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Böker, Doris [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0118
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Alte Amalienstr. 40,1895, Architekt F. Lübbers


Alte Amalienstr. 38,1890, Architekt C. F. Spieske



Alte Amalienstr. 30,1912, Architekt G. Ulken

Abgesehen von dem aus der Fluchtlinie zu-
rückspringenden Haus Nr. 30 und dem Eck-
gebäude Nr. 42/44 vertreten die übrigen
sechs, zwischen 1890 und 1894 entstande-
nen Bauten den Typ des eingeschossigen,
giebelständigen Hauses zu vier Achsen mit
abschließendem Satteldach über einem
Drempel. Die hier angewandte Variante, die
sich seit den siebziger Jahren des 19. Jh. ent-
wickelte und über die Jahrhundertwende hin-
aus weite Verbreitung fand, kennzeichnen
zwei Besonderheiten: zum einen der seitlich
vorgelegte Erschließungstrakt, der das Trep-
penhaus aufnahm und damit eine Vergröße-
rung des Wohnraums ermöglichte; zum an-
deren das sehr hohe Souterraingeschoß,
dessen Höhe die Nutzung als Wirtschaftsbe-
reich mit Küche, Speisekammer, Waschkü-
che, Mädchenkammer usw. erlaubte. Den ge-
hobenen Ansprüchen seiner Bewohner ent-
gegenkommend, wurde dieser Haustyp bis-
weilen durch einen eingeschossigen Fassa-
denvorbau bereichert, wie bei den Häusern
Nr. 28 (erb. 1890/91) und Nr. 32 (erb. 1891 /
92). Entsprechender Wert wurde auf die Fas-
sadengestaltung gelegt durch eine Gliede-
rung mit kräftig ausgebildeten Gurtgesimsen,
einem Putzfugenschnitt und einer Rustizie-
rung des Souterrains. Dekorative, historisti-
sche Formen sind vorrangig auf die beiden
Mittelfenster des Drempelgeschosses kon-
zentriert. Während sich Spieske 1890 bei
dem Bau des Hauses Nr. 38 auf einen mit flo-
ralem Relief ausgefüllten Stichbogenab-
schluß über der Horizontalverdachung be-
schränkte, sind die Mittelfenster im Oberge-
schoß der Häuser Nr. 26 (erb. 1890/91) und
Nr. 32 von drei korinthisierenden bzw. ioni-
sierenden Pilastern eingefaßt, die ein Gebälk
tragen. Als Bekrönung für die Fenster des
Hauses Nr. 28 wurden muschelgefüllte Halb-
kreisbögen zwischen Kugelakroteren ge-
wählt.
Von den Putzbauten heben sich die beiden
1893 errichteten Häuser Nr. 34 und Nr. 36,
deren Mittelfenster im Drempel je ein Drei-
ecksgiebel betont, durch ihre Ziegelverblen-
dung ab. Hinter dem Haus Nr. 35 wurde 1895
ein sechsachsiges Zweifamilienhaus mit
traufseitigem Mittelrisalit erbaut. Das Eck-
grundstück an der Kanalstraße wurde 1896
durch das bereits im folgenden Jahr umge-
baute Haus Nr. 42/44 besetzt, heute mit star-
ker Veränderung der vierachsigen Fassade
unter einem Mansarddach.
Für eine eigenwillige, aus dem Straßenbild
herausfallende Lösung entschied sich Zim-
mermeister G. Ulken 1912 beim Bau des ein-
geschossigen Wohnhauses Nr. 30, dem er ei-
nen Garten mit Lattenzauneinfriedung vor-
legte. Die Fassade des barockisierende Ten-
denzen aufgreifenden Putzbaus wird von ei-
nem steil aufsteigenden, vasenbesetzten
Mansarddach und einem mittigen, pavillon-
ähnlichen Vorbau auf segmentbogigem
Grundriß mit entsprechendem Dachausbau
beherrscht. Der Vorbau öffnet sich in drei
korbbogigen, kleinteilig versproßten Fenster-
türen, zwischen denen schmale Wandpfeiler
stehen bleiben. Die ihnen aufgelegten, mit
Fruchtgehängen geschmückten Pilaster und
das angedeutete Gebälk ergeben ein flaches
Wandrelief.

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