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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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Schiebelhuth, Hans: Der Menschliche Wert
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0138

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Der menschliche Wert.

arch. f. a. breühaus. »wandbeleuchtung«

daß sie bei besonnenen Leuten längst
zum Haus- und Herzenshüter gewor-
den ist. Der Sinn der Handwerker-
These „Kraft Schmiedens wird man
Schmied" (bezeichnenderweise ist
dies kein deutsches Sprüchwort) ist
viel beschränkter. Denn durch die
Ausübung künstlerischer Berufe ist
noch kein Mensch ein Künstler ge-
worden. Künstler sein ist vielmehr
eine göttliche Gnade und eine mensch-
liche Errungenschaft, diese Gnade
darzuleben. Ich meinerseits bin so-
gar der festen Überzeugung, daß ein
böser Mensch kein guter Schmied,
daß ein innerlich mißförmiges Indivi-
duum kein guter Ingenieur sein kön-
ne ..., aber darüber sind wir uns wohl
alle einig, daß kein Schaffender jemals
menschliche Werte zeugen konnte,
noch kann, noch können wird, die er
nicht selber lebendig, wahrhaft und
lauter als Substanz in sich hat. —
Während es also als sachliches In-
signum für den Künstler gilt, daß er
die Gnade, die Divination habe, muß
es als sein kritisches Insignum an-
gesehen werden, daß er ein werte-
haltiger Mensch, eine Persönlichkeit,
ist. In dem Sammelbegriff Künstler-

persönlichkeit ordnen und bestimmen sich alle
die Kräfte, die uns für den gebornen Schöpfer
bezeichnend sind, zuvörderst die allgemeinen,
das sind Würde, Haltung, Amtsbewußtsein, Welt-
verhältnis, Lebenseinstellung; alsdann die spe-
zifisch ethischen: Sollen und Wollen, Verant-
wortlichkeit, Demut vor dem Gesetz, und als-
dann die nicht nur rein-handwerklichen Werk-
fragen wie Takt, Objekteinstellung, allgemeine
Auffassung. Auch in den kleineren Werksfatt-
dilemmen wird oft die Persönlichkeit, das zum
Eigengut gewordene allgemein menschliche Wert-
bewußtsein für Gültiges, Tathaftes, Gesetzmäßi-
ges im Einzelnen, der letzte Führer und Leiter
des Gestalters sein. Der menschliche Wert ist für
den Künstler der Brennpunkt seines Wesens, um
den sich in Hierarchieen alles Andre gruppiert,
in geistig konformen Zeiten in allgemein gültiger,
übereinstimmig für den Kulturkreis erkannter
Anordnung; in Läuften wie den unsrigen, in
denen die transzendentalen Orte für die Kultur-
gesinnuDg nicht unverrückbar festgelegt sind,
unter individueller, subjektiver Freiheit, h. sch.

architekt fritz august breuhaus. »zigarren-schrank«
 
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