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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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Reifenberg, Benno: Die Erweiterung des Städelschen Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.9142#0043

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EDOUASD HAUET.

iCROQUET-PARTJE«

pinse 1801" steht unter dem merkwürdigen Opus
deutscher Pedanterie, die sich nichts erspart,
kein Blättchen der Vegetation, die doch heim-
lich in Barockkurven italienisches Gemäuer um-
schlingt. In diesem Kabinett der Landschaf-
ten vereinigt sich der Ursula Reinheimer und
Peter Beckers Urwüchsigkeit mit dem zierlichen
Taunusausblick Friedrich Karl Reinermanns, mit
Karl Morgensterns, des Italienfahrers der Maler-
familie, durchsonnten Ansicht der alten Reichs-
stadt. Und wenn diese Bilder auch zum Teil
aus der Mitte des Jahrhunderts stammen (Peter
Beckers „Neuweilnau" 1865),sie alle durchzitteit
der gleiche, nachmittägige Goldton: die Erinne-
rung an das Rokoko. Ein Schritt weiter, in den
nächsten Raum (den ersten der neuen Galerie)
und diese Erinnerung ist verflogen; klareFarben
löschen das Gold aus; mit den roten Abend-
wolken über blauem Tibeiufer führt Schirmer,
effektvoll vonRottmannsHimmelslichte
stutzt .dieDüsseldorf erLandschaft
herauf. — = ■'■ •

ern unter-
sschule

.«ri.andschaftsschule
Das östliche Seitenkabinett weist den
egins 19. Jahrhundert. Es zeigt Jakob
Beckers „ Arme Familie", denLessing der 1000-
jährigen Eiche, des Wilhelm Amandus Beer por-
zellanene Russenbilder, Alfred Hendschel, d. h.
es zeigt die bürgerliche Kunst, das Genre.
Noch enthält der später so verachtete Bezirk

überraschende Möglichkeiten; so wenn Adolf
Schreyers Pferde elegant, als wäre es im Bois de
Boulogne und nicht in den Taunusanlagen, einher
traben, wenn die Lust am Märchen Schwind so
anmutige Phantasien schenkt, wie den „Elfen-
reigen", wo die zarten Körperchen wie zu einem
lebendigen Saturnring verschlungen um die Nacht
des Dickichts kreisen. —-

Der mit Rot bespannte Empfangssaal ver-
einigt machtvoll die verschiedenen Klänge der
Seitenkabinette in der repräsentativen Land-
schaft. Das kühle, taghelle Licht des Laternen-
daches flutet über die großen Stücke eines Ca-
lame, eines Aschenbachs. Die „Italienerin" von
August Heinrich Riedel (eine Neuerwerbung)
überrascht; wie die breite Malerei gleich Trau-
ben vom Abendrot durchglüht wird, möchte man
von einer Vorwegnahme des Gauguin reden.
Hier hängen die Zeugnisse aus der hohen Zeit
der Städelschule: Binders Porträt von Veit, dem
ersten Direktor der Akademie, stolz, in pelz-
verbrämten Mantel, das Rom der Brüder von
St. Isidoro im Auge (und mußte doch den
Düsseldorfern mit Lessing an der Spitze unter-
liegen): hier hängt die wuchtig ernste Studie
Alfred Rethels, hier das in seiner edlen Be-
scheidenheit monumentale Bildnis, das Steinle
von seiner Tochter schuf. Tischbeins Goethe-

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