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Pantel, Etta [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 9, Teil 1): Stadt Wolfenbüttel — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44416#0092
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Häuserzeile markiert. Die beidseitig geschlos-
sene traufständige Bebauung mit Wohnhäu-
sern der Renaissance und des Barock ist
weitgehend einheitlich und ungestört erhal-
ten geblieben. Ebenso hat sich die Funktion
als Wohnstraße mit kleinen Läden und weni-
gen Handwerksbetrieben hier im Gegensatz
zum südlichen Bereich der Freiheit kaum
verändert. Das äußere Bild hat sich jedoch
in letzter Zeit durch die fast vollständige
Fassadenverkleidung der östlichen Häuser-
zeile mit unterschiedlichen modernen Mate-
rialien gewandelt.
Die Fachwerkhäuser sind zwerchhausbe-
stückt und stammen zumindest im Kern alle
aus dem 17. Jh. Das Haus Nr. 1 wurde im
18./19. Jh. umgebaut; Nr. 2 hat eine typi-
sche Straßenfassade des 18. Jh. ebenso wie
Haus Nr. 9, der städtebaulich wichtige
Kopfbau. Nr. 5 und 6 zeigen straßenseitig
ornamentierte Knaggen. Herausragend ist das
hohe und tiefe Gebäude Nr. 7, eine ehema-
lige Gerberei mit 3 Trockenböden sowie
einer komplett erhaltenen Windenanlage
zum Okerkanal (vgl. Abb. S. 58).


Großer Zimmerhof 25—22



Das Haus Nr. 15 auf der gegenüberliegenden
Straßenseite ist eines der schmälsten Fach-
werkhäuser Wolfenbüttels. Nr. 16 daneben
ist mit Ladeluke und Kranbalken im straßen-
seitigen Zwerchhaus sowie mit zeitgenössi-
schem Hinterhaus erhalten. Dem Bau des
Fachwerkgebäudes Nr. 12 von 1897 wurde
1912 das ehemalige Logenhaus Nr. 11 ange-
fügt, das mit zahlreichen historischen Fach-
werkzierformen geschmückt ist.
GROSSER ZIMMERHOF
Der Große Zimmerhof erschloß den südli-
chen Bereich der ehemaligen Okerinsel be-
reits vor 1626. Die Straße verschwenkt an
ihrem südlichen Ende und folgt dem Oker-
graben bis zur Einmündung in den Harztor-
platz. Dieses Teilstück ist deshalb nur ein-
seitig bebaut. Die ehemalige Benennung
„Auf der Schleuse" bezieht sich auf die
frühere Schleuse am Harztorplatz.
Die geschlossene traufständige Bebauung be-
steht aus unterschiedlichen Haustypen ver-
schiedener Epochen. Die Fachwerkgebäude
sind zwei- und dreigeschossig, meist u,nter




Großer Zimmerhof 14—18,
Ecke Kommißstraße

Satteldach und mit zahlreichen Zwerchhäu-
sern versehen. Die Errichtung des Kaufhaus-
komplexes im Jahre 1976 auf den Eckgrund-
stücken zur Löwenstraße hin hat die Ent-
wicklung zu Geschäftseinbauten größeren
Umfangs beschleunigt, so bei den Häusern
Nr. 8 und 9. Das Haus Nr. 30, ein spätba-
rocker Hofbeamtenhaustyp aus der Mitte
des 18. Jh., wird nach einer Entkernung als
Bankgebäude genutzt, und daneben ist Nr.
29 in teilweise angepaßtem Fachwerkstil
als Wohn- und Geschäftshaus neu errichtet
worden.
Der mit dem Kaufhaus in Zusammenhang
stehende Parkhausneubau hat die Grund-
stücke der westlichen Straßenseite bis auf
die Einhaltung eines rückseitigen Bauwichs
beschnitten. Nur noch die Grundstücke der
Häuser Nr. 10—13 grenzen rückseitig an die
Okerumflut, so Nr. 10 mit einem Hinterhaus
des 19. Jh. Der Okerkanal „Klein Venedig"
begrenzt rückseitig die Grundstücke der
anderen Straßenseite. Hier haben einige
Hinterhäuser des 17. Jh. den partiellen
Substanzwechsel der Vorderhäuser über-
dauert, wie bei den Häusern Nr. 24 und 25.
Die Bebauungszeile am südlichen Okerkanal
mit den Häusern Nr. 14, 15, 16 und 17/18
aus dem 17. Jh. ist aufgrund ihrer exponier-
ten Lage von besonderer städtebaulicher
Bedeutung. Die Fachwerkfassaden sind mit
verschiedenen modernen Materialien verklei-
det. Nur noch an den Rückseiten ist die
ursprüngliche Konstruktion mit z.T. auf
profilierten Knaggen ruhenden Obergeschos-
sen sichtbar. Die straßenseitigen Oberge-
schosse sind meist massiv unterfangen und
z.T. mit modernen Ladenausbauten verse-
hen.
Weiter nördlich zeigte bis zu seiner Auf-
stockung 1982 noch das Haus Nr. 23 das ty-
pische Erscheinungsbild des 17. Jh. mit
einem kleinen Ladeneinbau aus dem 19.
Jh. Schließlich ist das Haus Nr. 27 ein Bei-
spiel für eine stetige Veränderung der Bau-
substanz. Das zu Anfang des 17. Jh. errich-
tete Gebäude wurde um 1800 aufgestockt
und umgebaut und um die Jahrhundertwen-
de mit einem Ladeneinbau versehen (gußei-
serne Säulen über dem tonnengewölbtem Kel-
ler) und in jüngster Zeit zusammen mit ei-
nem rückseitigen Hinterhaus (wohl 19. Jh.)
umgebaut und restauriert.
Wegen seiner stattlichen Größe und klaren
symmetrischen Gliederung fällt das Gebäude
Nr. 26 von um 1840 im Straßenbild auf mit
seiner in reichem Holzausbau errichteten
Durchfahrtsdiele vom Ende des 19. Jh. Als
Stammhaus der Firma Mast ist es auch von
wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung für die
Stadt. Das schlichte, schieferverkleidete,
dreigeschossige Haus Nr. 20 umschließt
mit seinen Flügeln einen kleinen Wirtschafts-
hof. Es entstand um 1840 und ist laut Ge-
denktafel der Nachfolgebau des Wohnhauses
von Michael Praetorius (1572—1621).

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