Neue Medaillen und Figuren von Ludwig Gies.
SII.HF.R-1T.A KETTE. PETSCHAFT.
souverän hingeschriebenen Me-
daillen, die alle Reize der fein-
neivigen, graphischen Negativ-
Arbeit aufweisen. Es liegt ein
richtiges Gefühl darin, daß Gies
für seine Rundfiguren Mate-
rialien gewählt hat, die auch
diese freieren Schöpfungen in
kunstgewerbliche Sphäre ver-
weisen: Porzellan, Elfenbein,
Silber, Holz. Trotzdem: sie
gehen deutlich in die dritte Di-
mension, und dazu scheint mir
diese Begabung mit ihrer vor-
läufig noch durchaus flächen-
haften , sprachlich - zeichneri-
schen Ausbildung nicht befugt.
Ausdrücklich bemerke ich, daß
ich z. B. die silbergetriebene
Teebüchse zu den gelungensten
Leistungen des Künstlers rech-
ne. Sie ist ein köstliches, kapri-
ziöses Stück Arbeit, leicht, voll
sublimer Ironie, ganz zuhause
in einer spöttisch-sentimentalen
Welt, geistreich und mit keinem
Gramm überflüssigen Stoffes
beschwert. In diesem wie in
anderen Stücken fließt ent-
zückende Suada der gepfleg-
testen Erzählergabe. Leicht
strömen der Erfindung die faß-
lichen Zeichen zu, und unnach-
ahmlich richtig ist das Verhält-
nis, in dem der Aufwand an
Form zu Zweck, Inhalt und Be-
deutung des Gegenstandes
steht. Die Keckheit der An-
deutung und Abkürzung ist
durchaus überlegener Art. Um-
schrieben und ausdrucksvoll
steht alles da, hier zeichenhaft
verdichtet, dort zum geistreich-
witzigen Apercu beschnitten,
trookensiegi I .
TROCKENSTEGEI..
TROCKF.NS1F.C.F.I..
dort wieder mehr in gemütvol-
les Detail gehend, niemals ge-
schwätzig, immer außerordent-
lich ziervoll, anziehend emp-
funden und sehr apart. Der
Reiz, den leichte Reste anschei-
nender UnVollkommenheit ge-
ben, ist glänzend erfaßt und
vornehm ausgenutzt. Es fehlt
diesen kleinen Kunstwerken
alles seelenlos Maschinelle und
Glatte. Etwas kindhaft stehen
die Buchstaben der Schrift, dem
Anschein nach ein wenig un-
sicher und mit reizenden Un-
willkürlichkeiten belastet, und
das Gleiche gilt für die Formen.
Blick und Gefühl werden so
noch ein wenig in den Vorgang
des Schaffens hineingezogen.
Sie genießen feinschmeckerisch
die Widerstände, die zu be-
siegen sind, hart neben dem
eleganten Spiel der klugen
Hand, die diese Widerstände
so fein erledigt. Unverkennbar
stehen am Anfang dieser Kunst
— damit auch das nicht unge-
sagt bleibe — historische Ein-
flüsse verschiedener Herkunft:
Griechenland, Ägypten haben
mit ihren Münzen, Kameen, Re-
liefs stilgebend eingewirkt. Im
Ganzen aber ist dieser Medail-
leur Ludwig Gies eine klar und
reizvoll umrissene Künstler-
erscheinung; nicht ohne deut-
liche Begrenzung, nicht ohne
fühlbare Bedrohtheit von der
Seite der Manier und Selbst-
erschöpfung, aber vorläufig je-
denfalls erfreulich frisch und
quellend, wohl eingepaßt in das
ihm gesetzte Maß. willy frank.
SII.HF.R-1T.A KETTE. PETSCHAFT.
souverän hingeschriebenen Me-
daillen, die alle Reize der fein-
neivigen, graphischen Negativ-
Arbeit aufweisen. Es liegt ein
richtiges Gefühl darin, daß Gies
für seine Rundfiguren Mate-
rialien gewählt hat, die auch
diese freieren Schöpfungen in
kunstgewerbliche Sphäre ver-
weisen: Porzellan, Elfenbein,
Silber, Holz. Trotzdem: sie
gehen deutlich in die dritte Di-
mension, und dazu scheint mir
diese Begabung mit ihrer vor-
läufig noch durchaus flächen-
haften , sprachlich - zeichneri-
schen Ausbildung nicht befugt.
Ausdrücklich bemerke ich, daß
ich z. B. die silbergetriebene
Teebüchse zu den gelungensten
Leistungen des Künstlers rech-
ne. Sie ist ein köstliches, kapri-
ziöses Stück Arbeit, leicht, voll
sublimer Ironie, ganz zuhause
in einer spöttisch-sentimentalen
Welt, geistreich und mit keinem
Gramm überflüssigen Stoffes
beschwert. In diesem wie in
anderen Stücken fließt ent-
zückende Suada der gepfleg-
testen Erzählergabe. Leicht
strömen der Erfindung die faß-
lichen Zeichen zu, und unnach-
ahmlich richtig ist das Verhält-
nis, in dem der Aufwand an
Form zu Zweck, Inhalt und Be-
deutung des Gegenstandes
steht. Die Keckheit der An-
deutung und Abkürzung ist
durchaus überlegener Art. Um-
schrieben und ausdrucksvoll
steht alles da, hier zeichenhaft
verdichtet, dort zum geistreich-
witzigen Apercu beschnitten,
trookensiegi I .
TROCKENSTEGEI..
TROCKF.NS1F.C.F.I..
dort wieder mehr in gemütvol-
les Detail gehend, niemals ge-
schwätzig, immer außerordent-
lich ziervoll, anziehend emp-
funden und sehr apart. Der
Reiz, den leichte Reste anschei-
nender UnVollkommenheit ge-
ben, ist glänzend erfaßt und
vornehm ausgenutzt. Es fehlt
diesen kleinen Kunstwerken
alles seelenlos Maschinelle und
Glatte. Etwas kindhaft stehen
die Buchstaben der Schrift, dem
Anschein nach ein wenig un-
sicher und mit reizenden Un-
willkürlichkeiten belastet, und
das Gleiche gilt für die Formen.
Blick und Gefühl werden so
noch ein wenig in den Vorgang
des Schaffens hineingezogen.
Sie genießen feinschmeckerisch
die Widerstände, die zu be-
siegen sind, hart neben dem
eleganten Spiel der klugen
Hand, die diese Widerstände
so fein erledigt. Unverkennbar
stehen am Anfang dieser Kunst
— damit auch das nicht unge-
sagt bleibe — historische Ein-
flüsse verschiedener Herkunft:
Griechenland, Ägypten haben
mit ihren Münzen, Kameen, Re-
liefs stilgebend eingewirkt. Im
Ganzen aber ist dieser Medail-
leur Ludwig Gies eine klar und
reizvoll umrissene Künstler-
erscheinung; nicht ohne deut-
liche Begrenzung, nicht ohne
fühlbare Bedrohtheit von der
Seite der Manier und Selbst-
erschöpfung, aber vorläufig je-
denfalls erfreulich frisch und
quellend, wohl eingepaßt in das
ihm gesetzte Maß. willy frank.