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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 56.1925

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Mayer, Alfred: Benjamin Godron-München
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https://doi.org/10.11588/diglit.9179#0381

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BENJAMIN GODRON-MÜNCHEN.

Die immer mehr anwachsende Bestrebung
nach „Neuer Sachlichkeit", eröffnet sicher-
lich Perspektiven, die das versprechen, was
unserer gegenwärtigen Zeit fehlt: Einheit eines
gemeinsamen Stils, eines gemeinsamen Wollens,
einer durchwirkenden Gesinnung.

Den hervorragenden Vertretern des Neo-
Klassizismus in München — Alexander Kanoldt,
Carlo Mense, Georg Schrimpf — ist jetzt der
noch sehr jugendliche Benjamin Godron anzu-
reihen, als einer, der auf dem Wege einer folge-
richtigen und zielbewussten Entwicklung sich
aus eigener Kraft zu einer formalen Sachlich-
keit emporarbeitet. Seine mir zufällig aus
früherer Zeit bekannten Arbeiten, sehr ver-
heißungsvolle Talentproben, stehen noch stark
unter dem Einfluß spanischer Meister.

Es ist spanisches Land, sind spanische Men-
schen, die den damals kaum Zwanzigjährigen
stark in Bann zogen. Ein ganzes Jahr ver-
brachte er als Landstreicher in Spanien, ein

höchst romantisches Jahr, angefüllt mit Erleb-
nissen, die Stoff abgeben zu einem Roman mit
geradezu sensationellen Einschlägen. Diese
Abenteuer haben seinen Charakter gebildet
und die Unruhe seiner Schülerjahre abgekühlt.
Nach München zurückgekehrt, kristallisierten
sich ihm die spanischen Eindrücke seiner Wan-
derjahre so stark, daß er sie immer wieder in
Skizzen umzusetzen angeregt wurde. Schritt
für Schritt gelangt er in rastlosen Versuchen
und großem Fleiß zu seiner künstlerischen
Gelöstheit, die ihn den Weg finden ließ zu for-
malem Ausdruck, zu persönlicher Handschrift.

Immer tiefer und weiter ist dieser Kunst-
wille auf die einfachste, aber auch präziseste
Formgebung gerichtet. Es ist die von der im
Moment fixierbaren, äußerlichen, abstrahierte
innere Form, die seinen Geist bewegt.

Das, was das Letzte, Einmalige, in jedem
Kunstwerk ausmacht, das aus Intuition gefun-
dene Plus, ist niemals zu analisieren. Godron,

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