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Böker, Doris [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0238
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ßendem Dreiecksgiebel beherrscht und re-
präsentiert den Typ eines kleinmaßstäblichen
klassizistischen Wohnhauses.
Einen Akzent im Straßenbild stellt die katholi-
sche Heilig-Geist-Kirche östlich der Einmün-
dung der Dedesstraße dar, die 1927/28 nach
Plänen des Bremer Architekten F. Heuer er-
richtetwurde (StedingerStr. 52). Im Zuge der
starken Expansion der Osternburger Indu-
striebetriebe um die Jahrhundertwende kam
es zu einer forcierten Zuwanderung katholi-
scher Arbeiter, so daß ein Kirchenneubau
notwendig geworden war, jedoch, bedingt
durch den Ersten Weltkrieg, zunächst ver-
schoben werden mußte. Es handelt sich um
einen weiß geschlämmten Ziegelbau über
rechteckigem Grundriß mit gleichhohem ein-
gezogenen, polygonal abschließenden Chor
und westlichem Dachreiter. Mit der Gestal-
tung durch einfache hochreckteckige Fen-
ster, das steile Satteldach, das sich am Ein-
gangsvorbau wiederholt, stellt der Bau, der
bereits 1958 im Innern völlig umgestaltet
wurde, ein Resultat landschaftsbezogenen
Bauens dar.

Am östlichen Ende der Dedestraße, die nach
Südosten von der Stedinger Straße abzweigt,
liegt auf dem Eckgrundstück zur Dragoner-
straße der jüdische Fr/ec/öo/Oldenburgs. Er
wurde 1814 weit außerhalb der Stadt ange-
legt, später erweitert und 1866 mit einer
Mauer umfriedet. Erst durch die den Juden in
der napoleonischen Zeit 1810—1813 zuge-
billigten Freiheiten hatten sich in Oldenburg
mehrere jüdische Familien angesiedelt. Wäh-
rend der Zeit der nationalsozialistischen Dik-
tatur war der Friedhof wiederholt Schändun-
gen ausgesetzt. Die Friedhofskapelle wurde
am 10. November 1938 in Brand gesteckt,
wobei die Inneneinrichtung verlorenging.
1945 verfügte die britische Militärregierung
die Wiederherstellung des Friedhofs, der
heute noch in Benutzung ist. Ein auf dem
Friedhof erbauter Luftschutzbunker wurde
erst Anfang der sechziger Jahre abgetragen.
Die in der Nordwestecke des Friedhofs 1920
nach einem Entwurf von H. Biebel errichtete
Kapelle, ein üblicherweise nichtauf jüdischen
Friedhöfen anzutreffender Bau, ist eine Stif-
tung des Kaufmanns Leo Trommer zum Ge-
dächtnis seines 1918 verstorbenen Sohnes.

Das Gebäude wurde 1951 wiederhergestellt
und 1974/75 unter Zuhilfenahme der Origi-
nalpläne gründlich erneuert. Der glatt ver-
putzte Zentralbau über quadratischem
Grundriß geht im oberen Bereich in ein Okto-
gon unter Zeltdach über. Jede Seite enthält
innerhalb einer doppelten Rundbogenblende
ein Rundbogenfenster. Die Ecken des Okto-
gons besetzen Halbsäulen. Im Innenraum
erinnert eine 1945 angebrachte Tafel an die
ermordeten Mitglieder der jüdischen Ge-
meinde Oldenburgs.
Im westlichen Bereich der Stedinger Straße,
um den in nördlicher Richtung abzweigenden
„ Blumenhof“ wurde in den zwanziger Jahren
eine kleine Siedlung erstellt, die als architek-
tonisches Zentrum 1926/28 den Bau einer
Volksmädchenschule erhielt (Blumenhof 9).
In dem dreigeschossig über einbündigem
Grundriß aufgeführten Klassentrakt unter ei-
nem Walmdach sind die Klassenräume nach
Süden orientiert. Ein niedriger Bauteil leitetzu
der sich im rechten Winkel nach Nordosten
anschließenden Turnhalle mit östlich vorge-
legtem, heute aufgestocktem Umkleidetrakt

Stedinger Str. 23


StedingerStr. 25, um 1880



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