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Bertelsson, Alexander: Von der Revision der künstlerischen Absichten
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0270
Von der Revision der künstlerischen A bsichten.
Bildwerkes sein könne, ist wiederum nicht
schwer an Hand von Beispielen nachzuweisen.
Wir sehen die bedeutendsten Künstler aller
Zeiten zu den herkömmlichsten oder den ge-
wöhnlichsten, alltäglichsten oder zu den nie-
drigsten Aufgaben greifen, während gerade die
unbegabten Künstler die Aufgabe ihrer Tä-
tigkeit darin suchen, das Absonderliche, Un-
geheuerliche ausfindig zu machen, um sich da-
durch gegenseitig zu überschreien. Niemals Ur-
kraft, sondern Unkraft verbirgt sich dahinter.
Aus Übertreibung, Verzerrung entstandener
Ausdruckswille bedroht das Kunstleben mit
Affektiertheit, dem bösesten Feinde jedweder
ernsthaften künstlerischen Tätigkeit. Affek-
tiertheit zeigt immer, daß der künstlerische
Bildgedanke, die Bildkraft einer künstle-
rischen Produktion fehlt. Die Folge solcher Er-
scheinung aber ist stets ein tieferes Versinken
in künstlerische Unwahrheiten — ein Verfall
der Kunst. In allen Kunstepochen aber hat es
Künstler gegeben, die Kraft genug besassen,
modernes Fühlen in bedeutungsvolle Bahnen
zu lenken. Sie sind die Wegbereiter für eine
neue Kunst, die aus dem Dunkel einer zu Ende
gehenden Epoche zur Helle, aus der Tiefe zur
Höhe geleiten. Wer will es leugnen, daß auch
unsere Epoche solche Künstler besitzt? Auf
solche Erscheinungen hinzuweisen ist Aufgabe
aller Dienenden am schöpferischen Leben.
Eine Revision unserer künstlerischen Ab-
sichten ist schreiende Notwendigkeit gewor-
den — das empfinden die Künstler. Ein Fort-
schreiten und eine Rückkehr I Eine Rückkehr
nicht zur Natur, oder richtiger, zum Realismus,
tut not, sondern eine Rückkehr zu den ewigen
Aufgaben der Kunst, die Welt in Klarheit und
Bestimmtheit in den eigenen Bildgedanken zu
zwingen. Nicht allein Ausdruckswille,
nicht allein Ausdruckskraft, sondern
Bildkraft, d. h. der zum Ausdruck gebrachte
rein künstlerische Inhalt kann einzig und allein
das Bildwerk zu einer künstlerischen Bedeu-
tung erheben...... Alexander bertelsson.
FINI SKARICA-WIEN. »TELLER-DECKCHEN«
Bildwerkes sein könne, ist wiederum nicht
schwer an Hand von Beispielen nachzuweisen.
Wir sehen die bedeutendsten Künstler aller
Zeiten zu den herkömmlichsten oder den ge-
wöhnlichsten, alltäglichsten oder zu den nie-
drigsten Aufgaben greifen, während gerade die
unbegabten Künstler die Aufgabe ihrer Tä-
tigkeit darin suchen, das Absonderliche, Un-
geheuerliche ausfindig zu machen, um sich da-
durch gegenseitig zu überschreien. Niemals Ur-
kraft, sondern Unkraft verbirgt sich dahinter.
Aus Übertreibung, Verzerrung entstandener
Ausdruckswille bedroht das Kunstleben mit
Affektiertheit, dem bösesten Feinde jedweder
ernsthaften künstlerischen Tätigkeit. Affek-
tiertheit zeigt immer, daß der künstlerische
Bildgedanke, die Bildkraft einer künstle-
rischen Produktion fehlt. Die Folge solcher Er-
scheinung aber ist stets ein tieferes Versinken
in künstlerische Unwahrheiten — ein Verfall
der Kunst. In allen Kunstepochen aber hat es
Künstler gegeben, die Kraft genug besassen,
modernes Fühlen in bedeutungsvolle Bahnen
zu lenken. Sie sind die Wegbereiter für eine
neue Kunst, die aus dem Dunkel einer zu Ende
gehenden Epoche zur Helle, aus der Tiefe zur
Höhe geleiten. Wer will es leugnen, daß auch
unsere Epoche solche Künstler besitzt? Auf
solche Erscheinungen hinzuweisen ist Aufgabe
aller Dienenden am schöpferischen Leben.
Eine Revision unserer künstlerischen Ab-
sichten ist schreiende Notwendigkeit gewor-
den — das empfinden die Künstler. Ein Fort-
schreiten und eine Rückkehr I Eine Rückkehr
nicht zur Natur, oder richtiger, zum Realismus,
tut not, sondern eine Rückkehr zu den ewigen
Aufgaben der Kunst, die Welt in Klarheit und
Bestimmtheit in den eigenen Bildgedanken zu
zwingen. Nicht allein Ausdruckswille,
nicht allein Ausdruckskraft, sondern
Bildkraft, d. h. der zum Ausdruck gebrachte
rein künstlerische Inhalt kann einzig und allein
das Bildwerk zu einer künstlerischen Bedeu-
tung erheben...... Alexander bertelsson.
FINI SKARICA-WIEN. »TELLER-DECKCHEN«