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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Aquarelle und Graphik von Otto Lange
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0356

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Aquarelle und Graphik von Otto Lange.

OTTO LANGE—BROMBERG.

AQUARELL »KAHNE«

derartiges Verwachsensein mit der Fläche
keinesfalls erreichen. So gehört denn die Vor-
liebe für das Aquarell zu den Äußerungen
unseres Stilbedürfnisses und Otto Lange trägt
dem sicherlich instinktiv unbewußt Rechnung.

Sichert ihm diese bevorzugte Maltechnik in
ihrer Beweglichkeit doch jene reichen Ausdrucks-
möglichkeiten. Von Gestaltungsdrang getrieben
sich hierin noch zu übertreffen, pflegt der Künst-
ler aber auch die Graphik, vor allem den Holz-
schnitt, den farbigen und zwar gleichfalls größten
Maßstabs, und vereinzelt auch die Radierung.
Ein Blatt dieser Art, das hier abgebildet
wurde, ist älteren Datums und zeugt noch
von einiger akademischer Befangenheit in der
Bewältigung des Motivs. Die Technik der
Nadel scheint zu dünn zu sein für die feste
Hand, mit der dieser Künstler sein malerisches
Gesicht in die Fläche schreibt. Es stehen ihm
aber wohl auch hier noch technische Entwick-
lungsmöglichkeiten offen, und es wäre zu
denken, daß er darin unter Verwendung der
Roulette oder gar des Granierstahls zu Wir-

kungen gelangt, die sich der künstlerischen
Einheit einfügen, in der das malerische Schaffen
dieses Mannes sich im übrigen darbietet.

Eine Kunst dieser Art, voll Entschiedenheit
und Größe, voll Klarheit und rhythmischem
Schwung bildet wohl das edelste Vorbild, dem
seit der Reform des Zeichenunterrichts nach-
geeifert werden kann. Wenn man damals den
Schülern breite Aquarellpinsel anstelle spitzer
Bleistifte in die Hand gedrückt, so hat diese
andersartige Ausdrucksmöglichkeit nicht nur
allmählich das Sehen und die ganze Art dessen,
was an der Umwelt beachtet wird, gewandelt,
sondern demgemäß schließlich auch den Charak-
ter umgebildet. Die Jugend ist zunächst zu
lebensvoller Farbigkeit ermutigt worden, nach-
dem sie zuvor in blutleerer Abstraktion gehal-
ten worden war, wie denn überhaupt die An-
schauung anstelle des einseitig gepflegten begriff-
lichen Denkens dadurch wieder zu ihrem Rechte
kam. Schließlich aber ist auf diese Weise kraft-
volle Entschlossenheit erzeugt worden, wie sie
in keiner anderen Unterrichtsdisziplin sich hätte
 
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