Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 45.1919-1920

DOI article:
Ritter, William: Nikolaus Roerich
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9121#0301

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
NIKOLAUS ROERICH.

DEKORATIVE MALEREI »SCHLACHT«

NIKOLAUS ROERICH.

VON WILLIAM RITTER.

Unter den russischen Künstlern hat Nikolaus
Roerich den ausgesprochensten Sinn für
die entfernten vareghischen, tschudischen, sla-
vischen Abstammungen. Ich glaube auch wirk-
lich, daß von allen Künstlern, die sich in ver-
schiedenen Ländern mit der Vorgeschichte be-
faßt haben, Roerich als der freimütigste da-
steht; hat er sich doch weit weniger bemühen
müssen als andere, um sich gewissermaßen ganz
natürlich in der fernen Vergangenheit zurecht-
zufinden, die für die anderen so schwer herauf-
zubeschwören und von ihnen auch meist nur so
künstlich herausgearbeitet wird. Ich erinnere
nur an die gegen 1874 berühmte Pfahlbauten-
bewohnerin des Schweizers Albert Anker,
an den Steinzeitmenschen des Bildhauers
Frennet oder an die Prähistorische Szene
von Cormon. Ja in Rußland sind, trotz des
Mangels an alten Denkmälern, die Spuren jener
entfernten Herkunft im Volke nicht so sehr ver-
wischt; dieses Volk ist noch hie und da ge-
wissen primitiven Stämmen, wenigstens in seiner

Lebensweise, ziemlich nahe geblieben, und seine
Holz- und Strohbauten — besonders im Nor-
den bei Völkern des Weißen Rußlands —
können uns das noch vergegenwärtigen, was
die ersten Städte, die ersten mit Schanzpfählen
umgebenen Einfriedigungen ungefähr waren.
Ebenso können uns Klöster, wie die am Weißen
Meere und an der Dwina einigermaßen ein
Bild von den Anfängen des byzantinischen
Christentums geben. Roerich sollte also nur
um sich blicken, — freilich etwas aufmerksam,
mit jener einsichtigen Aufmerksamkeit, die
unter dem Heutigen das Vergangene zu sichten
weiß, — um diese entfernte Vergangenheit
aufs natürlichste wieder wachzurufen. Nicht
viele Bücher, keine grüblerische Gelehrsamkeit,
noch lange Beratungen und Nachforschungen
in den Museen. Als Kind wohnte er einmal
zufällig einigen Ausgrabungen in den Nord-
Gubernien bei, und dies entschied über seinen
Beruf. Ein ausgegrabener Kahn, etliche Fibeln,
ein paar vorgefundene Töpfe haben ihm mehr

[III. Febrntr 1930. 4
 
Annotationen