Die Kunst und ihr Publikum.
wenn ihm dieser Wert
unzugänglich bleibt.
Und so kommt es zu
dieserKriegsstimmung
zwischen Künstler und
Publikum, die heute
noch die Vertreter
neuester Kunst vom
Volke abtrennt. Ge-
rade die Kunstzeit-
schriften bekommen
von dieser Kriegsstim-
mung , hüben und
drüben, manches zu
spüren. Sie, deren
einziges Ziel es ist,
mit höchstem Ernst
und höchstem Verant-
wortungsgefühl zwi-
schen beiden Gruppen
zu vermitteln, hier für
lebendige Auswirk-
ung des voranschrei-
tenden Künstlers, dort
für Verständnis und
wahre Kunstfreude zu
werben, werden selbst
in den Kampf hinein-
gezogen, den sie
schlichten wollen.wer-
den oft der Partei-
lichkeit beschuldigt,
weil sie das große In-
teresse vertreten, das
über beiden Grup-
penist: das Interesse,
beseelte Volksgemein-
schaft aufzubauen, in
der alles sich wech-
selseitig fördert wie
die Organe in einem
gesunden Körper. Kei-
ne Frage: irgendetwas
von Naturnotwendig-
keit liegt diesem Zwie-
spalt zugrunde. Es ist
— ich sage das un-
umwunden — eine
große Ungerechtig-
keit, das Wehren des
Publikums gegen eine
neue.vorbildloseForm
des künstlerischen
Ausdrucks als intel-
lektuellen Mangel, als
stumpfsinnige Kunst-
blindheit zu verleum-
Ii t £
V4/
LOTTE PRITZEI.. YITRIXEX-PUPPE«
den. Der Laie hat zu-
nächst von sich aus
gar keinen Grund,
sich von der Kunst,
die er kennt und liebt,
die ihm Freude und
Lebensbereicherung
schenkt, fortzusehnen
nach Neuem. Warum
in aller Welt sollte er
das tun? Er hat alle
die gewaltigen An-
triebe nicht, die den
Künstler in umstürz-
lerische Wagnisse ja-
gen. Er hat nicht jenes
überwältigende Vor-
schauen einer neuen
Schönheit, das den
Künstler die alte zer-
brechen oder preis-
gebenläßt. Der Künst-
ler, der mit alten Har-
monieen bricht, tut
dies doch nicht aus
bloßer negativerSucht
nach Neuem. Er tut
es, weil er die positive
neue Schönheit zum
Greifen deutlich vor
sich sieht und sie aus
der Zukunft hereinrei-
ßen will in den Tag des
Heute. Das macht ihn
zumRevolutionär, zum
ewigen Störer des
Kunstfriedens. Der
Laie hat diesen mäch-
tigen Antrieb nicht, er
kann ihn nicht haben.
Es ist blind und illu-
sionistisch , ihn bei
ihm vorauszusetzen.
Nichts ist natürlicher,
als daß er die ersten
Ausschnitte des neuen
künstlerischen Welt-
bildes , die ihm bei
neuen Wendungen der
Kunst vorgeführt wer-
den, mit Prüfen, mit
Zögern, mit Wider-
willen betrachtet. Er
kann in ihnen zu-
nächst nur das Ver-
neinende sehen, das
Verlassen, das brutale
wenn ihm dieser Wert
unzugänglich bleibt.
Und so kommt es zu
dieserKriegsstimmung
zwischen Künstler und
Publikum, die heute
noch die Vertreter
neuester Kunst vom
Volke abtrennt. Ge-
rade die Kunstzeit-
schriften bekommen
von dieser Kriegsstim-
mung , hüben und
drüben, manches zu
spüren. Sie, deren
einziges Ziel es ist,
mit höchstem Ernst
und höchstem Verant-
wortungsgefühl zwi-
schen beiden Gruppen
zu vermitteln, hier für
lebendige Auswirk-
ung des voranschrei-
tenden Künstlers, dort
für Verständnis und
wahre Kunstfreude zu
werben, werden selbst
in den Kampf hinein-
gezogen, den sie
schlichten wollen.wer-
den oft der Partei-
lichkeit beschuldigt,
weil sie das große In-
teresse vertreten, das
über beiden Grup-
penist: das Interesse,
beseelte Volksgemein-
schaft aufzubauen, in
der alles sich wech-
selseitig fördert wie
die Organe in einem
gesunden Körper. Kei-
ne Frage: irgendetwas
von Naturnotwendig-
keit liegt diesem Zwie-
spalt zugrunde. Es ist
— ich sage das un-
umwunden — eine
große Ungerechtig-
keit, das Wehren des
Publikums gegen eine
neue.vorbildloseForm
des künstlerischen
Ausdrucks als intel-
lektuellen Mangel, als
stumpfsinnige Kunst-
blindheit zu verleum-
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V4/
LOTTE PRITZEI.. YITRIXEX-PUPPE«
den. Der Laie hat zu-
nächst von sich aus
gar keinen Grund,
sich von der Kunst,
die er kennt und liebt,
die ihm Freude und
Lebensbereicherung
schenkt, fortzusehnen
nach Neuem. Warum
in aller Welt sollte er
das tun? Er hat alle
die gewaltigen An-
triebe nicht, die den
Künstler in umstürz-
lerische Wagnisse ja-
gen. Er hat nicht jenes
überwältigende Vor-
schauen einer neuen
Schönheit, das den
Künstler die alte zer-
brechen oder preis-
gebenläßt. Der Künst-
ler, der mit alten Har-
monieen bricht, tut
dies doch nicht aus
bloßer negativerSucht
nach Neuem. Er tut
es, weil er die positive
neue Schönheit zum
Greifen deutlich vor
sich sieht und sie aus
der Zukunft hereinrei-
ßen will in den Tag des
Heute. Das macht ihn
zumRevolutionär, zum
ewigen Störer des
Kunstfriedens. Der
Laie hat diesen mäch-
tigen Antrieb nicht, er
kann ihn nicht haben.
Es ist blind und illu-
sionistisch , ihn bei
ihm vorauszusetzen.
Nichts ist natürlicher,
als daß er die ersten
Ausschnitte des neuen
künstlerischen Welt-
bildes , die ihm bei
neuen Wendungen der
Kunst vorgeführt wer-
den, mit Prüfen, mit
Zögern, mit Wider-
willen betrachtet. Er
kann in ihnen zu-
nächst nur das Ver-
neinende sehen, das
Verlassen, das brutale