Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 1) — Leipzig: Verlag von A. H. Payne, 1871

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.62315#0096
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
56 ; Dentſchlands Knnſtſchätze.

daß ich ſelbſt ihm nicht die nöthige Ruhe zu ſeinen Studien laſſe. Wie viel tauſend Mal habe ich
mir feſt vorgeſetzt, nicht die Triana zu beſuchen und dennoch finde ich mich immer wieder vor der
alten Gartenpforte, die zu Murillo's Hütte führt.“ _ V

„Ihr habt alſo Euer Wort nicht gehakten . . .“, ſagte Jacinto. „Doch ich bin nicht als Beich-
tiger hier, ſondern als Euer aufrichtiger Freund. Es ziemt mir alſo nicht, Euch über Das Vor-
würfe zu machen, was ich als Prieſter tadle, als Menſch aber nicht verdammen kann. Aber laßt
uns die Sache einmal von der andern Seite betrachten. Glaubt Ihr, daß Don Bartolome, wenn
ihn die Damen Madrids zum Beiſpiel ſähen, ebenſo unerſchütterlichen Widerſtand leiſten würde,
als derjenige iſt, welchen Ihr bei Euch vorausſetzt?“

* wechſelte die Farbe.

O, ich bin ſeiner ganz und gar ſicher!“ ſagte ſie, indeß ſie ſich zu einem Lächeln zwang.

* glaubt nicht, was Ihr ſagt. Ihr wollt Euer Kleinod auf den Markt ſchicken und zwei-
felt, daß ſich ein Käufer für daſſelbe fände? Thut's nicht!“

„Gut, ich muß das Letzte geſtehen und das mal beichte ich“, ſagte Beatrix, indeß ſie auf die
Knie ſank. „Ich darf Muͤrillo nicht mehr in meiner Nähe haben, wenn ich meine Tugend behaupten
will! Jetzt werdet Ihr nicht mehr wollen, daß ich mich nicht von ihm trenne, mein Bater . . .“

„Eben! Heirathet ihn und ſeid glücklich!“

„O, wenn ich den Gedanken ertragen könnte“, rief Beatrix, * Gattin eines Manuẽs zu
ſein, welcher nicht der erſte aller ſpaniſchen Künſtler wäre!“

„Dann verſucht's mit der Trennung und laßt die Erfahrung weitern Rath geben“, ſagte
Jacinto. „Flieht, wie Ihr's beabſichtigt. Ich beſitze nur als Vormund meines Kindes Schloß
Earabella in der Sierra Guadarama. Aber dort iſt nichts eingerichtet und die Gegend iſt öde
und wild.“

„Deſto beffer! Sie wird zu meiner Stimmung paſſen. Aber wer wird mich begleiten; das
rathet mir!“

Jacinto beſann ſich und antwortete:

„Ich glaube, daß Ihr in dieſem Punkte nicht vorſichtig genug ſein könnt. Euer Ruf könnte
ſehr in Gefahr gerathen.“

„Ich würde mich von keinem Cavalier, ſondern nur von gutbewaffneten Arrieros escortiren
laſſen“, meinte Beatrix.

„Die beim erſten Knalle der Büchſen der Salteadores, der edlen Herren Schnapphähne der
Gebirge, ausreißen und Euch Eurem Schickſal überlaſſen würden, wenn kein tüchtiger Führer vor-
handen wäre. Beſinnt Euch auf Jemand, 44 Ihr vertraut und der zugleich für Euch nicht ein
zu unausſtehlicher Geſellſchafter ſein würde .

„Und wohl zu bemerken, welcher ſich 4* gleich innerhalb der erſten vierundzwanzig Stunden
in mich zu verlieben närriſch genug iſt“, fügte Beatrix hinzu.

„Das wäre keineswegs eine ſo große Narrheit“, ſagte Jacinto. Ich will wegen Eures Cava-
liers mit dem Grafen de Villamanrique ſprechen; er empfängt in ſeinem Hauſe ſeit Jahren alle
jungen Edelleute Sevilla's.“

„In der That braucht mein Beſchützer eben kein Adonis zu ſein“, ſagte Beatrix. „Uebrigens
könnt Ihr Euch den Weg nach dem Grafen de Villamanrique erſparen, denn ich weiß, wen er
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen