Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 1) — Leipzig: Verlag von A. H. Payne, 1871

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.62315#0098
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
58 Deutfchlands Kunſtſchätze.

Moya machte an demſelben Tage der Donna Beatrix ſeine Aufwartung und benahm ſich ſo ausge-
zeichnet vorſichtig, daß die Dame ſeine geheimen Abſichten durch kein Wort, keine Miene ver-
rathen ſah.

Am andern Morgen früh brachen de Moya und Beatrix an der Spitze einer wohlbewaff-
neten, berittenen Schaar auf und zogen auf der großen Straße nach Cordova fort. Etwa acht
Tage lang ward Bartolome unter verſchiedenen Vorwänden von der zurückgebliebenen Magd der
Entflohenen hingehalten, bevor er überzeugt wurde, Donna Beatrix habe Sevilla verlaſſen. Es
ward ihm ſodann ein Abſchiedsbrief Beatricen's eingehändigt, und mit Entſetzen und tobender
Leidenſchaft ſah er, daß ihn Beatrix getäuſcht hatte, als ſie damit einverſtanden erſchien, daß er
in ihrer Nähe bleibe. Einige Wochen vergingen, da erſchien Antonio del Caſtillo in Murillo's
Wohnung.

„Don Bartolome“, fagte er, „ich haſſe 2 Ihr wißt es. Ich bin Euer Nebenbuhler auf
dem Felde der Liebe, obwohl Euer Meiſter im Reiche der Kunſt. Aber zu einem Zwecke können
wir, deren Wege ſo durchaus diametral verlaufen, uns dennoch brüderlich vereinigen: wir wollen
einen dritten hinterliſtigen Bewerber um die Liebe „unſrer Dame“ zum Orkus ſenden.“

„Wer iſt's? Wer hat die Dame von Cabrera entführt?“

„Pedro de Moya iſt unſer Nebenbuhler!“ ſagte Antonio. „Aber ſie ward nicht entführt;
ſondern ſollte von dem Schurken einfach nach dem Schloſſe des Pater Jacinto geleitet werden,
dieſes Rieſen, welcher für drei Menſchen Muskeln und Sehnen und nur für etwa einen Zehntel-
menſchen Gehirn beſitzt.“

„Ach, jetzt begreife ich!“ ſchrie Murillo.

„Ihr begreift, mit Erlaubniß, gar nichts! De Moya hat ſeine Ritterpflicht mißbraucht und
hält Donna Beatrix auf dem Gebirgsſchloſſe gefangen. Einer der Arrieros, einer meiner früheren
Diener, iſt durch ihre Verſprechungen bewogen worden, uns hier Nachricht zu bringen. Hier iſt
meine Hand: wir werden tapfer zuſammenhalten, bis de 2 4 dann aber richten wir
die Schwertſpitzen gegen einander.“

De Moya aber hatte bereits eingefehen, daß er ſein unvernünftiges Beginnen, die Liebe
Beatricen's mit Gewalt zu ertrotzen, nicht durchſetzen werde Zu ſeiner Entſchuldigung muß es
geſagt werden, daß er durch das Kammermädchen der Dame, welche er beſtochen hatte, in dem
Glauben erhalten worden war, daß Beatrix ihn über die Maßen liebe, aus Stolz ſich jedoch nicht
zu beugen im Stande ſei. Als er Beatrix, welche er als ſeine Gefangene behandelte, zu dem
Entſchluſſe gebracht hatte, ſich durch Hunger zu tödten, kam er zur Beſinnung und ſuchte ſich ihrer
Verzeihung zu verſichern. Als ihm dies nicht gelang, entfloh er von dem Schloſſe Carabella's,
indeß er von den Dienern nur den Juan Escalante mit ſich nahm.

Murillo und ſein Nebenbuhler trafen die Dame auf der Straße unweit von Toledo. Das
Wiederſehen der Liebenden war ſo ergreifend, daß Antonio del Caſtillo ſchwur: er werde freiwillig
zurücktreten und dieſe Liebe beſchützen helfen, ſtatt durch ſeine mächtige Perſon dieſelbe zu gefährden.

In Sevilla angelangt, beſchloß Beatrix, daß ſie Murillo * Madrid folgen werde, wo Beide
im Herbſt des Jahres 1643 eintrafen.
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen