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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 50.1922

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Eberlein, Kurt Karl: Die grossherzogl. Majolika-Manufaktur Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9143#0151

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ENTW: WILLI
MÜNCH-KHE.
»ZIERDOSE«

MAJOLIKA-
MANUFAKTUR
KARLSRUHE.

DIE GROSSHERZOGL. MAJOLIKA-MANUFAKTUR KARLSRUHE.

Aus Gelegenheit, Laune, Spiel entstehen zu-
£\. weilen Schöpfungen, die in geheimnisvoller
Weise längstentschlafene Kräfte wachrufen und
weit hinausweisen in neue Möglichkeit. So ent-
stand denn auch die Großherzogliche Majolika-
Manufaktur Karlsruhe, die heute schon einen
Weltruf genießt, aus spielerischen Gelegenheits-
arbeiten Hans Thoma's, der 1895 nach Art der
Bauerntöpferei gedrehte Teller in Sgraffito-
Technik ritzte und bemalte. Wie durch ihn der
Maler Süs angeregt wurde 1898 sein kerami-
sches Atelier in Cronberg am Taunus zu grün-
den, und wie daraus 1901 zu Karlsruhe, mit
Rat und Tat Thoma's, durch die Gunst des
Großherzogs Friedrich I. die bekannte Majolika-
Manufaktur erwuchs, dies alles läßt sich in
einem schönen lehrreichen Tafelwerke von Dr.
Nicola Moufang anregend verfolgen.1) Unter
Leitung von Süs und Thoma entstanden zu-
nächst jene volkstümlichen Werke der Keramik,
die sich mit alten Überlieferungen deutscher
und italienischer Majolika berührten und die
abgerissene Entwicklung der altbadischen Ma-
nufakturen von Durlach und Hornberg weiter-
zuführen schienen. Als bedeutende Kraft trat
1904 K. M. Würtenberger hinzu, der den Geist
der alten Zizenhausener Keramik erneute und

*) Nicola Moufang.
Manufaktur Karlsruhe.

Die Großherzogliche Majolika-
Carl Winter, Heidelberg 1920.

durch Mut und Talent die verschiedensten ba-
dischen Künstler anregte, Arbeiten, wie Ent-
würfe beizusteuern. So wurde wiederholt Neu-
bau und Ausbau erforderlich, und beim Aus-
scheiden des Leiters Wilhelm Süs 1914 war
die Manufaktur trotz mancher Rückschritte ein
Großunternehmen, das auf allen Ausstellungen
hervortrat und über Land und Meer bis Ame-
rika und Australien Aufträge erhielt. Wieder-
holt verpachtet und nunmehr mit staatlicher
Beihilfe in eine Aktien-Gesellschaft verwan-
delt, durch neue Kräfte und Mittel bereichert,
endlich in künstlerischem Aufschwung unter
zielbewußter Leitung vor neue Aufgaben ge-
stellt, hat die Manufaktur in Süddeutschland
die Führung erfolgreich übernommen. Die letz-
ten Messen, neue Aufträge im In- und Ausland,
und zumal Läuger's Ausstellungen, zeugen für
den Erfolg der neuen Bestrebung.

Überblicken wir nun wie von oben her das
Gesamtwerk dieser badischen Manufaktur, so
wird in anschaulicher Genese der Wandel ihrer
Leistungen offenbar. Im Einklang mit dem Geiste
der Zeit geht der Weg von graphisch-malerischer
zu plastisch-architektonischer Kunstform. Da
ist zunächst Thoma's phantastische Schau- und
Schmuckkeramik, die in schlichter Form immer
noch neue Wege weist und in meisterlicher
Eigenart, wie die neue köstliche Edelkeramik

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