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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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Schiebelhuth, Hans: Wertbegriff des Gegenständlichen in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0291

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Wertbegriff des Gegenständlichen in der Kunst.

wert haben als ein Roman. Anders verhält es
sich aber mit dem Weltwert, der Wirkungsgültig-
keit, und dies ist die vierte und entscheidende
Erkennung, die Michelangelos Äußerung voraus-
setzt. Hier tritt das Problem zwischen Kunst
und Leistung einerseits und Können und Haltung
andererseits, verquicktmit der Relation zwischen
Gehalt und Inhalt, zutage. Man sagt mit Recht,
daß das kleine Lied der Sappho das ganze Hellas
ebenso verewigend getätigt hat, als das gewaltige
Epos Homers, daß nach könnerischem und künst-
lerischem Gehalt beide gleichzustellen seien,
man sagt mit Recht, daß die Qualitätsleistung

einer griechischen Vase dieselbe Haltung, das-
selbe Formvermögen aufweist, als ein damaliger
Tempelbau. Aber die Schönheit des Tempels
bestimmte das Leben in einem ganz anderen,
höheren Maße als die der Vase; der Gesang
Homers hat die ganze griechische Welt gestaltet
und beherrscht, während das Liedchen der
Sappho nur beseligen konnte. Kurzum, vor der
allerhöchsten Messung und Wägung tritt in der
Tat der Punkt ein, wo die Quantität zur Quali-
tät zählt, wo das Maß und das Bewältigungs-
volumen die Art und Höhe des Sujets ein-
zuschätzen ist, wo die gehaltige Gestaltung

BRUNO KRAUSKOPF. »BILDNIS Dr. J. K.«

'III. August 1935. 8
 
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