J- W. SCHÜI.I.;IN_MÜKCHEN_
Gl M ODE 1" IRF
MÜNCHENER NEUE SEZESSION: 1919.
VON KURT PFISTER.
Die gegenwärtige Situation der Neuen Se-
zession erscheint problematisch, fast kri-
senhaft. Als die Vereinigung vor fünf Jahren
unter der Führung des im Kriege gefallenen
Albert Weisgerber ins Leben trat, wirkte sie,
über die revolutionäre Geste hinaus, durch
Qualität und Gesinnung als Notwendigkeit. Die
lebhafte Zustimmung von damals hat seither
von Jahr zu Jahr, von Ausstellung zu Ausstel-
lung, an Begeisterung und Wärme verloren.
Die Gründe liegen zu einem großen Teil jen-
seits der persönlichen Verantwortung. Die in-
nere Diskrepanz der Vereinigung, sich äußernd
etwa in der Spannung von Sieck und Klee, die
natürlich schon bei der Gründung vorhanden
gewesen war, wirkte von Jahr zu Jahr als grel-
lerer Mißton. Weiterhin: Einige der begabte-
sten Aussteller waren durch den Krieg ganz
oder vorwiegend in ihrer künstlerischen Be-
tätigung gehemmt und finden sich jetzt erst
langsam zurück. Die gerade für Münchener
Verhältnisse so notwendige fortwährende Blut-
erneuerung durch Aufnahme junger einheimi-
scher Begabungen — trotz gegenteiliger Be-
teuerungen, die man gewöhnlich zu hören be-
kommt, gibt es solche — durch Darbietung
dessen, was außerhalb der Stadt geschieht, ist
lange nicht in genügendem Umfang durchge-
XXI". Oktober 1919. 1
Gl M ODE 1" IRF
MÜNCHENER NEUE SEZESSION: 1919.
VON KURT PFISTER.
Die gegenwärtige Situation der Neuen Se-
zession erscheint problematisch, fast kri-
senhaft. Als die Vereinigung vor fünf Jahren
unter der Führung des im Kriege gefallenen
Albert Weisgerber ins Leben trat, wirkte sie,
über die revolutionäre Geste hinaus, durch
Qualität und Gesinnung als Notwendigkeit. Die
lebhafte Zustimmung von damals hat seither
von Jahr zu Jahr, von Ausstellung zu Ausstel-
lung, an Begeisterung und Wärme verloren.
Die Gründe liegen zu einem großen Teil jen-
seits der persönlichen Verantwortung. Die in-
nere Diskrepanz der Vereinigung, sich äußernd
etwa in der Spannung von Sieck und Klee, die
natürlich schon bei der Gründung vorhanden
gewesen war, wirkte von Jahr zu Jahr als grel-
lerer Mißton. Weiterhin: Einige der begabte-
sten Aussteller waren durch den Krieg ganz
oder vorwiegend in ihrer künstlerischen Be-
tätigung gehemmt und finden sich jetzt erst
langsam zurück. Die gerade für Münchener
Verhältnisse so notwendige fortwährende Blut-
erneuerung durch Aufnahme junger einheimi-
scher Begabungen — trotz gegenteiliger Be-
teuerungen, die man gewöhnlich zu hören be-
kommt, gibt es solche — durch Darbietung
dessen, was außerhalb der Stadt geschieht, ist
lange nicht in genügendem Umfang durchge-
XXI". Oktober 1919. 1