Junge Bühnenkunst.
sie in Goethe geklungen haben mögen, als er
der Welt die Geschichte der armen, betrogenen,
zarten, blassen Französin erzählte mit dem
Kontrast von Sentiment und Esprit, Melancholie
und Schärfe, von Blau
und Gelb, Figuren von
reizender Traurigkeit, Bil-
der serienhaft gereiht und
dramatisch aufgegipfelt.
Exposition, Klimax, Peri-
pethie und Katastrophe
finden bildhafte Formu-
lierung in Farben und
Rhythmen. Dies wichtige
Wissen um dramatische
Struktur finden wir schon
in früheren Skizzen zu
„Hoffmanns Erzäh-
lungen", darin dieser
junge Schlesier, der außer
seiner Heimat, Berlin und
etwas Thüringen wenig
von der Welt gesehen
hat, Farbentänze aufwir-
belt, als sei er am Mär-
tyrerberg in Paris daheim.
Fünf Bilder zu Shake-
speares „Sturm" erschei-
nen , im einzelnen von
unterschiedlichem Wert,
im ganzen groß empfun-
den und gestaltet. Das
Schiff ein tanzender
Schein im Zaubermeer,
ll/VUP'r LEUTE
eine himmlische Möwe im Sternenmeer; die
Insel eine Erde für sich, wie der Orbis terra-
rum rund umflossen vom Weltmeer, das sich in
blauer Schwingung dunkel zwischen die Zu-
schauer und den wech-
selnden Schauplatz legt.
— Nun erzählt der Be-
sucher von den ersten
Etappen seiner theatra-
lischen Läufbahn, von der
Kinderzeit und dem gro-
ßen Puppentheater, für
das er — ein zweiter
Poppenspäler Pole —
selbst zeichnete, malte,
klebte und schneiderte.
Allerlei Dinge wurden da
ausgeführt, Phantasie-
stücke eigen ausgedacht
und aufgeführt. In der La-
teinstunde liegt neben
Caesar und Livius Skiz-
zenpapier, darauf alte
Römer in wunderlich wei-
ten Gewändern zu feier-
ÜchenTempeln aufsteigen,
wilde Felsen einer phan-
tastischen Schweiz Teil
mit Geßler und Armgard
umringen. Alles drängt
fund zieht den malenden
Knaben zum Theater.
Im Kurtheater von Oyn-
hausen erkennt er die
PAUL GERD GUDEBJAN. ENTWÜRFE ZU JUDITH
251
sie in Goethe geklungen haben mögen, als er
der Welt die Geschichte der armen, betrogenen,
zarten, blassen Französin erzählte mit dem
Kontrast von Sentiment und Esprit, Melancholie
und Schärfe, von Blau
und Gelb, Figuren von
reizender Traurigkeit, Bil-
der serienhaft gereiht und
dramatisch aufgegipfelt.
Exposition, Klimax, Peri-
pethie und Katastrophe
finden bildhafte Formu-
lierung in Farben und
Rhythmen. Dies wichtige
Wissen um dramatische
Struktur finden wir schon
in früheren Skizzen zu
„Hoffmanns Erzäh-
lungen", darin dieser
junge Schlesier, der außer
seiner Heimat, Berlin und
etwas Thüringen wenig
von der Welt gesehen
hat, Farbentänze aufwir-
belt, als sei er am Mär-
tyrerberg in Paris daheim.
Fünf Bilder zu Shake-
speares „Sturm" erschei-
nen , im einzelnen von
unterschiedlichem Wert,
im ganzen groß empfun-
den und gestaltet. Das
Schiff ein tanzender
Schein im Zaubermeer,
ll/VUP'r LEUTE
eine himmlische Möwe im Sternenmeer; die
Insel eine Erde für sich, wie der Orbis terra-
rum rund umflossen vom Weltmeer, das sich in
blauer Schwingung dunkel zwischen die Zu-
schauer und den wech-
selnden Schauplatz legt.
— Nun erzählt der Be-
sucher von den ersten
Etappen seiner theatra-
lischen Läufbahn, von der
Kinderzeit und dem gro-
ßen Puppentheater, für
das er — ein zweiter
Poppenspäler Pole —
selbst zeichnete, malte,
klebte und schneiderte.
Allerlei Dinge wurden da
ausgeführt, Phantasie-
stücke eigen ausgedacht
und aufgeführt. In der La-
teinstunde liegt neben
Caesar und Livius Skiz-
zenpapier, darauf alte
Römer in wunderlich wei-
ten Gewändern zu feier-
ÜchenTempeln aufsteigen,
wilde Felsen einer phan-
tastischen Schweiz Teil
mit Geßler und Armgard
umringen. Alles drängt
fund zieht den malenden
Knaben zum Theater.
Im Kurtheater von Oyn-
hausen erkennt er die
PAUL GERD GUDEBJAN. ENTWÜRFE ZU JUDITH
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