Deutſchlands Kunſtſchätze. 83
„Euer Eminenz“, ſagte er ſehr langſam; „ich bin weder ein Franzoſe, noch ein Engländer;
bin ein Wallone. Nationalintereſſen berühren mich nicht. Der heilige Stuhl in Rom und mein
Orden, das ſind die einzigen Leitſterne meines Thuns. Und da ſage ich Euch, Eminenz, wir und
alle Anhänger Roms werden in England wie in Schottland auf immer verloren ſein, wenn dieſe
Covenanters, wenn die Puritaner wieder, von keinem katholiſchen Könige gezügelt, die Schwerter
erheben. Ich bitte Euch, wenn das Wort eines armen Mönchs etwas bei Euch gilt, daß Euer
Eminenz zuerſt Katholik und dann erſt Franzoſe ſein wollen. Ihr wollt, Karl Stuart ſoll nicht
nach England; dies Land ſoll ſich in Bürgerkriegen abſchwächen und aufreiben. Ihr könnt ihn
leicht ſterben laſſen. Aber wenn ich je für einen Menſchen gebeten habe, ſo bitte ich für ihn; er iſt
ein treuer Sohn der Kirche und die Geſellſchaft Jeſu hofft nur von ihm Alles.“
Jeſuiten zu erwägen.
„Mein Sohn“, ſagte er endlich mit höchſter Milde; „Dein Wort habe ich längſt bedacht, aber
es erſcheint mir jetzt ſo wichtig, daß ich morgen mit Dir mich weiter unterhalten will . ..“
Der Cardinal bewegte die Vorderfinger zum Kreuzzeichen. Pater Druch verbeugte ſich tief
und ging.
Mazarin lächelte bitter.
„Es gilt raſch ſein!“ ſagte er zu ſich ſelbſt. „O, Geſchmeiß vom heiligen Jeſu; ich kenne Euch.
Dich, Druch, insbeſondere.“
Der Cardinal klopfte leiſe an eine Thür. Ein junger Menſch von zwanzig ſchwarz
— und im höchſten Grade häßlich, erſchien lautlos.
„Cosmo, haſt Du den Mann geſehen?“ fragte der Cardinal in —— Sprache.
Der Secretär verbeugte ſich.
„Und er iſt bereit?“
„Zuerſt Geld, Monſignore.“
Mazarin machte unwillkürlich eine Grimaſſe, denn er war ſehr geizig.
„Gut! aber weiter keine Bedenken?“
244
„Und der Mann iſt ein Irländer, ſagſt Du?“
„Ja, Eminenz, und ſehr zuverläſſig. Dazu ein wahrer Athlet, welcher ſicherlich allein es
mit drei Bewaffneten aufnimmt.“
Der Cardinal ward nachdenklich.
„Aber keine Wahl zu haben? Cosmo, ich glaube, Du wirſt ſeit einiger Zeit bedeutend
einfältig. Warum haſt Du nicht mehr Wege, als daß wir uns dieſes Lehlabſchneiders bedienen
müſſen?“
Cosmo zuckte die Achſeln.
„Das Leben Karls“, murmelte er, „hat gegenwärtig für ſeine Umgebung eine ſolche Be-
deutung erlangt, daß es wie der unermeßlichſte Schatz behütet wird. Und begleitete Karl IT. nicht
ſeinen Freund, Lord Durham, am Abend zu der Geliebten Seiner Herrlichkeit, zu Signora Grévh,
ſo würde ihm gar nicht beizukommen ſein. Das wäre dennoch der Fall, Eminenz, denn wer kennt
dieſe Cavaliere, wenn ſie wohl verkleidet durch die Straßen ſchlüpfen? Aber Sianora Sophie iſt
11*
„Euer Eminenz“, ſagte er ſehr langſam; „ich bin weder ein Franzoſe, noch ein Engländer;
bin ein Wallone. Nationalintereſſen berühren mich nicht. Der heilige Stuhl in Rom und mein
Orden, das ſind die einzigen Leitſterne meines Thuns. Und da ſage ich Euch, Eminenz, wir und
alle Anhänger Roms werden in England wie in Schottland auf immer verloren ſein, wenn dieſe
Covenanters, wenn die Puritaner wieder, von keinem katholiſchen Könige gezügelt, die Schwerter
erheben. Ich bitte Euch, wenn das Wort eines armen Mönchs etwas bei Euch gilt, daß Euer
Eminenz zuerſt Katholik und dann erſt Franzoſe ſein wollen. Ihr wollt, Karl Stuart ſoll nicht
nach England; dies Land ſoll ſich in Bürgerkriegen abſchwächen und aufreiben. Ihr könnt ihn
leicht ſterben laſſen. Aber wenn ich je für einen Menſchen gebeten habe, ſo bitte ich für ihn; er iſt
ein treuer Sohn der Kirche und die Geſellſchaft Jeſu hofft nur von ihm Alles.“
Jeſuiten zu erwägen.
„Mein Sohn“, ſagte er endlich mit höchſter Milde; „Dein Wort habe ich längſt bedacht, aber
es erſcheint mir jetzt ſo wichtig, daß ich morgen mit Dir mich weiter unterhalten will . ..“
Der Cardinal bewegte die Vorderfinger zum Kreuzzeichen. Pater Druch verbeugte ſich tief
und ging.
Mazarin lächelte bitter.
„Es gilt raſch ſein!“ ſagte er zu ſich ſelbſt. „O, Geſchmeiß vom heiligen Jeſu; ich kenne Euch.
Dich, Druch, insbeſondere.“
Der Cardinal klopfte leiſe an eine Thür. Ein junger Menſch von zwanzig ſchwarz
— und im höchſten Grade häßlich, erſchien lautlos.
„Cosmo, haſt Du den Mann geſehen?“ fragte der Cardinal in —— Sprache.
Der Secretär verbeugte ſich.
„Und er iſt bereit?“
„Zuerſt Geld, Monſignore.“
Mazarin machte unwillkürlich eine Grimaſſe, denn er war ſehr geizig.
„Gut! aber weiter keine Bedenken?“
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„Und der Mann iſt ein Irländer, ſagſt Du?“
„Ja, Eminenz, und ſehr zuverläſſig. Dazu ein wahrer Athlet, welcher ſicherlich allein es
mit drei Bewaffneten aufnimmt.“
Der Cardinal ward nachdenklich.
„Aber keine Wahl zu haben? Cosmo, ich glaube, Du wirſt ſeit einiger Zeit bedeutend
einfältig. Warum haſt Du nicht mehr Wege, als daß wir uns dieſes Lehlabſchneiders bedienen
müſſen?“
Cosmo zuckte die Achſeln.
„Das Leben Karls“, murmelte er, „hat gegenwärtig für ſeine Umgebung eine ſolche Be-
deutung erlangt, daß es wie der unermeßlichſte Schatz behütet wird. Und begleitete Karl IT. nicht
ſeinen Freund, Lord Durham, am Abend zu der Geliebten Seiner Herrlichkeit, zu Signora Grévh,
ſo würde ihm gar nicht beizukommen ſein. Das wäre dennoch der Fall, Eminenz, denn wer kennt
dieſe Cavaliere, wenn ſie wohl verkleidet durch die Straßen ſchlüpfen? Aber Sianora Sophie iſt
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