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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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Reifenberg, Benno: Die Erweiterung des Städelschen Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0038

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Die Erweiterung des Städelschen Museums.

L. GRAF V. KALCHREUTH.

»HEIDEGARTEN IM NEBEL«

Museum jetzt erst seinen eigentlichen Sinn er-
fährt; daß es für eine Kunst, die eine Ausein-
andersetzung der Vielen, Einzelnen mit der
Welt bedeutet, den soziologischen Raum ab-
gibt. Hieraus würde die große Verantwortung
des Museums erhellen, und es könnte sich er-
eignen, daß nach den Richtlinien, den Blick-
punkten, die für das Sammeln neuester Kunst
notwendig werden, auch Entdeckungen in der
alten Kunst sich auftun. —

Mit einem halben Tausend Bilder sieben
große Säle, acht Kabinette, d. h. also ein ganzes
Museum zu füllen, ist keine Aufgabe der Regel-
detri. Es kann auch nicht darauf ankommen,
systematisch zu sein, chronologisch das ge-
schlossene Werk eines Malers im Zusammen-
hang zu zeigen. Dies wäre eine Aufgabe wissen-
schaftlicher Art, mühselig, mancherlei Auf-
schlüsse versprechend, aber auch für eine
Schmetterlings - Sammlung verwendbar. Die
Aufgabe aber, den geheimen Bindungen auch
der kleinsten Epochen und doch der Individua-

lität der Schöpfung — dem Wesen des guten
Bildes — gerecht zu werden, das „schöne Bild"
vorzuführen und doch den Proteus Zeit beim
Schopf zu fassen, diese Aufgabe ist künstlerischer
Natur. Es ist eine beneidenswerte Aufgabe.
Swarzenski und sein Assistent Wolters haben
sie verdient. Ihre Lösung ist vorbildlich. —

Nicht wie ein zweites Doppelstück von Alter-
und Neuer-Pinakothek liegen die beiden Gale-
rien räumlich auseinander, sondern unmittelbar
gelangt man vom alten in den neuen Bau. Die
ursprüngliche Galerie, die in Kürze einen Be-
standteil von Frankfurts Historischem Museum
übernehmen soll, harrt noch der Neuordnung.
Immerhin stand es fest, daß man aus Sälen des 18.
Jahrh un derts in die neuen Räume würde schreiten
müssen. Die Überleitung zum 19. Jahrhun-
dert erfolgt zweimal, in verschiedener Form
durch das westliche und östliche Seitenkabinett.

Das westliche birgt als Kernstück sozusagen
das erste Bild des Säkulums. „La Grotte di
San Francesco Alla Verra Filippo Hackert di-

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