeit und Stärke der An-
schauung zu verdanken. Dieser Künstler packt
energisch zu und deshalb bewältigt er mit der
leicht fließenden Aquarellfarbe Blätter von un-
gewöhnlich großem Format, denen, obwohl sie
rahmenumschlossene Bilder bleiben, lapidare
Größe um nicht zu sagen Monumentalität inne-
wohnt. Vielleicht bringt die vom Papier auf-
gesaugte Wasserfarbe in das transportable
Einzelbild etwas ähnlich beruhigendes, wie es
die Freskotechnik dem Wandbild verleiht. Die
pastose Primatechnik der Ölmalerei kann ein
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AQUARELL >STRASSE«
AQUARELLE UND GRAPHIK VON OTTO LANGE.
Es ist wohl die größte Ungerechtigkeit, die
wir den Künstlern unserer Zeit antun
können, daß wir das Schaffen der mit uns Leben-
den begrifflich einschmelzen und in starre
Formen gießen wollen, um von dem darin Er-
kaltenden sagen zu können, daß die Künstler
Stil, und welchen Stil sie geschaffen haben.
Denn erst die objektiv leidenschaftslose Be-
trachtung durch eine spätere Zeit wird, so weit
ein dann anders temperiertes Blut dazu im-
stande ist, alle die überzeitlichen Merkmale
erkennen. Wir aber sollen uns an das Gegen-
wärtige in seiner ganzen Lebendigkeit und
Frische halten. Und das ist in den farben-
prächtigen Aquarellen von Otto Lange, dem
aus Dresden hervorgegangenen, jetzt in Brom-
berg tätigen Maler so greifbar nahe als es in
künstlerischer Fassung überhaupt sein kann.
In diesen Blättern steigen und quillen die Säfte
und Kräfte des Lebens, und es ist der Hauch
der Atmosphäre als geistig vergemeinschaften-
des Fluidum zu spüren. Der Glanz einer
Spiegelung liegt über den Bildern und erhöht
in seltsam wirklich - unwirklicher Weise die
Farben. Ein rhythmisches Netz spannt sich
über die Fläche und doch ist geistige Tiefe in
ihnen. Otto Langes Art zu sehen scheint
zwischen dem impressionistischen Erfassen und
dem expressionistischen Darstellen mitten inne
zu stehen, einer drastischen Fixation der All-
heit die Einheitlichkeit und Stärke der An-
schauung zu verdanken. Dieser Künstler packt
energisch zu und deshalb bewältigt er mit der
leicht fließenden Aquarellfarbe Blätter von un-
gewöhnlich großem Format, denen, obwohl sie
rahmenumschlossene Bilder bleiben, lapidare
Größe um nicht zu sagen Monumentalität inne-
wohnt. Vielleicht bringt die vom Papier auf-
gesaugte Wasserfarbe in das transportable
Einzelbild etwas ähnlich beruhigendes, wie es
die Freskotechnik dem Wandbild verleiht. Die
pastose Primatechnik der Ölmalerei kann ein
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