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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 45.1919-1920

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Däubler, Theodor: Zur Entstehung der Modernen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9121#0160

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Zur Entstehung der modernen Kunst.

ARNOLD
HENS1.ER-
W1ESBADEN.
> BILDNISBÜSTE«

Trödel verfertigen und damit die Welt ver-
pesten. Deutschland holte, was den Kitsch
anlangt, bald England, Amerika ein: erlebten
wir doch die schaudervollsten Grüaderjahre!
Soviel Schönes ist noch niemals in der Ge-
schichte verdorben, zerstört, so viel Häßliches
in keinem Jahrhundert verfertigt worden. Wann
werden wir die Gründerjahre endgültig los sein?
Gewinnsucht, unbegrenzte Konkurrenzgier sind
also die größten Schuldigen. Die Phrase müßte
aber auch erst tot gemacht werden. Erstens
die sämtlicher Akademien: der große Stil, die
Tradition, von der man dort faselt, ist nichts
als Redensart! Wir müssen alle Kräfte sam-

meln, um einen bescheidenen, sachlichen Stil
zu gewinnen. Eine andre Phrase ist die der
unbeschränkten Freiheit der Persönlichkeit.
Wer schafft, will sich unterordnen, an eine Ge-
meinschaft binden: in das Stilgefüge hineinge-
deihen. Die unersättlich Neuerungssüchtigen
bleiben fast ausnahmslos Dilettanten. Eine der
gefährlichsten Phrasen ist überdies auch der
historische, aber dafür überlieferungslose Natio-
nalismus. Um die Mitte des vorigen Jahrhun-
derts hatte noch jede deutsche Gegend ihren
ausgesprochenen vornehmen Charakter. Plötz-
lich aber galt jedes Barock für römisch, schlecht
und verdorben. Klassizismus war undeutsch,
 
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