OSKAR COESTER — MÜNCHEN.
GEMÄLDE > LANI J.SCHAFT «
ZU OSKAR COESTERS LANDSCHAFTEN.
In dieser Zeit, die sich so sehr auf Geist und
Abstraktion stellen will, ist man besonders
dankbar für jede Begabung, in der eine ursprüng-
liche Berührung mit Sinnlichkeit und Farbe vor-
liegt. Denn dessen müssen wir uns bewußt
sein: was die ganze sogenannte expressio-
nistische oder geistige Bewegung an eigentlich
malerischem Gewinn gebracht hat, ist herzlich
gering. Es betrifft vielmehr den Bildinhalt in
weiterem Sinne, die Loslösung vom Sehraum,
die Erschließung des Ausdrucksgebiets usw.,
weniger aber seine Bewältigung mit malerischen
Mitteln. Wenn darum die jetzige Generation
die Graphik so sehr bevorzugt, wenn sie, auch
wo sie mit dem Pinsel arbeitet, überwiegend
linear vorgeht, die Form gern durch Konturie-
rung festigt usw., so ist das zwar konsequent,
aber im Grunde bequem. Richtig aufregend
wird die Sache erst werden, wenn wieder ein
sinnlicheres Geschlecht heraufkommt, das kein
Interesse mehr hat Theorien zu verkündigen,
weil sie bis dahin abgedroschen worden sind,
das aber beginnen wird den wirklichen Ertrag
des Neuen, den ganzen neuerschlossenen Raum
mit wirklich und ausschließlich malerischen
Mitteln zu bewältigen und zu gestalten.
Zu Oskar Coesters Landschaften die geistigen
Ahnen aufzusuchen, ist ein müßiges und im
Grunde überflüssiges Beginnen. Wenn man
fragt, wo ein Mensch anknüpfen könnte, der
von Blut Maler, von Gefühl Dichter der kom-
ponierten Landschaft und von Rasse Deutscher
ist, so ergibt sich etwa der Punkt, auf dem die
deutsche Landschaftsmalerei stand, bevor sie
in den Impressionismus abglitt und damit in-
tellektualistisch wurde. Stimmungen der Jahr-
hundertausstellung steigen auf und erweisen
überraschend fruchtbare Bezüge zur Gegen-
wart. Mit Marees verbindet Coester außer der
ganzen Vornehmheit der Gesamtkonzeption
vor allem dies, daß das Ereignis des Bildes in
der Ruhe gefunden wird (im diametralsten Ge-
gensatz etwa zu Van Gogh). Formal drückt
sich dies in der Bevorzugung der Horizontale
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ZU OSKAR COESTERS LANDSCHAFTEN.
In dieser Zeit, die sich so sehr auf Geist und
Abstraktion stellen will, ist man besonders
dankbar für jede Begabung, in der eine ursprüng-
liche Berührung mit Sinnlichkeit und Farbe vor-
liegt. Denn dessen müssen wir uns bewußt
sein: was die ganze sogenannte expressio-
nistische oder geistige Bewegung an eigentlich
malerischem Gewinn gebracht hat, ist herzlich
gering. Es betrifft vielmehr den Bildinhalt in
weiterem Sinne, die Loslösung vom Sehraum,
die Erschließung des Ausdrucksgebiets usw.,
weniger aber seine Bewältigung mit malerischen
Mitteln. Wenn darum die jetzige Generation
die Graphik so sehr bevorzugt, wenn sie, auch
wo sie mit dem Pinsel arbeitet, überwiegend
linear vorgeht, die Form gern durch Konturie-
rung festigt usw., so ist das zwar konsequent,
aber im Grunde bequem. Richtig aufregend
wird die Sache erst werden, wenn wieder ein
sinnlicheres Geschlecht heraufkommt, das kein
Interesse mehr hat Theorien zu verkündigen,
weil sie bis dahin abgedroschen worden sind,
das aber beginnen wird den wirklichen Ertrag
des Neuen, den ganzen neuerschlossenen Raum
mit wirklich und ausschließlich malerischen
Mitteln zu bewältigen und zu gestalten.
Zu Oskar Coesters Landschaften die geistigen
Ahnen aufzusuchen, ist ein müßiges und im
Grunde überflüssiges Beginnen. Wenn man
fragt, wo ein Mensch anknüpfen könnte, der
von Blut Maler, von Gefühl Dichter der kom-
ponierten Landschaft und von Rasse Deutscher
ist, so ergibt sich etwa der Punkt, auf dem die
deutsche Landschaftsmalerei stand, bevor sie
in den Impressionismus abglitt und damit in-
tellektualistisch wurde. Stimmungen der Jahr-
hundertausstellung steigen auf und erweisen
überraschend fruchtbare Bezüge zur Gegen-
wart. Mit Marees verbindet Coester außer der
ganzen Vornehmheit der Gesamtkonzeption
vor allem dies, daß das Ereignis des Bildes in
der Ruhe gefunden wird (im diametralsten Ge-
gensatz etwa zu Van Gogh). Formal drückt
sich dies in der Bevorzugung der Horizontale