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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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Georgi, Walter: Frühjahrs-Ausstellung der Akademie der Künste zu Berlin: Mai-Juni 1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0283

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Frühjahrs-Ausstellung der Akade?nie der Künste zu Berlin.

CARL
MENSE-
MÜNCHEN.
»KNABEN-
BILDNIS«

empor. Eine originelle Säule, die wie ein
Seezeichen am Ufer steht, ist als Entwurf
für ein „Emden"-Denkmal der Stadt Emden
gedacht und zeigt den Ideenreichtum des
Schöpfers des Hamburger Bismarckdenkmals.
In leichtem Schreiten schweben die zarten
Mädchengestalten Ernesto de Fioris durch
den Raum und finden in der graziösen Gazelle
von Carl Ebbinghaus ein verwandtes
Gegenstück. Edwin Scharff wirkt durch
die innere Geschlossenheit seiner Parze in
Marmor ebenso stark wie die in Silber ge-
triebenen Figuren Waldemar Raemischs.
Fritz Klimsch zeigt einen ruhenden Mann
von leichten sicheren Formen, die natürliche
Kraft zusammenhält, während Karl Albicker
zwar den Ausdruck findet, aber noch um die
Formung ringt. Otto Hitzberger modelliert
in Holz eine „ Verkaufung Josephs" in der primi-
tiven Art des Mittelalters, jedoch ohne im

Klischee zu ersticken. Daß außerdem Ludwig
Cauer, Wilhelm Gerstel, Georg Kolbe,
Renee Sintenis, Milly Steger und Ernst
Wenck mit wertvollen Arbeiten vertreten sind,
bedarf wohl kaum der Erwähnung; es entspricht
dies ihrer künstlerischen Tradition, die sie sich
über das Tagesgeschrei hinweg stets rein er-
halten haben.

„Das Menschliche ist der Anfang aller Kunst
und ihr Gipfel", sagt ein Schillerwort, das Max
Liebermann in seiner Rede zur Eröffnung der
Ausstellung zitierte. Dieses Menschliche und
die Hingebung zu ihm offenbaren sich mehr als
in früheren Jahren und in anderen Ausstellungen
in dieser Kunstschau. Darum steht sie auch in
ihrem Wert über der künstlerischen Proble-
matik der jüngsten Vergangenheit. Die Rückkehr
zur Einfachheit, zur göttlichen Einfalt i m Mensch-
lichen aber bedeutet gleichzeitig auch die
Rückkehr zur Kunst.

DR. WALTER GEORGI—BERLIN.

XXVIII. August 1926. 2
 
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