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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 45.1919-1920

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Frank, Willy: Neue Medaillen und Figuren von Ludwig Gies
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https://doi.org/10.11588/diglit.9121#0244

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Neue Medaillen und Figuren von Ludwig Gics.

LUDWIG GIES—HF.KI.1X.

ILBF.R-PI.AKF.TTK

ahmung, die der Manieriertheit nahe verwandt
ist. Nirgends ein Widerstand in der Erledigung
der kompositioneilen Aufgabe; sicheres Gefühl
für Fläche und Schmuckwirkung des Zierats;
vorzügliche Arbeit mit Schrift und Figur. In
vielen ihrer Eigenschaften eine echte Gipskunst,
wenn man das Leichte, Bildsame dieses Ma-
terials und seine gefällige Zugänglichkeit für
den gut geborenen Einfall in Betracht zieht. In
den endgültigeren, unwiderruflicheren Materia-
lien Stein oder Metall läßt sich Manches weniger
gut denken. Der Unterschied zwischen Pla-
ketten und Medaillen einerseits und der
Rundplastik andererseits fällt ins Auge. Er
ist nicht gut zu übersehen. Ich bin entschieden
der Meinung, daß das Talent dieses Künstlers
auf die Fläche und auf den kunstgewerblich
gebundenen Zweck angewiesen ist. Die inner-
liche Gebundenheit dieser Kunst wird zur Tu-
gend, wo sie sich mit äußerer Gebundenheit
begegnet. In der Plakette, in der Münze darf

Geschmack und Ausschaltung unziemlicher Ehr-
geize oberster Leitgedanke sein. Hier will man
sehen, daß der Künstler Selbstbeschränkung,
besonnene Selbsteinschätzung übt. Wenigstens
ist ihm das erlaubt. Er soll die Begrenztheit
der Möglichkeiten nicht als aufgezwungene Hem-
mung empfinden, sondern als willkommenen
Rahmen, innerhalb dessen er sich mit einem
gefälligen Anschein von Freiheit bewegt, nach-
dem er ihm seine Ambitionen vorher klug unter-
geordnet hat. In der Rundplastik fällt diese
Notwendigkeit weg, hier ist Freiheit. Und des-
halb wirkt hier innere Bindung peinlich. Gies
ist vielleicht der sicherste und geschmackvollste
Medailleur, den wir heute besitzen. Gegen
seine Trockensiegel für den Deutschen Werk-
bund, gegen seine Plakette „Factis, non verbis"
ist nichts einzuwenden. Sie sind ausgezeichnet.
Dagegen machen seine Rundfiguren einen ge-
wollten, gesuchten Eindruck. Sie überzeugen
lange nicht in dem Grade wie die leicht und

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