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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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W., K. S.: Neuere Arbeiten von Richard Langer - Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0101

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PROFESSOR
R. LANGER.
»ANBETUNG«
HOLZ, GETÖNT.

NEUERE ARBEITEN VON RICHARD LANGER-DÜSSELDORF.

Vor Jahren erschreckte fast sein plastisch-
seelisches Einfühlungsvermögen in die For-
menwelt vergangener Jahrhunderte. Die Spra-
che einer sehr nervigen Gotik und eines wesens-
gleich gerichteten Barock ward hier mit einer
Eindringlichkeit der Hand niedergeschrieben,
die sich kaum noch ihres Eigenen bewußt war —
oder die ihre Gebilde in fertig vorliegende For-
men gießen mußte, um sich so am schnellsten
von dem lastenden Druck der Überlieferung
zu befreien. Denn lastend mußte diese Über-
lieferung sein für einen grüblerischen, selbst-
quälerischen Geist, der aus eigener Tiefe schöp-
fen wollte und den dann eine grenzenlos spie-
lerische Fingerfertigkeit mit grausamer Frech-
heit das Beste, das Persönliche auszudrücken
verwehrte. So hat es lange gedauert, bis sein
Werk wesentlich wurde; und es wird immer am
meisten wesentlich da sein, wo es — und das

ist metk-würdig — der heiligen Schwelle der
Vergangenheit noch am nächsten steht, wo es die
köstlichen Q uellen seines Ursprungs im Vollemp-
finden eines trotz allem durchaus gegenwärtigen
Menschen ahnen läßt — eines Menschen, den
das künstlerische Wollen seiner Zeit zum Künst-
ler geschmiedet hat, Das Eckige, Erzwungene,
Krampfhafte vieler seiner früheren Gestaltun-
gen — das war die sich sichtbar und unnachsicht-
lich vollziehende Umwandlung, war Wandlung
von überbegabtem Schüler der Alten in qual-
voll erkennendes selbstschöpferisches Ich. Daß
dieses Ich voll zum Durchbruch kommen konnte,
verdankt es vor allem dem, was es mit aller
Gotik und Barock zu tiefst verknüpft (und was
der Künstler an beiden Kunstäußerungen zu
meist liebt): der Bizarrerie der Form. Jede
Figur Langers, in die er von seinem Blute schüt-
tete, hat etwas Vulkanisches; sie ist ganz erregte,

XXVIII. Mai H25. 8
 
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