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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0146
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Beispiele des gegenüber dem Giebelhaus
anspruchsvolleren zweigeschossigen Hau-
ses mit Walmdach finden sich in diesem
Quartier nur in zwei denkmalwerten Exempla-
ren, den Häusern Johannisstraße 15 (erb.
1879/80) und Nr. 13 {erb. 1883), ersteres zu
vier Achsen mit seitlichem Erschließungstrakt
und spätklassizistischem Stuckdekor des
Obergeschosses, letzteres zu fünf Achsen
mit Ädikularahmung des mittigen Eingangs.
An der Ecke Nelken-/ Johannisstraße wurde
1907/08 ein repräsentatives Wohn-/Ge-
schäftshaus erbaut (Nelkenstraße 3/5), das
mit der Mansarddeckung und den geohrten
Fensterrahmen des Erdgeschosses barocke
Motive aufgreift, jedoch vorrangig durch den
flach reliefierten Jugendstildekor am giebel-
bekrönten Erker der abgeschrägten Ecksitua-
tion auffällt.
Von den Nebengebäuden der Kasernen am
Pferdemarkt hat sich auf der Südseite der
Johannisstraße ein 1879/80 errichtetes Exer-
zierhaus erhalten (Johannisstraße 6). Die
langgestreckte Traufseite des eingeschossi-
gen Backsteinbaus, in der Horizontalen durch
die Ziegelziersetzung des Traufgesimses be-

tont, bildet eine gleichförmige Reihung ein-
zelner Wandfelder mit rundbogigen Zwillings-
fenstern, die von Lisenen mit Strebepfeiler-
vorlagen abgegrenzt werden. Jeweils in der
vierten Achse von außen sitzen in einer das
Dachgesims überragenden Portalrahmung
die rundbogigen Eingänge.
Die Architektur des östlich benachbarten Ex-
erzierhauses übernahm der Bauherr des
Hauses Ziegelhofstraße 6, als er 1880 seinen
zweigeschossigen Stall-/ Speicheranbau an
der Johannisstraße in Backstein mit Rundbo-
genfenstern und der gleichen Ziegelzierset-
zung als Geschoßbegrenzung ausführen
ließ.

DONNERSCHWEER STRASSE
BIS UNTERSTRASSE
Die Donnerschweer Straße, deren gewun-
dener Verlauf sich durch ihre Lage am Geest-
rand erklärt, war in ihrem westlichen Abschnitt
im späten 18. Jh. vor allem auf der Südseite

Donnerschweer Str. 4/4a, Eisenbahndirektion


mit kleinen Häusern auf Gartengrundstücken
bestanden. Im Zuge des Pferdemarktaus-
baus im zweiten und dritten Jahrzehnt des 19.
Jh. schob sich die Bebauung nach Osten vor,
hatte nach dem Plan von 1867 das Teilstück
bis zur Einmündung der Milchstraße fast voll-
ständig eingenommen und reichte vereinzelt
auch darüber hinaus.
Als Ausfallstraße einem starken Verände-
rungsdruck unterlegen, zeigt die Donner-
schweer Straße ein entsprechend heteroge-
nes, von Neubauten durchsetztes Erschei-
nungsbild, das in einigen Bereichen noch von
verschiedenen Wohnhaustypen der 2. Hälfte
des 19. Jh. sowie von zumeist veränderten
Wohn-/Geschäftshäusern der Gründerzeit
und der Jahrhundertwende bestimmt wird.
Das älteste erhaltene Haus (Nr. 35, wohl drei-
ßiger Jahre des 19. Jh.), ein eingeschossiger
traufständiger Putzbau, hat seine ursprüngli-
che Gestalt weitgehend eingebüßt.
Den westlichen Auftakt zur Donnerschweer
Straße und gleichzeitig die platzräumliche
Begrenzung auf der Ostseite des Pferde-
markts bildet das Eisenbahndirektionsge-
bäude (Nr. 4/4a) zusammen mit einer Gruppe
von zweigeschossigen Wohn- bzw. Wohn-/
Geschäftshäusern (Nr. 8, 10, 12, 14). Das
Verwaltungsgebäude der Eisenbahn ent-
stand in mehreren Bauphasen. Zunächst
wurde 1867 ein dreigeschossiges, giebel-
ständiges Gebäude errichtet, dem 1873/74,
vermittelt über einen Zwischenbau, ein zwei-
geschossiger, neunachsiger Erweiterungs-
trakt mit Risalit folgte; beides neugotische
Backsteinbauten, von denen insbesondere
der jüngere mit der sorgfältigen Detaillierung
z. B. durch Friese an die Architektur der Han-
noverschen Schule anknüpft. Ergänzt wurde
das Ensemble schließlich 1909/10 durch ei-
nen an der Südostecke ansetzenden dreige-
schossigen Flügel unter Mansarddach.
Von den nach Osten an die Eisenbahndirek-
tion anschließenden Gebäuden hat das in der
Tradition des klassizistischen Walmdachhau-
ses stehende Gebäude Nr. 10, 1883 in zu-
rückhaltenden spätklassizistischen Formen
erbaut, sein originales Erscheinungsbild am
besten erhalten, während Haus Nr. 8 (erb.
1892), ursprünglich vom gleichen Typ, 1904
beidseitig um zwei Achsen erweitert wurde.
Das siebenachsige Wohn-/Geschäftshaus
Nr. 72* erhielt 1899 ein Mansarddach und eine
Neurenaissancefassade, birgt möglicher-
weise aber noch Substanz eines wohl 1829
erbauten Hauses.
Gegenüber dieser Gruppe auf der Nordseite
der Donnerschweer Straße repräsentiert das
giebelständige, zweigeschossige Gebäude
Nr. 23 mit Drempel zu fünf Achsen (erb. 1861/
62) einen in Oldenburg selten vertretenen
spätklassizistischen Wohnhaustyp mit ent-
sprechend schlicht gestalteter Fassade. Bei
den weiteren denkmalwerten Wohnbauten
dieser Straßenseite handelt es sich um spät-
klassizistische Häuser, die mit Ausnahme von
Nr. 43 vierachsig mit seitlicher Erschließung
angelegt sind und in deren Nachfolge auch
noch Donnerschweer Straße 92 (erb. 1896)

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