Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0129
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
die zwischen ihnen stehenden Mauerstücke
wie Pfeiler. Außer auf dieser Pfeilerstruktur
basiert die kompakte Prägung des damit Soli-
dität und Stärke suggerierenden Baukörpers
auf dem rustizierten Erdgeschoß, den in
„Trommeln“ unterteilten Säulen, dem breiten
Gebälk mit vorkragendem Kranzgesims und
schließlich der großen Fläche des steilen Sat-
teldachs. Greift der Bau in der Großform u.a.
mit dem Repräsentationsgestus der Kolossal-
ordnung auf traditionelle Monumentalisie-
rungsformeln zurück, wendet er sich in der
Detaillierung einer neuen ornamentlosen Ar-
chitektursprache zu. Schmückendes Beiwerk
beschränkt sich auf eine Skulpturenrahmung
der beiden mittigen Eingänge an der Gottorp-
straße und auf jeweils drei Sandsteinreliefs
der Zwerchhausfronten, die in allegorischen
Figuren drei traditionelle Haupterwerbs-
zweige darstellen, die Landwirtschaft, das
Handwerk und den Handel.
Die für das Hafenviertel charakteristische
Fluktuation, die sich u.a. in einer häufigen
Umnutzung derGebäude niederschlug, ist an
mehreren Wohn-/ Geschäftshäusern unter-
schiedlicher Erbauungszeit nachzuvollzie-
hen, die weiter östlich am Beginn des ehema-
ligen Huntebogens nebeneinanderstehen
(Nr. 25/27, 29, 33, 35/37). Zu den wenigen
erhaltenen Bauten des Klassizismus am Stau
zählt das unter einem Halbwalmdach großzü-
gig bemessene, traufständige Haus Nr. 25/27
an der Ecke zur Rosenstraße. 1814 für den
Kaufmann Lamprecht erbaut, wurde es fünf
Jahre später an die herrschaftliche Kammer
verkauft, um nach einem Entwurf Slevogts
von 1821 ab dem folgenden Jahr zu einem
Militärhospital umgestaltet zu werden. Ur-
sprünglich wurde das Gebäude außermittig in
der dritten Achse von Osten über einen bis
zur rückwärtigen Traufseite durchlaufenden
Flur erschlossen, in dessen Mitte die Treppe
zum Obergeschoß lag. Slevogt richtete in
dem bis dahin als Lager genutzten Erdge-
schoß u.a. die Wohnung des Ökonomen ein
und schuf für die im Obergeschoß unterge-
brachten Krankenzimmer durch eine inzwi-
schen beseitigte zweiarmige Treppe über
dem Erdgeschoßeingang einen separaten
Zugang, dessen Lage eine Putzstörung in
diesem Bereich erkennen läßt. Die westliche
Erdgeschoßachse vergrößerte Slevogt zu ei-
ner Durchfahrt. Seit 1838 diente das Ge-
bäude als „Steuer-Local“ und ging nach drei
Jahren in den Besitz des Tischlers Inhülsen
über.
Das östlich folgende Gebäude (Stau 29), ein
stattlicher zweigeschossiger Bau zu neun
Achsen unter einem Krüppelwalmdach, un-
terlag einer ähnlich wechselvollen Nutzungs-
geschichte. Errichtet wurde es wohl 1811
in klassizistischen Formen wahrscheinlich
für den Minister Heinrich von Berg
(1765—1843). Nachdem es von 1862-79
das Naturhistorische Museum aufgenommen
hatte, wurde es an den Maurermeister Johann
Schäfer verkauft, der 1880 einen östlichen
Annex anfügen und die Fassade nach histori-
stischen Prinzipien überarbeiten ließ. Der
Schwerpunkt wurde dabei auf die drei Mittel-
achsen gelegt, die leicht vorgezogen, im

Stau 15, Kunstgewerbemuseum, Entwurf, Architekt L. Klingenberg


Stau 29, um 1811; Nr. 25/27,1814


Stau 35/37, 1907, Architekt J. Kahle



127
 
Annotationen