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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 45.1919-1920

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Beringer, Joseph August: Nachklänge von Thomas 80. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.9121#0211

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HANS THOMA.

RADIERUNG

»SELBSTBILDNIS«

NACHKLÄNGE VON THOMAS 80. GEBURTSTAG.

AUFGEZEICHNET VON JOS. AUG. BERINGER.

Für Thomas Bedeutung und Wert für das
deutsche Volk gibt es außer seinem künst-
lerischen und schriftstellerischen Lebenswerk
keinen bessern Beleg, als die von Jahrzehnt zu
Jahrzehnt steigende Bewertung seines Geburts-
tages. Seit Jahrhunderten hat das im Autori-
täts- und Führerglauben gehaltene deutsche
Volk noch keinem seiner Führer so ungeteilte,
unbestrittene allgemeine und tiefgehende Ver-
ehrung bewiesen, wie seinem Meister in der
Kunst, seinem geistigen, menschlich, ethisch
und religiös vorbildlich gewordenen 80jährigen
Thoma zu einer Zeit, da alle Begriffe und An-
schauungen von Autorität und Führerschaft
verwirrt oder gar in Brüche gegangen sind. Für
den krausen und scheinbar sinnlos gewordenen
Gang des deutschen Lebens ist Thoma, wie aus
dem Verlauf der Feier seines 80. Geburtstages
ersehen werden kann und wie es wiederholt
öffentlich und privatim ausgesprochen ist, ein
Ruhe-, ein Kernpunkt deutscher Art geworden.
Die Feier seines 80. Geburtstages erhebt sich
zu geradezu symbolischer Größe und Tiefe für
das Wesen deutscher Natur, wenn es sich rein,
selbständig entwickeln und bekunden kann.

War der 60. Geburtstag Thomas — damals
noch im stillen Frankfurt — für den noch

engen Kreis um Thoma im wesentlichen ein
Erlebnis seltener Art, das durch die festlichen
Klänge des jungen künstlerischen Deutschlands
durch bedeutende literarische, musikalische und
bildnerische Beiträge beleuchtet und aus dem
Persönlichen doch schon ins ungemeine Allge-
meine gesteigert worden war, so bildete der
70. Geburtstag in Karlsruhe mit seinem über-
aus glänzenden und wohlgelungenen Aufbau
schon äußerlich eine unvergleichlich großartige
Feier eines zu allgemeiner Geltung gekommenen
Künstlers. Die (als Privatdruck) erschienenen
„Ansprachen und Adressen an Hans Thoma"
geben darüber die beste Auskunft.

Mit Rücksicht auf die entstehenden Auf-
regungen und Mühen lehnte der hochbetagte
Künstler für den 80. Geburtstag alle öffentlich
ihm zugedachten Ehrungen und Feiern ab.
Umso ergreifender und bedeutungsvoller ge-
staltete sich die spontane und ursprünglich aus
allen Schichten des deutschen Volkes, der
badischen Heimat, wie auch des größern
deutschen Vaterlandes mit hinreißender Begei-
sterung dargebrachte Verehrung seines großen
Meisters in der Kunst, seines geistigen Schatz-
walters und Führers, seines vorbildlichen
Menschen und Künstlers.

XXIII. Dezember 1919. S
 
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