Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0187
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
90, erb. 1869, giebelseitige Tür nachträglich
zugesetzt; Westerstr. 15, erb. 1889) im Ge-
gensatz zu derjenigen mit Souterrain (Brü-
derstr. 33, erb. um 1870) einen behäbig la-
gernden Eindruck hervorruft. Nur selten be-
findet sich der üblicherweise bei dieser Va-
riante giebelseitig zentral angeordnete Ein-
gang auf der Traufseite (Haareneschstr. 29,
erb. 1879/80). Einen für die gesamten Stadt-
erweiterungsgebiete ungewöhnlichen, da
zweigeschossigen Aufriß des fünfachsigen
Typs besitzt das Gebäude Brüderstraße 18
(erb. 1866) mit nachträglich zugesetzter Tür.
Als Sonderform zwischen dem giebelständi-
gen Haus (vgl. Zeughausstr. 20) und dem im
Dobbenviertel vorkommenden Typ des zwei-
geschossigen Halbgiebelhauses ist das wohl
in den frühen sechziger Jahren des 19. Jh. in
Formen des Rundbogenstils errichtete Ge-
bäude Zeughausstraße 8 zu werten, dessen
Baukörper sich aus einem zweigeschossigen
giebelständigen Teil zu drei Achsen und ei-
nem traufständigen zweiachsigen Trakt mit
niedrigem Drempel zusammensetzt. Dieser
Konzeption folgte leicht variiert das Haus
Margaretenstraße 16 (erb. 1891), das durch
einen Windfang im Winkel zwischen giebel-
und traufständigem Trakt ergänzt und mit üp-
pigem, barockisierenden Stuckdekor ausge-
stattet wurde.
Diese Tendenz eines reichen Fassaden-
schmucks, der sich vor allem an der italieni-
schen Renaissance orientierte und vor allem
die Gruppe der nun durch Pilaster oder Säu-
len gerahmten Drempelgeschoßfenster her-
vorhob, ist seit den siebziger Jahren des 19.
Jh. zu beobachten (z. B. Steinweg 47, 49, 50,
53) und verlieh der Wand im Gegensatz zu
der Flächigkeit klassizistischer Gebäude eine
stärker plastische Struktur, besonders aus-
geprägt z. B. bei dem von Schnitger 1870 auf-
geführten Haus Marienstraße lösowie durch
die Aufstellung einer weiblichen Plastik in ei-
ner Mittelnische des Drempelgeschosses bei
den Gebäuden Auguststraße 55 (erb. 1875/
76, Arch. J. Wempe) und Kastanienallee 18
(erb. 1879, Arch. L. Wiemken).
Fürdiejüngere, mit der Intention einer Wohn-
flächenvergrößerung in den siebziger Jahren
des 19. Jh. entwickelten Form des giebel-
ständigen Hauses mit Drempel ist die Hinzu-
fügung eines seitlichen Treppenhaustraktes
sowie eines auf der Giebelseite zumeist au-
ßermittig angeordneten Altans signifikant, der
älteren Gebäuden oft nachträglich vorgelegt
wurde. Diese Anordnung charakterisiert be-
sonders die in den neunziger Jahren errichte-
ten Häuser, die sich außerdem durch reichen
plastischen, historische Formen in eklektizi-
stischer Weise verarbeitenden Fassadende-
kor auszeichnen (z. B. Adlerstr. 4; Auguststr.
70, 89; Blumenstr. 51-54, 56; Zeughausstr.
25, 58, 74; 62, 64, beide mit ziegelverblende-
ter Fassade und Schwebegiebeln).
Nur vereinzelt findet sich das traufständige
Wohnhaus, wobei die zwei Beispiele Zeug-
hausstraße 16 (entworfen 1861) und HZ/7-
helmstraße 21 (erb. um 1860), beide fünfach-
sig mit leicht stichbogigen, profilgerahmten


Zeughausstr. 8, Entwurfszeichnung, um 1860



185
 
Annotationen