DIE VILLA REALE IN MONZA.
»VORDERANSICHT DES SCHLOSSES«
DIE DEUTSCHE ABTEILUNG
DER KUNSTGEWERBE-AUSSTELLUNG IN MONZA.
Mit dem Entschluß der Reichsregierung, der
Einladung Italiens zu folgen und deutsches
Kunstgewerbe im Rahmen der internationalen
Kunstgewerbe-Ausstellung in der Villa Reale
in Monza bei Mailand zu zeigen, war eine
Aufgabe gestellt, die trotz des geringen Um-
landes der dort für Deutschland in Betracht
kommenden Ausstellung nicht wichtig genug
genommen werden konnte. Handelte es sich
doch um die erste Gelegenheit, nach dem Kriege
wieder deutsches Kunstgewerbe im Ausland zu
zeigen, noch dazu gleichzeitig mit der großen
internationalen Ausstellung in Paris, an der
Deutschland nicht beteiligt ist, da die Reichs-
regierung aus wohlerwogenen Gründen die ver-
spätet eingetroffene Einladung abgelehnt hat.
Es war klar, daß unter diesen Umständen
nur das Beste gezeigt werden durfte: eine aus-
gewählte kleine Sammlung von Einzelstücken,
Zeugnisse jenes Werkbund-Geistes, den man
in Deutschland nun nachgerade kennt und trotz
allem, was man im Einzelnen dagegen sagen
mag, doch in seiner großen Bedeutung für die
Schaffung einer neuen Form nicht mehr ver-
kennen kann. Natürlich nicht etwa eine Werk-
bund-Ausstellung in dem Sinne, daß nur Mit-
glieder dieses Bundes aufgefordert wurden;
wie ja dann auch unter den endgültig ausge-
wählten Ausstellern beinahe die Hälfte nicht
Mitglieder des Werkbundes sind.
Da in Italien noch niemals deutsches Kunst-
gewerbe in größerem Umfange gezeigt worden
war, wäre es nicht richtig gewesen, sich auf
die Produktion der allerletzten Jahre zu be-
schränken. Man durfte ruhig auch einige her-
vorragende Stücke älterer Entstehung zeigen,
um dadurch das Bild abzurunden, und man
mußte vor allem vermeiden, irgend eine für uns
in Deutschland im Augenblick vielleicht beson-
ders interessante Bewegung, wie etwa die der
„Form ohne Ornament", allzusehr in den Vor-
dergrund zu stellen. Sich einseitig auf den
italienischen Geschmack einzustellen, so wie
dieser sich dem oberflächlichen Kenner Italiens
darstellt, wäre ein Fehler gewesen, zumal da
auch in Italien in der letzten Zeit eine Wand-
lung des Geschmacks und eine Hinneigung zu
den einfachen Formen des modernen Kunst-
gewerbes unverkennbar ist. Dagegen schien
es richtig zu sein, die allzu problematische Pro-
duktion mancher radikaler Neuerer mehr in den
Hintergrund treten zu lassen, weil man mit
einem Verständnis dafür kaum rechnen durfte.
Die Aufgabe der Raumgestaltung war nicht
ganz einfach zu lösen. Die uns zugewiesenen
Räume in dem schönen klassizistischen Schloss e,
die uns auch für künftige Ausstellungen bleiben
sollen, sind zwar in Größe und Belichtung, vor
allem auch in der Lage, sehr günstig, und der
Blick aus den hohen Fenstern auf die herrlichen
Bäume des Parks ist wunderbar. Aber die
Dekoration der Räume geht mit den Formen
des modernen Kunstgewerbes unmöglich zu-
sammen, sodaß nichts anderes übrig blieb, als
durch Bespannen der Wände und Einziehen
von Decken neue Raumformen zu schaffen.
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»VORDERANSICHT DES SCHLOSSES«
DIE DEUTSCHE ABTEILUNG
DER KUNSTGEWERBE-AUSSTELLUNG IN MONZA.
Mit dem Entschluß der Reichsregierung, der
Einladung Italiens zu folgen und deutsches
Kunstgewerbe im Rahmen der internationalen
Kunstgewerbe-Ausstellung in der Villa Reale
in Monza bei Mailand zu zeigen, war eine
Aufgabe gestellt, die trotz des geringen Um-
landes der dort für Deutschland in Betracht
kommenden Ausstellung nicht wichtig genug
genommen werden konnte. Handelte es sich
doch um die erste Gelegenheit, nach dem Kriege
wieder deutsches Kunstgewerbe im Ausland zu
zeigen, noch dazu gleichzeitig mit der großen
internationalen Ausstellung in Paris, an der
Deutschland nicht beteiligt ist, da die Reichs-
regierung aus wohlerwogenen Gründen die ver-
spätet eingetroffene Einladung abgelehnt hat.
Es war klar, daß unter diesen Umständen
nur das Beste gezeigt werden durfte: eine aus-
gewählte kleine Sammlung von Einzelstücken,
Zeugnisse jenes Werkbund-Geistes, den man
in Deutschland nun nachgerade kennt und trotz
allem, was man im Einzelnen dagegen sagen
mag, doch in seiner großen Bedeutung für die
Schaffung einer neuen Form nicht mehr ver-
kennen kann. Natürlich nicht etwa eine Werk-
bund-Ausstellung in dem Sinne, daß nur Mit-
glieder dieses Bundes aufgefordert wurden;
wie ja dann auch unter den endgültig ausge-
wählten Ausstellern beinahe die Hälfte nicht
Mitglieder des Werkbundes sind.
Da in Italien noch niemals deutsches Kunst-
gewerbe in größerem Umfange gezeigt worden
war, wäre es nicht richtig gewesen, sich auf
die Produktion der allerletzten Jahre zu be-
schränken. Man durfte ruhig auch einige her-
vorragende Stücke älterer Entstehung zeigen,
um dadurch das Bild abzurunden, und man
mußte vor allem vermeiden, irgend eine für uns
in Deutschland im Augenblick vielleicht beson-
ders interessante Bewegung, wie etwa die der
„Form ohne Ornament", allzusehr in den Vor-
dergrund zu stellen. Sich einseitig auf den
italienischen Geschmack einzustellen, so wie
dieser sich dem oberflächlichen Kenner Italiens
darstellt, wäre ein Fehler gewesen, zumal da
auch in Italien in der letzten Zeit eine Wand-
lung des Geschmacks und eine Hinneigung zu
den einfachen Formen des modernen Kunst-
gewerbes unverkennbar ist. Dagegen schien
es richtig zu sein, die allzu problematische Pro-
duktion mancher radikaler Neuerer mehr in den
Hintergrund treten zu lassen, weil man mit
einem Verständnis dafür kaum rechnen durfte.
Die Aufgabe der Raumgestaltung war nicht
ganz einfach zu lösen. Die uns zugewiesenen
Räume in dem schönen klassizistischen Schloss e,
die uns auch für künftige Ausstellungen bleiben
sollen, sind zwar in Größe und Belichtung, vor
allem auch in der Lage, sehr günstig, und der
Blick aus den hohen Fenstern auf die herrlichen
Bäume des Parks ist wunderbar. Aber die
Dekoration der Räume geht mit den Formen
des modernen Kunstgewerbes unmöglich zu-
sammen, sodaß nichts anderes übrig blieb, als
durch Bespannen der Wände und Einziehen
von Decken neue Raumformen zu schaffen.
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