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feilten Spaß!" —■ „Durchaus kein Spaß, Herr Direktor. Ich
kann mich über den Ernst und die Berechtigung meines Wun-
sches ausweisen, und erlaube mir. Ihnen hier ein Urtheil des
Polizeigerichts von M. vorzulegen, das mir gestattet, zwei Mo-
nate Strafhaft wegen Diebstahls unter Ihrer väterlichen Ob-
sorge abzubüßen." _

Das Gartenhaus.

Nach der Melodie: „Die Schnitzelbank."

Kommt da eines schönen Morgens ein Herr vor das neue
Strafhaus. Er klopft an und wird vom Aufseher eingelassen.
„Kann ich mir die Einrichtung und Leitung der Strafanstalt
einsehen?" — „O ja, der Herr Direktor wird Ihnen das
gerne erlauben; will gleich darum anfragen." — Der Auf-
seher kommt nach kurzer Weile mit der gewünschten Erlaubniß
zurück und führt nun den Fremden in den Lokalitäten der An-
stalt herum. Der Herr erkundigt sich mit viel Interesse und
augenscheinlicher Sachkenntniß nach den baulichen Einrichtungen
der Zellen und Arbeitssäle, nach dem Verschluß der Thüren,
nach der Beschäftigung, Bewachung und Verpflegung der Sträf-
linge, lobt, was zu loben ist und läßt es auch an Ausstell-
ungen nicht fehlen. Nachdem er Alles gehörig eingesehen, läßt

Kästchen und wer beschreibt das Erstaunen der Umstehenden,
als drei abgetragene Chignons zum Vorschein kommen. Ver-
geblich zerbrach man sich den Kopf, wie diese Gaben dem Vater-
lande nützlich sein könnten, bis ein alter Professor baju kam
und der Sache folgende Deutung gab. „Die Jungfrauen,"
sagt er, „wollten andeuten, daß sie von nun an allen über-
flüssigen Firlefanz ablegen und somit weniger Geld verschwen-
den. Dadurch werden die Frauen nicht mehr so kostspielig und
die Männer geneigter werden, sich eine Gattin zu nehmen, ergo
mehr Ehen entstehen. Gibt es mehr Ehen, gehen natürlicher
Weise mehr Kinder daraus hervor. Gibt es aber mehr Kin-
der, werden auch mehr Jünglinge heranwachsen und es können
mehr Soldaten ausgehoben iverden. Gibt es aber mehr Sol-
daten, können , im Fall Krieg ausbricht, mehr Feinde todtge-
schlagen werden und der Staat wird um so größer dastehen.
Somit hatten die Jungfrauen recht, wenn sie durch ihre Gabe
dem Vaterlande nützlich zu sein glaubten." Gegen diese weise
Auseinandersetzung ließ sich nichts einwenden und mit heiliger
Ehrfurcht betrachtete man die abgelegten Chignons, aus denen
künftige Armeen hervorgehen sollten.

Gt/W'

(ffitttr: Ist dies nit a Gartenhaus?

Chorus: Ja, dies ist a Gartenhaus.

er sich zum Direktor führen. „Herr Direktor," sagt er, „Ihre
Anstalt verdient in jeder Beziehung volles Lob; ich habe viele
ähnliche kennen gelernt, keine derselben aber hat mir, wie die
Ihrige, gefallen; das bestimmt mich auch, für einige Wochen
mich hier einzuquartiren." — „Aber, mein Herr, was denken
Sie? Das geht ja doch wahrhaftig nicht; treiben Sie doch
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Auch ein Praktiker" "Das Gartenhaus"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bechstein, Ludwig
Entstehungsdatum
um 1871
Entstehungsdatum (normiert)
1866 - 1876
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Gartenhaus
Tanne
Direktor
Aufseher
Täter
Karikatur
Urteil
Justizvollzugsanstalt
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 54.1871, Nr. 1333, S. 38

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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