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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 45.1919-1920

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Frank, Rudolf: Junge Bühnenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9121#0269

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Junge Bühnenkunst.

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Notwendigkeit, mit wenigstem alles zu sagen
und Liebermanns Wort: „zeichnen heißt weg-
lassen" auf die Bühne anzuwenden. Eifriges
Studium auf der Berliner Königl. Kunstgewer-
beschule bringt Sich-
tung und Ordnung in
die bunten, wirren Ein-
drücke der ersten Ju-
gend. Ein Militärj ahr
greift fast vernichtend
in das zarte Leben ein.
Alle Blüten sind er-
froren. Nach schwerer
Krankheit bleibt tiefes
Verlangen nach Stille,
nach Ruhe. Dann wie-
der , ungestüm auf-
schießend, der Trieb
zum Schaffen. EinHof-
theater, eines von den
verstocktesten, bietet
ihm Anstellung. Er
folgt und sieht sich
schwer enttäuscht. Die
erste Berührung mit
dem „künstlerischen
Beirat" gleicht dem
ersten Teil der Schü-
lerszene aus Faust.
Gallebitter ist derRest.
Ansireicherarbeiten,
Tünchereien stehen
ihm bevor, bestenfalls
die Ausführung akade-

II . III - BT,

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AKT DI, A K T II.

paul gerd guderian.

misch geistloser Entwürfe, die wie Folter-
instrumente vor ihm stehen. Das ist schlimmer
als Militär, ist Entweihung, Entheiligung, Pro-
stitution. Lieber hungern, lieber zu Grunde
gehen! Ohne ein Wort
zu sagen, entflieht er
nach vierundzwanzig
Stunden. In Berlin
tritt er in Orliks Ate-
lier und wird beach-
tet. Eine erfolgreiche
Ausstellung bei Reuß
und Pollak entreißt ihn
der schlimmsten Not.
Wird das Theater, das
programmäßig hinter
den andern Künsten
hertrottet, sich nun be-
reit finden, dem jun-
gen Künstler Leinwän-
de zur Verfügung zu
stellen UQd wären es
auch nur alte, verwa-
schene Fetzen?! Es
wird sich an seiner
reichen Ausdrucks-
kraft undVorstellungs-
gabe bereichern und
damit näher zur Ge-
genwart, dichter zur
Dichtung, sicherer zur
Kunst begeben. —
Längst waren diese
Zeilen geschrieben, als
 
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