Zum Gedächtnis Emanuel von Seidls,
Bavariaring schuf, wo sein eigenes Heim stand,
typisch geworden für dieses auf die Theresien-
wiese mündende vornehmere Stadtviertel. Die
schon erwähnte Ausstellung am Isarstrande
brachte auch das Projekt der Bebauung des
linksseitigen Ufers ins Rollen und auch hier hat
Seidl mit seinen Entwürfen für das Cafe Neptun
den Ton angegeben, der für die Flucht statt-
licher großstädtischer Miethäuser bestimmend
werden sollte.
Wohl Keiner hat in ganz Deutschland so viele
Villen, Schlösser und Gesellschaftsräu-
me geschaffen wie Seidl. Das ist gewiß kein Zu-
fall, sondern liegt darin begründet, daß er nicht
nur die Bauform, sondern auch das Dekorative,
das Festliche und Malerische beherrschte.
Wenn in München eine neue Galerie ent-
stand, wurde Seidl zu Rate gezogen. Er baute
das „Kunsthaus Brakl", dessen Bildersäle in
der Raum- und Farbenwirkung so trefflich ge-
stimmt sind. Münchens Bürger-Patrizier be-
riefen den Künstler, um ihre Stadt- und Land-
häuser von ihm bauen zu lassen, für die er ja
Musterbeispiele in seinem Eigenheim gegeben
hatte, dem er in seinem Buche „Mein Stadt-
und Landhaus" — das vor einigen Monaten im
Verlag des mit ihm befreundeten Herausgebers
dieser Kunstzeitschrift Alexander Koch er-
schien — eine liebevolle Schilderung ange-
deihen ließ. Sein Landhaus in Murnau, das
über Äckern und Moor erstand, ist so recht
ein Tuskulum, das Andere aneifern mochte,
gleich Schönes zu besitzen. Seidl wußte Natur
und Kunst in glückliche Übereinstimmung zu
bringen. Sein Haus gehörte zum Park, der
unter seiner Hand entstand, und umgekehrt. So
ist auch sein Tierpark Hellabrunn-München ein
„Zoologischer Garten" geworden, der nach ganz
neuartigen Gesichtspunkten angelegt, seines-
gleichen in Deutschland kaum hat.
Wie Gabriel von Seidl die Bewohner des
Marktes Tölz dazu drängte, daß sie die schönen
Fassaden ihrer alten Häuser wieder erneuerten,
die verblichenen Freskomalereien auffrischen
oder durch andere ersetzen ließen, so hat auch
Emanuel in Murnau darauf hingewirkt, daß der
Markt, der ihn in Dankbarkeit zu seinem Ehren-
bürger ernannte, ein farbenfrohes Kleid anlegte.
Edel- und Landsitze hat Seidl nicht nur
an den bayerischen Seen und in den bayeri-
schen Bergen, sondern auch am Bodensee, in
Tirol und Böhmen, im Rheinland ausgeführt;
größere Schlösser zu bauen wurde er berufen
von Geheimrat v. Oppenheim in Rehnitz in der
Mark, von Dr. Wolf in Stein im Erzgebirge —
sein letztes Werk, das demnächst ebenfalls im
Verlag Alexander Koch-Darmstadt als Sonder-
publikation erscheinen wird — ferner dem
österreichischen Krupp: Freiherrn von Skoda
bei Wien, sowie Freiherrn von Stumm in Ram-
holz bei Gemünd.
AU' den Werken dieses reichen Schaffens gab
die historische Bauwelt der engeren Heimat,
namentlich die Schönheit des bayerischen Ba-
rock und Rokoko den stilgeschichtlichen Hinter-
grund. Während Gabriel vielfach eine Anleh-
nung an die Formen der Renaissance bevorzugte,
wurde Emanuel zu einem Neu- und Umwerter
des Barock. Nicht hoch genug ist zu schätzen,
was das bayerische Kunsthandwerk und Kunst-
gewerbe Emanuel v. Seidl ebenso wie seinem
Bruder Gabriel, an befruchtenden Anregungen
und geschmacksbildenden Weisungen aller Art
zu danken hat. Den Münchener Handwerks-
meistern hat er Wege gezeigt, auf denen noch
viele Nachstrebende wandeln werden. So hat
der feinsinnige, schönheitsliebende Baukünst-
ler auf vielen Gebieten grundlegende und nach-
wirkende Beispiele gegeben, und auch an ihm
erfüllt sich das Dichterwort, daß „wer den
Besten seiner Zeit genug getan" gelebt hat für
alle Zeiten.........hermann roth-münchen.
A
Es sei noch, um diese wichtigen Züge in
Seidl' s menschlichem Wesen nicht ganz zu
übergehen, angefügt, daß Seidl ein begeisterter
Musikfreund und Musiker (Violinist) war und
wie selten ein Mensch die Freundschaft ge-
pflegt hat. In seinem Parke in Murnau hatte
er einen „Freundschaftstempel" errichtet. Für
seinen engen Freundeskreis „Grüner Baum"
sprach Professor von Herterich tiefempfundene
Worte am Grabe des Künstlers, wobei er be-
merkte, „daß an dem Baum der Freundschaft,
den Seidl gepflanzt, er selbst das erste welke
Blatt werden sollte".............. a. k.
Bavariaring schuf, wo sein eigenes Heim stand,
typisch geworden für dieses auf die Theresien-
wiese mündende vornehmere Stadtviertel. Die
schon erwähnte Ausstellung am Isarstrande
brachte auch das Projekt der Bebauung des
linksseitigen Ufers ins Rollen und auch hier hat
Seidl mit seinen Entwürfen für das Cafe Neptun
den Ton angegeben, der für die Flucht statt-
licher großstädtischer Miethäuser bestimmend
werden sollte.
Wohl Keiner hat in ganz Deutschland so viele
Villen, Schlösser und Gesellschaftsräu-
me geschaffen wie Seidl. Das ist gewiß kein Zu-
fall, sondern liegt darin begründet, daß er nicht
nur die Bauform, sondern auch das Dekorative,
das Festliche und Malerische beherrschte.
Wenn in München eine neue Galerie ent-
stand, wurde Seidl zu Rate gezogen. Er baute
das „Kunsthaus Brakl", dessen Bildersäle in
der Raum- und Farbenwirkung so trefflich ge-
stimmt sind. Münchens Bürger-Patrizier be-
riefen den Künstler, um ihre Stadt- und Land-
häuser von ihm bauen zu lassen, für die er ja
Musterbeispiele in seinem Eigenheim gegeben
hatte, dem er in seinem Buche „Mein Stadt-
und Landhaus" — das vor einigen Monaten im
Verlag des mit ihm befreundeten Herausgebers
dieser Kunstzeitschrift Alexander Koch er-
schien — eine liebevolle Schilderung ange-
deihen ließ. Sein Landhaus in Murnau, das
über Äckern und Moor erstand, ist so recht
ein Tuskulum, das Andere aneifern mochte,
gleich Schönes zu besitzen. Seidl wußte Natur
und Kunst in glückliche Übereinstimmung zu
bringen. Sein Haus gehörte zum Park, der
unter seiner Hand entstand, und umgekehrt. So
ist auch sein Tierpark Hellabrunn-München ein
„Zoologischer Garten" geworden, der nach ganz
neuartigen Gesichtspunkten angelegt, seines-
gleichen in Deutschland kaum hat.
Wie Gabriel von Seidl die Bewohner des
Marktes Tölz dazu drängte, daß sie die schönen
Fassaden ihrer alten Häuser wieder erneuerten,
die verblichenen Freskomalereien auffrischen
oder durch andere ersetzen ließen, so hat auch
Emanuel in Murnau darauf hingewirkt, daß der
Markt, der ihn in Dankbarkeit zu seinem Ehren-
bürger ernannte, ein farbenfrohes Kleid anlegte.
Edel- und Landsitze hat Seidl nicht nur
an den bayerischen Seen und in den bayeri-
schen Bergen, sondern auch am Bodensee, in
Tirol und Böhmen, im Rheinland ausgeführt;
größere Schlösser zu bauen wurde er berufen
von Geheimrat v. Oppenheim in Rehnitz in der
Mark, von Dr. Wolf in Stein im Erzgebirge —
sein letztes Werk, das demnächst ebenfalls im
Verlag Alexander Koch-Darmstadt als Sonder-
publikation erscheinen wird — ferner dem
österreichischen Krupp: Freiherrn von Skoda
bei Wien, sowie Freiherrn von Stumm in Ram-
holz bei Gemünd.
AU' den Werken dieses reichen Schaffens gab
die historische Bauwelt der engeren Heimat,
namentlich die Schönheit des bayerischen Ba-
rock und Rokoko den stilgeschichtlichen Hinter-
grund. Während Gabriel vielfach eine Anleh-
nung an die Formen der Renaissance bevorzugte,
wurde Emanuel zu einem Neu- und Umwerter
des Barock. Nicht hoch genug ist zu schätzen,
was das bayerische Kunsthandwerk und Kunst-
gewerbe Emanuel v. Seidl ebenso wie seinem
Bruder Gabriel, an befruchtenden Anregungen
und geschmacksbildenden Weisungen aller Art
zu danken hat. Den Münchener Handwerks-
meistern hat er Wege gezeigt, auf denen noch
viele Nachstrebende wandeln werden. So hat
der feinsinnige, schönheitsliebende Baukünst-
ler auf vielen Gebieten grundlegende und nach-
wirkende Beispiele gegeben, und auch an ihm
erfüllt sich das Dichterwort, daß „wer den
Besten seiner Zeit genug getan" gelebt hat für
alle Zeiten.........hermann roth-münchen.
A
Es sei noch, um diese wichtigen Züge in
Seidl' s menschlichem Wesen nicht ganz zu
übergehen, angefügt, daß Seidl ein begeisterter
Musikfreund und Musiker (Violinist) war und
wie selten ein Mensch die Freundschaft ge-
pflegt hat. In seinem Parke in Murnau hatte
er einen „Freundschaftstempel" errichtet. Für
seinen engen Freundeskreis „Grüner Baum"
sprach Professor von Herterich tiefempfundene
Worte am Grabe des Künstlers, wobei er be-
merkte, „daß an dem Baum der Freundschaft,
den Seidl gepflanzt, er selbst das erste welke
Blatt werden sollte".............. a. k.