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Böker, Doris [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0210
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ten viele Objekte, um sie erst nach Fertigstel-
lung, bisweilen auch schon im Rohbauzu-
stand zu verkaufen. In welchem Umfang sich
die Architekten Handlungsfreiheit einräumen
konnten, mag die Tatsache belegen, daß z. B.
Spieske an der Lindenallee z. T. ohne Geneh-
migung baute, sein Verhalten aber trotz der
Androhung von Haft- und Geldstrafe letztlich
ohne Konsequenzen blieb, da die Behörde
einlenkte. Neben dem schon genannten
Spieske, mit großem Bauvolumen an Linden-
allee, Park-, Hindenburg- und Bismarck-
straße, zählen zu den fünf wichtigsten histori-
stischen Architektendes Dobbenviertels J. H.
Brandes, der vor allem an der Lindenallee
baute, H. Früstück d.Ä., der in Garten-,
Moltke- und Roggemannstraße tätig war, A. L.
Klingenberg, von dem Häuser an Teich- und
Bismarckstraße stehen sowie G. Schnitger,
dem als virtuosesten Architekten exponierte
Grundstücke an Herbartstraße, Haarenufer
und Cäcilienplatz zur Verfügung standen.

Bismarckstr. 26,1887, Architekt C. Spieske


Herbartstr. 3,1877, Architekt G. Schnitger


Giebelständige, eingeschossige Gebäude
mit Drempel
Für den schmalen Parzellenzuschnitt des
Dobbenviertels, der eine dichte Reihung der
freistehenden Häuser mit schmalem Bauwich
zur Folge hatte, erwies sich das giebelstän-
dige Haus mit Drempel durch seine optimale
Wohnraumausnutzung als der am besten ge-
eignete Typ, der das Bild vieler Straßenzüge
dominiert. Das älteste Giebelhaus des Vier-
tels befindet sich in der Roggemannstraße
(Nr. 9, erb. um 1860), die 1845 als Gemeinde-
weg genannt wird, der von der Gartenstraße
zu den Dobbenwiesen führt. Auf dem Hotes-
Plan von 1867 sind hier bereits einige Häuser
verzeichnet, u. a. auch der genannte fünfach-
sige Bau ohne Souterraingeschoß mit mitti-
gem Eingang, der im klassizistischen Sinne
schlicht, nur mit einer zarten Profilrahmung
der fünf leicht stichbogigen Erdgeschoßfen-
ster gestaltet ist.
Von dem einfachen, vierachsigen Typ ohne
Souterrain mit seitlicher Erschließung bei in-
nenliegendem Treppenhaus finden sich nur

wenige Beispiele, deren anspruchsloser Ha-
bitus sich in der bescheidenen Fassadenge-
staltung widerspiegelt (z. B. Dobbenstraße 9,
erb. 1881; Nr. 14, erb. 1887; Lindenallee 22,
erb. 1886). Den gleichen Typ, jedoch über ei-
nem Sockelgeschoß, vertritt Herbartstraße 3
(erb. 1877, Arch. G. Schnitger), das mit dem
Putzfugenschnitt und den Festonfüllungen
der Brüstungsfelder im Obergeschoß zurück-
haltenden spätklassizistischen Dekor zeigt,
wie er auch die Gebäude Lindenallee 7 und
Nr. 26 (beide erb. 1880) schmückt.
Die dominanteste Variante des giebelständi-
gen Hauses im Dobbenviertel ist der vierach-
sige Typ auf hohem Souterraingeschoß mit
seitlichem Erschließungstrakt, vorgelegtem,
meist polygonalem Altan und oftmals weite-
ren Ergänzungen wie Balkon und Wintergar-
ten. Dieser großzügigen Baukörperdisposi-
tion entsprechen die reichen, plastischen
Fassadendetails, die vielfältig variiert jedem
Haus ein individuelles Gepräge als Ausdruck
bürgerlichen Selbstdarstellungsbedürfnisses
verleihen. Die in zahlreichen Publikationen
zur Verfügung stehenden Vorlagen erlaubten


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