Deutsche undfranzösische Meister in der Münchener Neuen Staatsgalerie.
CLAUDE MONET.
»drucke von argenteuii.
gemäß Werden, Richtung und Ausmaß der
künstlerischen Bewegung in stärkstem Maß be-
einflußt haben, unbeachtet bleiben. Und schließ-
lich darf über der Kategorie der schöpferische
Beitrag des Einzelnen nicht vergessen werden.
Zwar erschien es Cezanne als Ideal, „in der
Reihe zu stehen"; und van Goghs heimliche
Sehnsucht blieb zeitlebens das Werden einer
Malergilde, die gewissermaßen in gemeinschaft-
licher Bemühung das Kunstwerk schaffen sollte.
Aber schließlich ist gerade die Arbeit der Beiden
die stärkste Bestätigung, daß Kunst — heute
jedenfalls — Frucht der einsamen Ekstase des
Einzelnen ist. Wer hat je ein Stilleben wie
Cezanne gemalt, von zuckender Animalität er-
regt und dabei still und feierlich wie ein alter
Choral? Oder die Gärten von Arles mit der
verzehrenden Inbrunst van Goghs?
Gleichgültig, was man sich vergegenwärtigt
— das gedämpfte altmeisterliche Frühstücks-
bild Manets, die gelöste flimmernde Schönheit
einer späten Manetschen Landschaft, die saftige
Gefaßtheit eines Trübnerschen Kopfes, die
stillebenhafte, unendlich vornehme Ruhe und
Sachlichkeit eines Leibischen Bildnisses, die go-
tische Biegung einer der Tänzerinnen Degas, die
rhythmische Musik der Legenden von Marees,
das aufgewühlte, barocke Pathos einer Land-
schaft Kokoschkas: immer liegt das besondere
und zutiefst entscheidende im Temperament
und Lebensgefühl des Einzelnen.
Die Sammlung enthält viele entscheidende
Dokumente dieser Generation. Sie wird im
Sinn neuzeitlicher Museumstechnik in gut be-
leuchteten Sälen in wohl gelungener Schau dar-
geboten. Gerade weil es sich um eine der
wichtigsten, neuerer Kunsthervorbringung ge-
widmeten europäischen Galerien handelt, ist es
unmöglich, zwei Vorbehalte zu verschweigen.
Einmal, daß eine nicht geringe Anzahl von Bil-
dern von durchaus lokaler Begrenzung hier
hängt — es erübrigt sich, sie einzeln namhaft
zu machen; der Kundige weiß Bescheid —,
denen man unbedingt den Eintritt hätte wehren
müssen. Zum andern: in einer Sammlung, die
neuzeitlicher Kunst dienen will, dürfen wich-
tige gegenwärtige Namen nicht fehlen. Bei-
spielsweise: Degas, Picasso, Fiori, Münch,
Lehmbruck, Barlach, Heckel, Nolde, Pechstein,
Beckmann......................k. p.
CLAUDE MONET.
»drucke von argenteuii.
gemäß Werden, Richtung und Ausmaß der
künstlerischen Bewegung in stärkstem Maß be-
einflußt haben, unbeachtet bleiben. Und schließ-
lich darf über der Kategorie der schöpferische
Beitrag des Einzelnen nicht vergessen werden.
Zwar erschien es Cezanne als Ideal, „in der
Reihe zu stehen"; und van Goghs heimliche
Sehnsucht blieb zeitlebens das Werden einer
Malergilde, die gewissermaßen in gemeinschaft-
licher Bemühung das Kunstwerk schaffen sollte.
Aber schließlich ist gerade die Arbeit der Beiden
die stärkste Bestätigung, daß Kunst — heute
jedenfalls — Frucht der einsamen Ekstase des
Einzelnen ist. Wer hat je ein Stilleben wie
Cezanne gemalt, von zuckender Animalität er-
regt und dabei still und feierlich wie ein alter
Choral? Oder die Gärten von Arles mit der
verzehrenden Inbrunst van Goghs?
Gleichgültig, was man sich vergegenwärtigt
— das gedämpfte altmeisterliche Frühstücks-
bild Manets, die gelöste flimmernde Schönheit
einer späten Manetschen Landschaft, die saftige
Gefaßtheit eines Trübnerschen Kopfes, die
stillebenhafte, unendlich vornehme Ruhe und
Sachlichkeit eines Leibischen Bildnisses, die go-
tische Biegung einer der Tänzerinnen Degas, die
rhythmische Musik der Legenden von Marees,
das aufgewühlte, barocke Pathos einer Land-
schaft Kokoschkas: immer liegt das besondere
und zutiefst entscheidende im Temperament
und Lebensgefühl des Einzelnen.
Die Sammlung enthält viele entscheidende
Dokumente dieser Generation. Sie wird im
Sinn neuzeitlicher Museumstechnik in gut be-
leuchteten Sälen in wohl gelungener Schau dar-
geboten. Gerade weil es sich um eine der
wichtigsten, neuerer Kunsthervorbringung ge-
widmeten europäischen Galerien handelt, ist es
unmöglich, zwei Vorbehalte zu verschweigen.
Einmal, daß eine nicht geringe Anzahl von Bil-
dern von durchaus lokaler Begrenzung hier
hängt — es erübrigt sich, sie einzeln namhaft
zu machen; der Kundige weiß Bescheid —,
denen man unbedingt den Eintritt hätte wehren
müssen. Zum andern: in einer Sammlung, die
neuzeitlicher Kunst dienen will, dürfen wich-
tige gegenwärtige Namen nicht fehlen. Bei-
spielsweise: Degas, Picasso, Fiori, Münch,
Lehmbruck, Barlach, Heckel, Nolde, Pechstein,
Beckmann......................k. p.