Vom künstlerischen Verlagszeichen.
des Buches, wieder — wie im 15. und 16. Jahr-
hundert schon — von Buchschmuckkünstlern
beachtet und ihrer Pflege für wert gehalten
worden. Die Künstler erkannten die außer-
ordentlich reichen Ausdrucksmöglichkeiten, die
sich in dieses kleine graphische Erzeugnis legen
ließen, sie wurden angelockt durch die Schwie-
rigkeiten, die ihnen gerade dieses in seinen
Mitteln beschränkte und an festbestimmte
Grenzen gebundene Zeichen stellte, das doch
recht viel sagen mußte, während anderseits
auch die Verleger bald einsahen, wie sich mit
einem solchen geistreich gedachten und ge-
schmackvoll gezeichneten Verlagszeichen, das
einprägsam war und sich überall leicht an-
bringen ließ, eine gute, unaufdringliche Reklame
machen ließ. Die alten Verlage ließen sich ihre
überlebten, vielfach der stillosen Periode des
letzten Jahrhunderts entstammenden Zeichen
unserem jetzigen Geschmacksempfinden ent-
sprechend umzeichnen, die neu entstehenden
Verlage dagegen lassen es sich angelegen sein,
sofort mit einem guten, eindrucksvollen, künst-
lerisch ausgeführten Signet an die Öffentlich-
keit zu treten. So ist das Verlagszeichen aus
einer rechtlichen Schutzmarke jetzt für den
Verleger ein Mittel zu vornehmer, künstleri-
scher Reklame, für den Zeichner ein beliebter
GegenstandkünstlerischerBetätigunggeworden.
In den letzten Jahren ist so gut und so viel
von unseren Graphikern auf diesem Gebiete
gearbeitet worden, daß man wohl von einer
zweiten Blütezeit des künstlerischen Verlags-
zeichens sprechen darf. Unsere ersten Buch-
schmuckkünstler haben die vorzüglichsten Lei-
stungen auf diesem kleinen Felde geschaffen;
fast alle Namen von Klang findet man hier mit
Schöpfungen vertreten von den Altmeistern
und Bahnbrechern der neuen Buchgewerbe-
kunst an, wie Eckmann, Sattler, Lechter, Bar-
lösius, Bek-gran, Th. Th. Heine, über unsere
besten zeitgenössischen Graphiker, wie z. B.
Behrens, Kolb, Belwe, Cissarz, Wieynck, Bern-
hard, v. Hoerschelmann, vor allem aber Ehmke,
Weiß, Preetorius, Tiemann, Renner, die uns
die hervorragendsten und zahlreichsten Bei-
spiele von künstlerischen Verlagszeichen ge-
schenkt haben, bis zu unseren jüngsten Kräf-
ten, wie Sigrist, Pirchan, Thamm, Köster, Huld-
schinsky, um nur einige wenige aus der großen
Zahl anzuführen. Die Schöpfer dieser Zeichen,
die beim Publikum noch lange nicht die Auf-
merksamkeit und Beachtung gefunden haben,
die sie ihres hohen künstlerischen Wertes wegen
verdienen, sind so gut wie unbekannt, da es
in der Natur der Aufgabe liegt, daß sie ihren
Namen dabei nicht anbringen können. Dadurch,
daß diese Verlagszeichen auch ein Gegenstand
des Sammeleifers würden, und daß man Aus-
stellungen von Sammlungen veranstaltete, wür-
den auch die Künstler, die sich in diesen schwie-
rigen Aufgaben mit Glück betätigt haben, zu
ihrem Rechte kommen und ihre Leistungen
besser und nach Verdienst anerkannt werden;
denn — so klein und unscheinbar diese Zei-
chen auch sind, so viel wirkliche Kunst ver-
birgt sich doch in ihnen.
Die Abbildungen sind nur eine kleine Kost-
probe aus dem unerschöpflich reichen Schatz
künstlerischer Verlagszeichen, über die unsere
Verlegerwelt jetzt verfügt. Jeder, der darauf
achtet, der auf sie hin Bücher durchsieht, wird
immer neue, schöne Entdeckungen machen
können. Figürliche Signets wie auch ein-
fache Buchstaben-Zeichen sind in glücklichen
Lösungen in reicher Fülle vorhanden. —
*
Selbständigkeit von Geist, Herz und Hand,
ein reines, durch Eitelkeit unvergiftetes
Gemüt, sind nötig zur Bewunderung, und Be-
wunderung wirklich bewundernswerter Dinge
ist der schönste, edelste Luxus, a. v. gl.-rüssw.
VF.RT.AGSANSTAI.T
ALEXAN] lEB Kl ICH DARMSTADT.
des Buches, wieder — wie im 15. und 16. Jahr-
hundert schon — von Buchschmuckkünstlern
beachtet und ihrer Pflege für wert gehalten
worden. Die Künstler erkannten die außer-
ordentlich reichen Ausdrucksmöglichkeiten, die
sich in dieses kleine graphische Erzeugnis legen
ließen, sie wurden angelockt durch die Schwie-
rigkeiten, die ihnen gerade dieses in seinen
Mitteln beschränkte und an festbestimmte
Grenzen gebundene Zeichen stellte, das doch
recht viel sagen mußte, während anderseits
auch die Verleger bald einsahen, wie sich mit
einem solchen geistreich gedachten und ge-
schmackvoll gezeichneten Verlagszeichen, das
einprägsam war und sich überall leicht an-
bringen ließ, eine gute, unaufdringliche Reklame
machen ließ. Die alten Verlage ließen sich ihre
überlebten, vielfach der stillosen Periode des
letzten Jahrhunderts entstammenden Zeichen
unserem jetzigen Geschmacksempfinden ent-
sprechend umzeichnen, die neu entstehenden
Verlage dagegen lassen es sich angelegen sein,
sofort mit einem guten, eindrucksvollen, künst-
lerisch ausgeführten Signet an die Öffentlich-
keit zu treten. So ist das Verlagszeichen aus
einer rechtlichen Schutzmarke jetzt für den
Verleger ein Mittel zu vornehmer, künstleri-
scher Reklame, für den Zeichner ein beliebter
GegenstandkünstlerischerBetätigunggeworden.
In den letzten Jahren ist so gut und so viel
von unseren Graphikern auf diesem Gebiete
gearbeitet worden, daß man wohl von einer
zweiten Blütezeit des künstlerischen Verlags-
zeichens sprechen darf. Unsere ersten Buch-
schmuckkünstler haben die vorzüglichsten Lei-
stungen auf diesem kleinen Felde geschaffen;
fast alle Namen von Klang findet man hier mit
Schöpfungen vertreten von den Altmeistern
und Bahnbrechern der neuen Buchgewerbe-
kunst an, wie Eckmann, Sattler, Lechter, Bar-
lösius, Bek-gran, Th. Th. Heine, über unsere
besten zeitgenössischen Graphiker, wie z. B.
Behrens, Kolb, Belwe, Cissarz, Wieynck, Bern-
hard, v. Hoerschelmann, vor allem aber Ehmke,
Weiß, Preetorius, Tiemann, Renner, die uns
die hervorragendsten und zahlreichsten Bei-
spiele von künstlerischen Verlagszeichen ge-
schenkt haben, bis zu unseren jüngsten Kräf-
ten, wie Sigrist, Pirchan, Thamm, Köster, Huld-
schinsky, um nur einige wenige aus der großen
Zahl anzuführen. Die Schöpfer dieser Zeichen,
die beim Publikum noch lange nicht die Auf-
merksamkeit und Beachtung gefunden haben,
die sie ihres hohen künstlerischen Wertes wegen
verdienen, sind so gut wie unbekannt, da es
in der Natur der Aufgabe liegt, daß sie ihren
Namen dabei nicht anbringen können. Dadurch,
daß diese Verlagszeichen auch ein Gegenstand
des Sammeleifers würden, und daß man Aus-
stellungen von Sammlungen veranstaltete, wür-
den auch die Künstler, die sich in diesen schwie-
rigen Aufgaben mit Glück betätigt haben, zu
ihrem Rechte kommen und ihre Leistungen
besser und nach Verdienst anerkannt werden;
denn — so klein und unscheinbar diese Zei-
chen auch sind, so viel wirkliche Kunst ver-
birgt sich doch in ihnen.
Die Abbildungen sind nur eine kleine Kost-
probe aus dem unerschöpflich reichen Schatz
künstlerischer Verlagszeichen, über die unsere
Verlegerwelt jetzt verfügt. Jeder, der darauf
achtet, der auf sie hin Bücher durchsieht, wird
immer neue, schöne Entdeckungen machen
können. Figürliche Signets wie auch ein-
fache Buchstaben-Zeichen sind in glücklichen
Lösungen in reicher Fülle vorhanden. —
*
Selbständigkeit von Geist, Herz und Hand,
ein reines, durch Eitelkeit unvergiftetes
Gemüt, sind nötig zur Bewunderung, und Be-
wunderung wirklich bewundernswerter Dinge
ist der schönste, edelste Luxus, a. v. gl.-rüssw.
VF.RT.AGSANSTAI.T
ALEXAN] lEB Kl ICH DARMSTADT.