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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0072
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Das 1605 errichtete Harztor am Westende
war Grund für die Straßenbenennung, die
sich von „Hartz Straß" (1679) über „Breite
Haartz Straße" (1754) zur Harzstraße ent-
wickelte.
Der Übergang in das Weichbild der Neuen
Heinrichstadt erfolgte wie üblich über eine
Brücke, hier an dem Okerübergang zwischen
Harzstraße und ehemaliger Karrenführer-
straße, jetzt auch Harzstraße genannt, bis zu
deren Abbruch 1907.
Die Harzstraße zeigt in starkem Maße das
für Wolfenbüttel typische homogene Erschei-
nungsbild von 2- bis 3-geschossigen, trauf-
ständig aneinandergebauten Fachwerkhäu-
sern des 17. und 18. Jh. Im westlichen Stra-
ßenabschnitt dominieren einige stattliche
Hofbeamtenhäuser sowie Bürgerhäuser, wäh-
rend die Bebauung des östlichen Teils von
vielen „Buden", d.h. einfachen Häusern,
durchsetzt ist. Besonders in diesem Bereich
entstanden seit dem Ende des 19. Jh. zuneh-
mend Veränderungen durch Geschäftsaus-
bauten sowie anstelle der traditionellen Holz-
und Schieferverkleidungen (wie bei Nr. 19)
Fassadenbehänge mit modernen Materialien.

Mit Ausnahme des westlichen Abschnitts,
der ehemaligen Karrenführerstraße sind die
Neubauten wie Nr. 22, 23, 26 dem histori-
schen Straßenbild angepaßt.
Insgesamt gesehen sind die verschiedenen,
im Laufe der Zeit entstandenen Gebäude-
typen in dieser Straße noch deutlich abzu-
lesen, weil hier nicht, wie beispielsweise in
der Langen Herzogstraße, die Erdgeschoß-
zone durch Geschäftseinbauten weitgehend
zerstört wurde.
Vom Harztorplatz aus fällt linkerhand das
mächtige, ausdrucksvoll gegliederte Hofbe-
amtenhaus Nr. TI auf. Es ist besonders breit
gelagert und wirkt durch seinen symmetri-
schen Aufbau mit jeweils vierachsigen
zwerchhausbekrönten Ausluchten beidseitig
der mittigen Durchfahrtsdiele sehr repräsen-
tativ.
Die Grundstücksverschreibung sowie der Bau
des Gebäudes wird auf 1592 datiert; Umbau-
ten auf das 18. (Fassade) und 19. Jh. (Die-
lendurchfahrt). Nach Plandarstellungen von
H. C. Hesse von 1793 war das mittige Die-
lentor anstelle des heute korbbogigen Rah-
mens mit einer barocken Pilasterrahmung

Harzstraße 26—17, Nordseite Harzstraße 6/Ecke Lustgarten, 1660, Rückseite


Harzstraße 1—3, Südseite


und Verdachung durch einen gesprengten
Dreiecksgiebel versehen. Die heutige voll-
kommen symmetrische Fassade war zu-
nächst durch die rechte, nicht auf den
Boden geführte Auslucht verwischt. Der da-
mals an der östlichen Giebelseite gelegene
Ziergarten mit barocker hoher Einfriedigung
ist heute Erschließungshof für die 1879/
1906 rückseitig errichtete im Laufe der Zeit
veränderte Möbelfabrik mit modernem Aus-
stellungsgebäude an der Straße.
Auf der südlichen Straßenseite bilden die
ersten drei Häuser eine stattliche Gruppe. Zu
Beginn liegt das Fachwerkhaus Nr. 1 hinter
einem breiten Vorgarten zurück. Der Vor-
gängerbau wurde vermutlich bewohnt von
den Renaissance-Baumeistern Francesco Chi-
aramella und Paul Francke, denen die Pla-
nung der Heinrichstadt und Bauten im
Schloßbereich zuzuschreiben sind (siehe
dort).
Der heutige Baukörper wurde in zwei Bau-
stufen im frühen und späten 17. Jh. errich-
tet. Der linke, auf 1662 datierte Hausteil,
wurde wohl im Laufe des 17./18. Jh. ge-
kürzt, so daß sich heute ein symmetrisches


Harzstraße 3, Hofbeamtenhaus, Anfang 17. Jh.,
heute Realschule

Harzstraße 12, Fassadenausschnitt


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