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Böker, Doris [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0117
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dieser Hausform mit Satteldach und seitli-
chem Eingang repräsentieren dagegen Ama-
lienstraße 12 (erb. wohl 1857) und Nr. 20 (erb.
um 1860). Charakteristisch für die Zeitstel-
lung dieser bis auf das rustizierte Erdgeschoß
schlicht verputzten Gebäude sind die spar-
sam verwendeten Gliederungselemente wie
das Sohlbankgesims des Drempelgeschos-
ses, die Profilrahmung der Stichbogenfenster
mit Horizontalverdachung bei Haus Nr. 12
oder die schmalen, in Kämpferhöhe abknik-
kenden Rechteckprofile der Fenster des Ge-
bäudes Nr. 20. Das mit zwei Vollgeschossen
über Souterrain und abschließendem Krüp-
pelwalm völlig anders proportionierte Haus
Nr. 18 (erb. wohl in den fünfziger Jahren des
19.Jh.) wurde durch den östlichen, mit der
Fassade fluchtenden Anbau eines polygona-
len Altans (1903) späthistoristischen Wohn-
vorstellungen angepaßt. Völlig verändert
nach historistischen Gestaltungsprinzipien
wurden die beiden zweigeschossigen Bauten
am Westende der Amalienstraße. Die Fas-
sade des Hauses Nr. 6 erfuhr 1886 durch ei-
nen stark plastisch wirkenden Neurenais-
sancedekor eine Aufwertung, während 1905

bei dem Haus Nr. 8 die zu dieser Zeit bevor-
zugten neubarocken Formen Anwendung
fanden, indem in asymmetrischer Behand-
lung der Fassade die beiden östlichen Ach-
sen durch eine sich als Fensterrahmung wie-
derholende Pilastereinfassung und einen
konkav geschweiften Giebel betont wurden.
Das die Gruppe östlich abschließende, villen-
ähnliche Haus Nr. 22 wurde erst in Zusam-
menhang mit der Anlage des jüngeren Ab-
schnitts der Amalienstraße durch den Archi-
tekten L. Backhaus 1901 erbaut, der auf dem
ursprünglich bis Alte Amalienstraße 26 rei-
chenden Grundstück sein Baugeschäft und
eine Dampfsägemühle betrieb. Der zweige-
schossige, ziegelverblendete Bau über ho-
hem, rustizierten Sockelgeschoß zeigt die für
den Historismus charakteristische irreguläre
Baukörperformation, in der einzelne, auf-
grund ihrer Funktion unterschiedene Bauteile
zusammengruppiert werden, so daß sich ein
durch Vor- und Rücksprünge lebhaft kontu-
rierter Grundriß ergibt. Im Aufriß resultiert
daraus ein malerische Qualitäten entwickeln-
des Erscheinungsbild, zu dem hier beson-
ders der westlich der Mittelachse polygonal

Amalienstr. 22, 20, 18, 16ff


vortretende Turm mit Mezzaningeschoß und
Haubende'ckung beiträgt. Er kennzeichnet
am Außenbau in beiden Geschossen als wohl
repräsentativsten Raum das Wohnzimmer.
Die in Putz ausgeführten Gliederungesele-
mente wie Gurtgesimse und Fenstereinfas-
sungen heben das erste Obergeschoß formal
als Beletage hervor. Kannelierte Pilaster rah-
men hier die Wandfelder seitlich des Turms,
und die geohrten Fenster mit Balusterbrü-
stungen tragen konsolgestützte Segmentbo-
gengiebel.

ALTE AMALIENSTRASSE
Derjüngere, leichtnach Südosten abschwen-
kende Teil der Amalienstraße wurde nach An-
lage der neuen, erhöhten Straßentrasse
1979/80, welche die Amalienstraße ab der Ni-
kolausstraße gerade in östlicher Richtung
fortsetzt, in eine Sackgasse umgewandelt
und erhielt den Namen Alte Amalienstraße.
Auf ihrer Südseite hat sich die in den neunzi-
ger Jahren des 19. Jh. errichtete Bebauung
vollständig erhalten.

Alte Amalienstr. 28, 26, beide 1890/91


Alte Amalienstr. 34, 1893


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