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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0149
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sen werden die Wohnungen, zwei Familien-
wohnungen im Erdgeschoß zu je 55 m2 und
zwei Wohnungen von 27 m2 und 19 m2 für
Einzelpersonen im Obergeschoß, über die
Giebelseite, eine für traufständige Doppel-
wohnhäuser in Oldenburg ungewöhnliche Er-
schließungsform. Zu beiden Seiten derHaus-
trennwand liegen im Bereich des Mittelrisalits
hintereinander zwei Kammern, daneben in
den Außenachsen zur Straße hin die Stube,
der sich zur Gartenseite die Küche an-
schließt. Die rückwärtig bündig mit den Au-
ßenwänden angefügten Stallgebäude sind
über den Flur zugänglich, der unter der zum
Drempelgeschoß führenden Treppe liegt.
Das für die Siedlung bestimmende, nicht nur
ökonomisch motivierte Prinzip von Einfach-
heit und Schlichtheit, das sich sowohl im
Grundriß als auch bei den übrigen Gebäuden
im äußeren Erscheinungsbild niederschlägt,
kann als Umsetzung eines Erziehungsideals
verstanden werden, das dem Arbeiter durch
seine Wohnung bürgerliche Wertvorstellun-
gen wie Bescheidenheit und Arbeitsamkeit
nahe bringen sollte. Die genannten Häuser
greifen auf den ortsüblichen Vorläufer des
Doppelwohnhauses zurück, wie er um die
Mitte des Jahrhunderts in Oldenburg geläufig
ist: sechsachsig, mit zwei mittig nebeneinan-
derliegenden Eingängen, zunächst ohne
Drempelgeschoß. Schnitger entwickelte die-
sen Typ hier weiter zu einem Haus mit Drem-
pelgeschoß (im Erdgeschoß mit schlichter
Gestaltung durch Stichbogenfenster, im
Drempeigeschoß mit Rundfenstern), das vor
allem im Industriegebiet Osternburgs und in
den ländlichen Stadtrandbereichen in den
nachfolgenden Jahrzehnten starke Verbrei-
tung fand. Die einzelne Wohnung bestehtaus
einer Stube neben dem Eingangsbereich,
rückwärtiger Kammer und Küche, über die
der Wirtschaftsannex mit Waschküche, Ab-
ortanlage und Stallnutzung angebunden ist.
Zusätzlich wurde im Drempelgeschoß eine zu
jeder Wohnung gehörende, am Giebel lie-
gende Kammer abgeteilt.
Erwirtschaftete Überschüsse der Stiftung ge-
statteten bis 1879 eine Erweiterung der Sied-
lung, wobei die südlich parallel zur Donner-
schweer Straße gelegenen Häuser an der
Unterstraße nach dem Schema des einfachen
Doppelwohnhauses als Putzbauten ausge-
führt wurden (heute noch vorhanden: Nr.
134a/136a, Nr. 142a/144a, Nr. 146a/148a,
Nr. 1523/1503). Das mittlere Grundstück an
der Unterstraße wurde erst 1887 mit einem
von Stadtbaumeister Franz Noack entwickel-
ten sechsachsigen Doppelhaustyp für zwei
Familien bebaut (Nr. 138a/140a), angeregt
durch das Vorbild der Eisenbahnsiedlung in
Hannover/Leinhausen. Die Besonderheit
dieses Haustyps bestand in der Holzzement-
bedachung, die einen sehr flachen Dachnei-
gungswinkel erlaubte, so daß eine zusätzli-
che Kammer im Obergeschoß gewonnen
werden konnte. Jede der 76 m2 großen Woh-
nungen, deren Erdgeschoßgrundriß dem ge-
läufigen Doppelhaustyp vergleichbar ist, er-
streckte sich also über zwei Geschosse und
verfügte über getrennte Schlafräume für El-
tern und Kinder. Trotz der Wohnraumvergrö-
ßerung konnten die Baukosten gesenkt wer-

Donnerschweer Str., Klävemannstiftung, Haustyp mit Mittelrisalit, aus: Die Klaevemann-Stiftung, 1898


DonnerschweerStr. 134 ff, Klävemannstiftung


Donnerschweer Str. 142-152


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