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Die Junker auf dem Schwalbenhofe.

immer ein! O mög' cs so sein! Jetzt fällt das herbstliche
Laub, die Schwalben zich'n bald wieder zum Süden. Aber,
wenn sie wiederkehren, so lass', o Gott, die trauten Vöglein
mein Haus, die Dörfer im Umkreise und unser Nürnberg, das
mir so stolz in's Fenster schaut mit Burg und Thürmen —
lass' sie das ganze deutsche Land, und lass' sie's in allen kom-
menden Frühlingcn friedensreich und glücklich finden.

Und nun lege ich meine Feder weg. Die Bilder längst-
vergangener Tage erblassen und die Gegenwart tritt wieder in
ihre Rechte. Mich vcrlangt's, im Kreise meiner Lieben mich
umzublicken. Wie lange noch — dann werde auch ich mein
Haupt zur ewigen Ruhe legen dort, wo meines Vaters Ge-
beine modern. Wohl mir, ich habe viele Jahre des Heiles
erlebt! Mein Tod ist ein Hinübergchen aus Frieden in Frie-
den! Und doch entsinne ich mich aus meinem reichen Freuden-
kranze und Friedensglücke nächst der Wonne, die ich empfand
beim Klange der Trauungsglocken, nur noch einer einzigen gleich-
großen, der Wonne, die mich durchschauerte: als vor zweiund-
zwanzig Jahren des Reiches Friede nach dreißigsährigem Elende
cingeläutet ward! Möge mein Ende sein, wie der letzte Ton
jener Friedensglockcn, die noch heute meinem Herzen vernehm-
lich sind. Ihr aber, ihr kommenden Geschlechter meines Hauses,
seid gesegnet und verwirket nie diesen Segen eures Ahnherrn
durch den Fluch, den die Menschen selbst sich schassen — durch
die Schuld!"

Nachwort.

Nach der Lektüre dieses Pergamcnthcftcs versank ich in
tiefes Sinnen. Mir schwebte jene Zeit vor Augen, da diese
Zeilen geschrieben wurden, und ich stieg im Geiste die lange
Stufenleiter hinan, welche seitdem die Geschlechter dieses Hauses
gewandelt waren. Gewiß, sie alle waren glücklicher gewesen als

jener, ihr Ahnherr, der die eitle Gertrudis gefreit hatte, und
der alte Fluch der Schuld war niemals wieder über ihre Häupter
gekommen. Die Schwalbe sah ich ja nisten in altehrwürdigen,
mit der Mauer verwachsenen Nestern auf dem Simse über
meinem Fenster und das war mir Bürgschaft, daß der Reigen
der Unglücksstürme längst vertost war über diesem Geschlechts
und der Segen jenes Aeltervaters Heinrich noch heute ruhte
auf dem Schwalbenhofe. Mir entgegen aber wandelte im Glanze
jener Sonne, die auch die „Sonne Homers" schon war, das
Neuvermählte Paar und die junge Frau grüßte mich lächelnd
und winkte mit der feinen Hand zum Fenster herauf und srug
mich mit-silberheller Stimme: „Nun, haben Sie die Chronik
gelesen?" — „Ja," entgegnete ich. „Möge der Segen Ihres
Ahnherrn, wie er über dessen Nachfolgern schwebte, nun auch
auf Ihnen Beiden ruhen!"

Und gerührt blickte ich auf das schöne, junge Paar hin-
ab , das im Vvllvertraucn auf jenen Segen sich die Hände
drückte und, sich traulich umschlungen haltend, durch die Blumen
des Gartens wandelte. Bald darauf standen Beide in dem Ge-
mache , welches mich beherbergte, im Gemache des Ahnherrn,
und hingen sich jene ehrwürdigen, alterthümlichen Ketten gegen-
seitig um den Nacken und ich vermeinte, cs stünden wieder aus-
gelebt vor mir die sittige Mechthildis und Heinrich, der Junker
auf dem Schwalbenhofe. <S. Kienast.

Des boarisch Blau-Gwand — is mci Licblings-
montur.

i

Uus'rcm himmlischen Vater, dem fallt's amal ein.

Er setzt sich zum Petrus in's Thorhäuserl 'nein
Und da halt der Petrus gar gern diskurirt.

So hat ihn das häufige Klopfen genirt.

Zwar ließ er dem himmlischen Vater nit seh'n,

Wie leid ihm das ewige Schlüsselumdreh'n,

Doch als cs schon wieder klopft, dreht er sich 'rum

Und brummt in sein'Bart: „Na, des waar' mer schon z'dumm!

Der Tausend" — so flucht er — „sie thün mir's zum Tort, i
Ma hört bei dem Lärm kaum sein eigenes Wort,

Na, wart' nur, i kumm schon, aber nimm Dich in Acht.

Wenn Dein Paß nit visirt, wird mci' Thür nit aufg'macht."
Er schiebt sei' klein's Fcnsterl auf d' Seit' und lugt 'naus,

A windig's Französerl steht barfußi d'raus,

Nur sein Käppi verrath's, daß der Aermste Soldat,

So lang er noch g'lcbt auf der Erd' d'runten hat.

Er nimmt dem Franzosen sein' Paß aus der Hand
Und brummt vor sich hin: „Na, des is ja charmant,

Da draußen steht Oaner von der großen Nation
Und will fiir sei' Gloire jetzt den himmlischen Lohn,

Der Windbeutel glaubt wohl, i les' kein Journal?"

Da meint unser Herrgott: „Sein' Sach' steht fatal,

Doch weil er halt gar so an trauriger Bua,

So magst Meinetwegen oan Aug' drucken zua."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Junker auf dem Schwalbenhofe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schneider, Hermann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Karikatur
Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 54.1871, Nr. 1332, S. 27
 
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