ZUM THEMA ORLIK.
VON MAX OSBORN.
So suche ich lernend mich zu entwickeln
und freue mich, daß ich, ein noch nicht
Fünfzigjähriger, ein „Vielgewanderter", ein
„Vielversuchter", noch Gewißheit habe, in ste-
ter Arbeit ein noch „Lernender" zu sein; ein
Bergwanderer, der immer wieder höhere Gipfel
vor sich sieht".
Mit diesen Worten schloß Emil Orlik vor
kurzem eine autobiographische Skizze für ein
kleines Heftchen mit Steindrucken, das den
Besuchern einer Ausstellung als Erinnerung
mitgegeben wurde. Dem Leser, der auf knapp
vierthalb Oktavseiten diesem schnellen Über-
blick über ein Leben und sein Werk folgt,
schwindelt ein wenig. Alles Bewegung, Unruhe,
durstiges Suchen, rastloser Drang nach Erkennt-
nis, Eindrücken, Betätigung. Vom heimatlichen
Prag auf die Münchener Akademie. Zurück nach
Prag. Wieder nach München. Ausgedehnte
Reisen nach England und Holland. Aufenthalt
in Paris. Wiederum Prag. Dann die erste, lange
Ostasienfahrt nach Japan. Abermals Prag und
Böhmen. Wien. Die Berufung nach Berlin. Zweite
Wanderung gen Morgen: Ägypten, Nubien,
China, Korea, noch einmal Japan, quer durch
Sibirien zurück nach Europa. Erst der Krieg
setzt der schweifenden Wanderlust ein Ziel.
Nicht minder bunt und voll Veränderung das
Gedränge der Arbeit, die dieser unermüdlichen
Weltfahrt entsprang. Von vornherein, wie noch
heute, läuft Malerisches und Graphisches neben-
einander her. Es entstehen Bilder aus Prag,
Winkel der Kleinseite, Baugründe im Schnee,
der von Geheimnissen umwitterte Judenfriea-
hof, die Gassen des Ghetto, der Abbruch dieses
uralten Viertels; Szenen aus dem Böhmerland,
aus der Gegend von Auscha, aus Schloß und
Ort Oslavan; Porträts und Akte, Landschaften
und Stilleben, dekorative Gemälde und kleine
Pastelle. Dazu Radierungen, Schabkunstblätter,
Lithographien, Plakate, Holzschnitte, schwarz-
weiß und mit farbigen Zutaten. Entwürfe für
XXIII. Januar 1920. 1
VON MAX OSBORN.
So suche ich lernend mich zu entwickeln
und freue mich, daß ich, ein noch nicht
Fünfzigjähriger, ein „Vielgewanderter", ein
„Vielversuchter", noch Gewißheit habe, in ste-
ter Arbeit ein noch „Lernender" zu sein; ein
Bergwanderer, der immer wieder höhere Gipfel
vor sich sieht".
Mit diesen Worten schloß Emil Orlik vor
kurzem eine autobiographische Skizze für ein
kleines Heftchen mit Steindrucken, das den
Besuchern einer Ausstellung als Erinnerung
mitgegeben wurde. Dem Leser, der auf knapp
vierthalb Oktavseiten diesem schnellen Über-
blick über ein Leben und sein Werk folgt,
schwindelt ein wenig. Alles Bewegung, Unruhe,
durstiges Suchen, rastloser Drang nach Erkennt-
nis, Eindrücken, Betätigung. Vom heimatlichen
Prag auf die Münchener Akademie. Zurück nach
Prag. Wieder nach München. Ausgedehnte
Reisen nach England und Holland. Aufenthalt
in Paris. Wiederum Prag. Dann die erste, lange
Ostasienfahrt nach Japan. Abermals Prag und
Böhmen. Wien. Die Berufung nach Berlin. Zweite
Wanderung gen Morgen: Ägypten, Nubien,
China, Korea, noch einmal Japan, quer durch
Sibirien zurück nach Europa. Erst der Krieg
setzt der schweifenden Wanderlust ein Ziel.
Nicht minder bunt und voll Veränderung das
Gedränge der Arbeit, die dieser unermüdlichen
Weltfahrt entsprang. Von vornherein, wie noch
heute, läuft Malerisches und Graphisches neben-
einander her. Es entstehen Bilder aus Prag,
Winkel der Kleinseite, Baugründe im Schnee,
der von Geheimnissen umwitterte Judenfriea-
hof, die Gassen des Ghetto, der Abbruch dieses
uralten Viertels; Szenen aus dem Böhmerland,
aus der Gegend von Auscha, aus Schloß und
Ort Oslavan; Porträts und Akte, Landschaften
und Stilleben, dekorative Gemälde und kleine
Pastelle. Dazu Radierungen, Schabkunstblätter,
Lithographien, Plakate, Holzschnitte, schwarz-
weiß und mit farbigen Zutaten. Entwürfe für
XXIII. Januar 1920. 1