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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 45.1919-1920

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Albiker, Karl: Die Probleme der Plastik und das Material des Bildhauers
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https://doi.org/10.11588/diglit.9121#0189

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Die Probleme der Plastik und das Material des Bildhauers.

nicht an Darstel-
lung im Sinne ei-
ner Naturnachah-
mung, etwa wie
ein Mann die Glie-
der beim Schleu-
dern eines Diskus
bewegt, sondern
an eine Darstel-
lung dieser Bewe-
gung selbst, aus-
gedrückt durch
sich ineinander
schiebende, ein-
ander umkreisen-
de Massen und
Formen, deren
Träger allerdings
die Glieder eines
den Diskus wer-
fenden Mannes
sind. Die Mög-
lichkeit, ein sol-
ches Problem zu
lösen, wird nur
durch ein Material
erreicht, d asForm-
massen wie die
eines menschli-
chen Körpers auf
einem Minimum
von Stützpunkt,
wie der Knöchel
eines Fußes, trägt.
Daß Stein, der bis
dahin für die
Skulptur fast aus-
schließlich ver-
wendet wurde, für
dieses Problem
nicht mehr aus-
reichte, zeigen an-
schaulich die uns
erhaltenen Mar-
morkopien des
Diskobol. Durch
den stützenden
Baumstamm an
diesen Kopien
werden tragende
und getragene
Massen in ein ganz
falsches, den pla-
stischen Beweg-
ungsvorgäng nicht
mehr überzeugen-
des Verhältnis ge-

KARL ALBIKER. JUNGER MANN BRONZE.

stellt. Jetzt, in
diesen Steinko-
pien ist es nur
noch die Natur-
nachahmung ei-
nes Mannes, wie
er beim Diskus-
schleudern seine
Glieder bewegt.
Die Plastik als zur
Form geworden
sein sollende Be-
wegung bleibt
nicht nur mit dem
Bein, sondern als
Ganzes im Stein
stecken. Eine Ent-
materialisierung
ist nicht mehr voll-
zogen. 4 Der Stein
bedingt durch
seine materielle
Schwere immer
eine statische Ge-
bundenheit und
deswegen auch
eine gewisse Ge-
bundenheit der
Bewegung. Die
erhabene Entma-
terialisierung der
ägyptischenSkulp-
turen beruht auf
der tiefsten Er-
kenntnis dieser
Gesetzmäßigkeit.
(DieÄgineten, die
hier eingeworfen
werden könnten,
sind eine auf der
Fläche sich aus-
wirkende Form-
darstellung , im
weitesten Sinne
ein Relief. Es
ist selbstverständ-
lich , daß diese
Ausführungen nur
von der Rundpla-
stik handeln. Das
Relief hat als ei-
ne Zwischenstufe
zwischen Flächen-
kunst und Raum-
kunst in gewisser
Beziehung und je
nachdem es der
 
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