dabei besonders das Obergeschoß ausge-
zeichnet, das bei Haus Nr. 75durch einen An-
themionfries vom Erdgeschoß abgegrenzt ist
und das unterhalb des Kranzgesimses ein
Rankenfries abschließt. Die Rundbogenfen-
ster mit vegetabil stuckierten Brüstungsfel-
dern werden paarweise durch eine gebälktra-
gende, korinthische Pilasterrahmung zusam-
mengefaßt. An Haus Nr. 12trugen ursprüng-
lich beide äußeren Obergeschoßfenster ge-
sprengte Segmentbogengiebel. Die Pilaster-
rahmung des nördlichen Erdgeschoßfensters
bildete ein Gegengewicht zu dem ehemals
offenen Altan der Südachse, der 1906 umge-
baut und aufgestockt wurde. Während das
Gurtgesims nur mit einem dezenten Eier-
stabfries besetzt ist, stellt der breite Fries mit
festontragenden Putten unterhalb des Kranz-
gesimses einen dominierenden Fassadenab-
schluß dar.
Die beiden nachweisbar ältesten Häuser der
Gottorpstraße Nr. 10 (erb. 1859/60) und Nr.
11 (erb. 1860/61) gehören im Gegensatz zu
den spätklassizistischen Walmdachhäusern
dem Typ des giebelständigen Hauses unter
Satteldach mit Drempel an. Das vierachsige
Haus Nr. 10, sparsamst gegliedert durch
Gurt- und Sohlbankgesims sowie horizontale
Verdachungen überden Stichbogenfenstern,
vertritt die übliche schlichte, eingeschossige
Variante. Dagegen besitzt Haus Nr. 11 zwei
Vollgeschosse. Gegenüber ihrem Nachbarn
trägt die über fünf Achsen breite Fassade
durch die arkadenähnliche Gestaltung des
Erdgeschosses mit Rundbogenfenstern zwi-
schen Pilastern (originale gußeiserne Ober-
lichtunterteilung) ein gehobenes Anspruchs-
niveau vor. 1860 wurde auch Gottorpstraße
9a als zweigeschossiges Haus unter Sattel-
dach erbaut, doch gegen Ende des 19. Jh. zu
einem Walmdachhaus in Neurenaissancefor-
men umgestaltet.
In der Blickachse der Bahnhofstraße erhebt
sich auf der Westseite der Gottorpstraße das
aus der Fluchtlinie zurückgesetzte ehemalige
Bankgebäude der Staatlichen Kreditanstalt
(Nr. 8). Den über hohem Sockel dreigeschos-
sig errichteten, walmgedeckten Putzbau ent-
warf der Architekt Rauchheld 1912 in einer
gegenüber dem vorausgegangenen Historis-
mus versachlichten Formensprache, die nur
in der Gliederung durch kolossale Lisenen auf
klassizistische Prinzipien zurückgreift. Die
zwischen den Lisenen liegenden Wandflä-
chen, zwei schmale seitliche und eine breite
mittlere, werden durch breite Brüstungszo-
nen und kleinteilig versproßte Fenster in ei-
nem ausgewogenen Verhältnis zwischen
Vertikal- und Horizontalerstreckung struktu-
riert. Einen monumentalen Akzent setzt die
Rahmung des außermittig angeordneten
Rundbogeneingangs mit ihren dorischen
Säulen und dem vasenbesetzten, breiten Ge-
bälk.
ROSENSTRASSE
An dem auffallend heterogenen Bild der Ro-
senstraße mit stark überformter Wohnhaus-
bebauung, Betriebsgebäuden des 19. Jh. und
gewerblich genutzten Neubauten unseres
Jahrhunderts läßt sich der unter dem Aspekt
wirtschaftlicher Rentabilität entstehende Ver-
änderungsdruck ablesen, dem historische
Bausubstanz in einem Mischgebiet wie dem
Bahnhofsviertel ausgesetzt ist. An der Stelle
des spätgründerzeitlichen Wohnhauses Nr.
48 (erb. 1892) war am älteren südlichen, 1905
verbreiterten Straßenabschnitt 1839 eines
der ersten Häuser der Rosenstraße entstan-
den. Der älteste erhaltene Bau (wohl 1857
erb.) verbirgt sich in dem 1881 umgebauten
und heute völlig veränderten Gebäude Nr. 12.
ehe ohne applizierte Ornamentik des Histo-
rismus und gliederte die zwölfachsige Fas-
sade, deren mit Putzfugenschnitt versehenes
Erdgeschoß von den beiden Obergeschos-
sen durch ein Gurtgesims getrennt ist, indem
jeweils zwei Fensterachsen geschoßüber-
greifend in einem Lisenenrahmen zusam-
mengefaßt werden. Die Großform, die mit
dem Mansarddach und dem die vier Mittel-
achsen überspannenden, kartuschenge-
schmückten Segmentbogengiebel an einen
Palaisbau erinnert, orientiert sich an einer die
Architektur „um 1800“ aufgreifenden Strö-
mung.
Als Beispiel eines Gewerbebetriebs hat sich
auf der Westseite des Teilstücks zwischen
Bahnhofstraße und Zusammenführung Got-
torp-/ Rosenstraße als ein im Straßenraum
auffallend voluminöser Baukörper das drei-
geschossige Gebäude der Druckerei Litt-
mann erhalten, die als einzige der gegen
Ende des 19. Jh. in Oldenburg ansässigen
Druckereibetriebe heute noch existiert (Nr.
42-43, erb. 1911). In zeittypischerWeise be-
diente sich der Architekt einer Formenspra-
RAIFFEISENSTRASSE
Am nördlichen Ende der ehemaligen Rosen-
straße liegt auf der Westseite in wirkungsvol-
ler Distanz zur Straße ein durch seine Kon-
zeption herausragender Villenbau, den G.
Schnitger 1877 für den Kaufmann Francksen
entwarf (Raiffeisenstr. 33). Während der
Hauptbaukörper in der durchaus geläufigen
Form des zweigeschossigen traufständigen
Rosenstr. 42/43, 1911
Gottorpstr. 12, 1874/75, Architekt G. Schnitger
Gottorpstr. 8,1912, Architekt Rauchheld
131
zeichnet, das bei Haus Nr. 75durch einen An-
themionfries vom Erdgeschoß abgegrenzt ist
und das unterhalb des Kranzgesimses ein
Rankenfries abschließt. Die Rundbogenfen-
ster mit vegetabil stuckierten Brüstungsfel-
dern werden paarweise durch eine gebälktra-
gende, korinthische Pilasterrahmung zusam-
mengefaßt. An Haus Nr. 12trugen ursprüng-
lich beide äußeren Obergeschoßfenster ge-
sprengte Segmentbogengiebel. Die Pilaster-
rahmung des nördlichen Erdgeschoßfensters
bildete ein Gegengewicht zu dem ehemals
offenen Altan der Südachse, der 1906 umge-
baut und aufgestockt wurde. Während das
Gurtgesims nur mit einem dezenten Eier-
stabfries besetzt ist, stellt der breite Fries mit
festontragenden Putten unterhalb des Kranz-
gesimses einen dominierenden Fassadenab-
schluß dar.
Die beiden nachweisbar ältesten Häuser der
Gottorpstraße Nr. 10 (erb. 1859/60) und Nr.
11 (erb. 1860/61) gehören im Gegensatz zu
den spätklassizistischen Walmdachhäusern
dem Typ des giebelständigen Hauses unter
Satteldach mit Drempel an. Das vierachsige
Haus Nr. 10, sparsamst gegliedert durch
Gurt- und Sohlbankgesims sowie horizontale
Verdachungen überden Stichbogenfenstern,
vertritt die übliche schlichte, eingeschossige
Variante. Dagegen besitzt Haus Nr. 11 zwei
Vollgeschosse. Gegenüber ihrem Nachbarn
trägt die über fünf Achsen breite Fassade
durch die arkadenähnliche Gestaltung des
Erdgeschosses mit Rundbogenfenstern zwi-
schen Pilastern (originale gußeiserne Ober-
lichtunterteilung) ein gehobenes Anspruchs-
niveau vor. 1860 wurde auch Gottorpstraße
9a als zweigeschossiges Haus unter Sattel-
dach erbaut, doch gegen Ende des 19. Jh. zu
einem Walmdachhaus in Neurenaissancefor-
men umgestaltet.
In der Blickachse der Bahnhofstraße erhebt
sich auf der Westseite der Gottorpstraße das
aus der Fluchtlinie zurückgesetzte ehemalige
Bankgebäude der Staatlichen Kreditanstalt
(Nr. 8). Den über hohem Sockel dreigeschos-
sig errichteten, walmgedeckten Putzbau ent-
warf der Architekt Rauchheld 1912 in einer
gegenüber dem vorausgegangenen Historis-
mus versachlichten Formensprache, die nur
in der Gliederung durch kolossale Lisenen auf
klassizistische Prinzipien zurückgreift. Die
zwischen den Lisenen liegenden Wandflä-
chen, zwei schmale seitliche und eine breite
mittlere, werden durch breite Brüstungszo-
nen und kleinteilig versproßte Fenster in ei-
nem ausgewogenen Verhältnis zwischen
Vertikal- und Horizontalerstreckung struktu-
riert. Einen monumentalen Akzent setzt die
Rahmung des außermittig angeordneten
Rundbogeneingangs mit ihren dorischen
Säulen und dem vasenbesetzten, breiten Ge-
bälk.
ROSENSTRASSE
An dem auffallend heterogenen Bild der Ro-
senstraße mit stark überformter Wohnhaus-
bebauung, Betriebsgebäuden des 19. Jh. und
gewerblich genutzten Neubauten unseres
Jahrhunderts läßt sich der unter dem Aspekt
wirtschaftlicher Rentabilität entstehende Ver-
änderungsdruck ablesen, dem historische
Bausubstanz in einem Mischgebiet wie dem
Bahnhofsviertel ausgesetzt ist. An der Stelle
des spätgründerzeitlichen Wohnhauses Nr.
48 (erb. 1892) war am älteren südlichen, 1905
verbreiterten Straßenabschnitt 1839 eines
der ersten Häuser der Rosenstraße entstan-
den. Der älteste erhaltene Bau (wohl 1857
erb.) verbirgt sich in dem 1881 umgebauten
und heute völlig veränderten Gebäude Nr. 12.
ehe ohne applizierte Ornamentik des Histo-
rismus und gliederte die zwölfachsige Fas-
sade, deren mit Putzfugenschnitt versehenes
Erdgeschoß von den beiden Obergeschos-
sen durch ein Gurtgesims getrennt ist, indem
jeweils zwei Fensterachsen geschoßüber-
greifend in einem Lisenenrahmen zusam-
mengefaßt werden. Die Großform, die mit
dem Mansarddach und dem die vier Mittel-
achsen überspannenden, kartuschenge-
schmückten Segmentbogengiebel an einen
Palaisbau erinnert, orientiert sich an einer die
Architektur „um 1800“ aufgreifenden Strö-
mung.
Als Beispiel eines Gewerbebetriebs hat sich
auf der Westseite des Teilstücks zwischen
Bahnhofstraße und Zusammenführung Got-
torp-/ Rosenstraße als ein im Straßenraum
auffallend voluminöser Baukörper das drei-
geschossige Gebäude der Druckerei Litt-
mann erhalten, die als einzige der gegen
Ende des 19. Jh. in Oldenburg ansässigen
Druckereibetriebe heute noch existiert (Nr.
42-43, erb. 1911). In zeittypischerWeise be-
diente sich der Architekt einer Formenspra-
RAIFFEISENSTRASSE
Am nördlichen Ende der ehemaligen Rosen-
straße liegt auf der Westseite in wirkungsvol-
ler Distanz zur Straße ein durch seine Kon-
zeption herausragender Villenbau, den G.
Schnitger 1877 für den Kaufmann Francksen
entwarf (Raiffeisenstr. 33). Während der
Hauptbaukörper in der durchaus geläufigen
Form des zweigeschossigen traufständigen
Rosenstr. 42/43, 1911
Gottorpstr. 12, 1874/75, Architekt G. Schnitger
Gottorpstr. 8,1912, Architekt Rauchheld
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