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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 45.1919-1920

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Graf, Oskar Maria: Der Maler Adolf Bueger
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https://doi.org/10.11588/diglit.9121#0289

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DER MALER ADOLF BUEGER.

VON OSKAR MARIA GRAF.

Mein erstmaliger Hinweis auf diesen Maler
in diesen Blättern wurde diktiert von
wissender Hoffnung. Damals fand sich der Ge-
stalter eben seinen Weg, heute — rückschauend
auf die ungeheure Arbeit eines Jahres — er-
leben wir sein gefestigtes Weiterschreiten, seine
ganze Aufgeblütheit. Was man anfänglich als
instinktiv und intuitive Dokumentierung einer
ungewöhnlichen Begabung empfand, steht nun
als bewußte Gestaltung vor uns. Und doch
kommen diesem Maler seine besten Bilder, die
jetzt mehr übergehen ins Hervorheben der wun-
dertiefen Alltäglichkeiten einer Landschaft,
eines Obstgartens, eines Gärtnerhauses oder
Getreidefeldes, doch erstrahlen diese Werke
aus der unverbrauchten Kraft des Unbewußten.
Nur die Hand, die den Pinsel führt, weiß um
die Anordnung des zu Schaffenden, die plötz-
lich im Innern erstrahlte Idee wird erst dem
Aufnehmenden gewahr. Ihr Träger selbst ist
in irgend einer Sekunde Von ihr erfaßt worden
und fand keine Ruhe mehr, bis der letzte Strich
sich auswuchtete....................

So sind diesem Maler die Bilder erblüht, so
erklärt sich seine Rastlosigkeit und sein Ge-
wachsensein. Als Knabe durchschlendert er
die Gärten, kostet mit der ganzen Inbrunst
durstiger Jugend die Seligkeit saftträumender
Wälder und rennt über die Wiesen wie ein
übermütiges Füllen, statt die Schule aufzu-
suchen. Den Achtzehnjährigen fassen die Berge,
die Natur ersteht ihm als tiefstes Symbol und
will, zum Erlebnis geworden, heraus als Gestalt
innerer Schwingung. Da reißt der Faden. Als
er malen will, steht auf einmal die Wand da:
Die Eltern wollen nicht. Aber der Anfang ist
straffgespannt bis zur Entladung. Die Hem-
mungen zerfallen. Adolf Büger malt unbehol-
fen, zäh und fanatisch Akte, Tiere, Landschafts-
motive, Stilleben bei Halm und Professor Jank.
Die Not hindert nicht einmal, sie trägt, wenn
auch noch so bitter, weiter. (Es ist wahr, was
damals ein Freund ironisch sagte: „Er kann
seine Farbe nicht halten!" Es ist fast heute
noch wahr!) Und auf einmal kommt die Un-
ruhe, der Durst nach Welt. Auf einmal sind
 
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