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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 43.1918-1919

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Georgi, Walter: Über die Ziele der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9119#0381

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JAROSLAV HOREJC—PRAG.

nach denen sich Welt, Leben und Kultur auf-
baut, zu finden wissen. Dieser allein verbürgt
der Kunst ihre Daseinsberechtigung. Nicht
zur Unterhaltung in müßigen Stunden
ist die wahre Kunst berufen, sie soll
forschen, streben und bauen, immer die
Harmonie vor Augen, die letzten Endes
im Göttlichen begründet ist.

So wird die Kunst im Dienste des Welt-
geschehens zum geistigen Führer einer Nation
und öffnet zum weiteren Ausbau allen geistigen
Strömungen die Tore, dies aber nur dann, wenn
sie mit reiner Empfindung ihre schöpferische
Kraft ihrer Bestimmung weiht. Form und Stil
ergeben sich dann von selbst, sie werden mit
dem Inhalt der künstlerischen Offenbarung eine
Einheit bilden und nur im Zusammenhang mit
diesem verstanden und ge wertet werden können.

Jede Kunst wird aus einem innersten Be-
dürfnis der Volksseele heraus geboren, als

eine Notwendigkeit, die sich des Künstlers als
Mittlers bedient. Tief in das Unbewußte hinein
dringt das künstlerische Gefühl und zieht aus
ihm die Kräfte empor, die sich zu bewußter
überzeugender Sinnlichkeit im Kunstwerk stei-
gern. Es wäre daher ein unverzeihlicher Feh-
ler, wollte ein Volk in seiner Gesamtheit oder
eine Gruppe Unverantwortlicher der künst-
lerischen Intuition vorgreifen und dem Künst-
ler ohne Rücksicht auf die Gesetze seines
Schaffens äußerliche Ziele und Formen auf-
zwängen, nach denen er seine Schöpfungen
einzurichten hätte.

Am Gefährlichsten ist hier die so oft aus-
gesprochene Forderung nach einer nationalen
Kunst, indem man nach wohl überlegter Ab-
sicht Inhalt und Form des Kunstwerks bestim-
men möchte und dabei ängstlich auch die entfern-
teste Verwandtschaft wie auf irgend einem Ge-
biete der technischen Mittel mit ähnlichen Er-
 
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