LOVIS CORINTH -BERLIN.
»BILDNIS (»RAF KEYSERLING«
AUGUSTE
Man spricht von der Überstürztheit moder-
ner Kunstentwicklung. Man beklagt das
Jagen der Richtungen, die Hitzigkeit ihres Auf-
tretens, die Kurzlebigkeit ihrer Herrschaft, die
Gewaltsamkeit ihrer Entthronungen. Es ist
etwas Wahres daran. Die Schlagworte blitzen
auf wie Fallbeile, scheinen unausgelebtes Leben
zu köpfen und die geduldige Entwicklung zu
zerschneiden in hart und tödlich gesonderte
Epochen. Aber in der Hauptsache stimmen die
Vorwürfe nicht: es bleibt mitten in dieser wil-
den Jagd Raum und Ruhe genug, um ein schöp-
RENOIR f.
ferisches Leben nach allen Richtungen hin aus-
zuwirken. Ist es echt, was einer vermag; hat
er Unbenanntes genug in sich, um von der töd-
lich benennenden Schneide des Schlagwortes
nicht im Lebenskern getroffen zu werden, dann
fließt unter dem strengen Taktieren der fallen-
den Epochen sein Leben ungestört dahin und
kommt heute wie je zu reichster Objektivierung.
Die große Malergeneration des Impressionismus
beweist das auf schlagende Art. Es sind lauter
Leben, die sich restlos ausgespendet haben.
Keine Verkürzung, kein vorzeitiges Beiseite-
»BILDNIS (»RAF KEYSERLING«
AUGUSTE
Man spricht von der Überstürztheit moder-
ner Kunstentwicklung. Man beklagt das
Jagen der Richtungen, die Hitzigkeit ihres Auf-
tretens, die Kurzlebigkeit ihrer Herrschaft, die
Gewaltsamkeit ihrer Entthronungen. Es ist
etwas Wahres daran. Die Schlagworte blitzen
auf wie Fallbeile, scheinen unausgelebtes Leben
zu köpfen und die geduldige Entwicklung zu
zerschneiden in hart und tödlich gesonderte
Epochen. Aber in der Hauptsache stimmen die
Vorwürfe nicht: es bleibt mitten in dieser wil-
den Jagd Raum und Ruhe genug, um ein schöp-
RENOIR f.
ferisches Leben nach allen Richtungen hin aus-
zuwirken. Ist es echt, was einer vermag; hat
er Unbenanntes genug in sich, um von der töd-
lich benennenden Schneide des Schlagwortes
nicht im Lebenskern getroffen zu werden, dann
fließt unter dem strengen Taktieren der fallen-
den Epochen sein Leben ungestört dahin und
kommt heute wie je zu reichster Objektivierung.
Die große Malergeneration des Impressionismus
beweist das auf schlagende Art. Es sind lauter
Leben, die sich restlos ausgespendet haben.
Keine Verkürzung, kein vorzeitiges Beiseite-