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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 49.1921-1922

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Kehrer, Hugo: Josef Eberz - München
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Josef Eberz -Mün chen.

JOSEF EBERZ—MÜNCHEN.

AQUARELL »AMALFIc

seelischen Ausdrucks, ihr kam allein eine tiefe
symbolische Bedeutung zu. Auch in der jüng-
sten Kunst will die Farbe schlechthin subjektiv
sein, Prinzip des Gefühls, ein Faktor von idea-
listischer Art. Sie soll uns in die Tiefe der
Seele blicken lassen und alle Sehnsucht nach
dem Transzendenten zum Ausdruck bringen.
Dafür ist auch die Kunst von Josef Eberz Zeuge.
Stark wirkt seine Einzelfarbe, sprühend und
glühend, voll psychologischen Gehaltes. In dem
„Narr in Christo" ist Rot das Symbol der Lei-
denschaft schlechthin, Gelb drückt bei ihm die
Verklärung aus, und grau-grünliche Töne wir-
ken dumpf und schwer. Will er die Heiterkeit
bringen („Artistenliebe", „Sommer"), so holt
er von der Palette die warmen Töne, Rot, Rosa,
Orange, viel Gold, warmes Gold. Im „Führer
bei Mondschein" malt er das Wunder phos-
phoreszierenden blau - grünlich - gelben Mond-
lichtes, das große, geschlossene Formen erzeugt.
Nicht das Objekt selbst, den Mond stellt er dar,
sondern seine Wirkungen im unendlichen All.

Anschaulich gestaltet er den Begriff einer
„Stadt am Abend": rauchende Fabrikschlote
ragen müde empor, still ist die Architektur, und

wenn der Mensch sich noch hinzugesellt, so
verkörpert er in sich die Stimmung des Ganzen.
Innerlich Geschautes dringt an die Oberfläche.

Reizvoll sind die Landschaften: „Gewitter
am See", „Landschaft mit Brücke", „Viadukt
bei Starnberg". Selbst tropische Motive, tro-
pische Vegetationen mit ihrer verzehrenden
Inbrunst sucht er wiederzugeben, „Urwald",
„Exotischer Garten", „Südliche Landschaft",
„Mexikanische Pflanze". In solchen Bildern
verdichtet sich seine religiöse Ehrfurcht der
Natur gegenüber, oft wird der dargestellte
Mensch zur zartesten Blume.

n.

Vor einem halben Jahre, im Herbst 1920,
hatte ich diese Zeilen niedergeschrieben. In-
zwischen hat Eberz Italien besucht, Assisi, die
umbrische Ebene und den Süden mit Amalfi.
Wer kennt sie nicht die Wunderstadt, wo der
heilige Franziskus den Vögeln predigte und
Giotto Evangelium und Legenden auf die Mauer
zauberte? Wichtig die Feststellung: nach der
religiösen Seite hin hat Eberz sich zunächst
nicht weiter entwickelt; die Landschaft hat es
ihm angetan, Assisis strahlende Farbigkeit hat

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