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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 1) — Leipzig: Verlag von A. H. Payne, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.62315#0216
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134 Dentſchlands Kunſtſchätze.

„Ich nehme das, mit Ihrer — als ein Zugeſtändniß an!“
Das ſteht noch nicht feſt, Excellenz! Aber den Fall geſetzt, ſo bleibt immer noch die Witlens-
feſtigkeit, um nicht zu ſagen der Eigenſinn von Rudolph Auguſt zu überwinden ...“

„Wir werden Sieger ſein, wenn Sie mit mir die Wahrheit vertheidigen, daß nicht beim
Kaiſer und Reich, ſondern bei Frankreich das Intereſſe des jüngern Braunſchweigſchen Hauſes
gewahrt ſein wird... Ich habe, wie ich geſtehe, den Bruder von Rudolph Auguſt, Herzog Anton
Ulrich, für mich gewonnen. Völlig feſt werden wir Rudolph Auguſt in ſeiner Politik hoffentlich
nicht mehr finden... Laſſen Sie uns vor allen Dingen ein Arrangement treffen. . . Ich garantire
Ihnen die Anwartſchaft auf Oſtfriesland, die totale Demüthigung Ihres ſtolzen und läſtigen
Nachbars, des Herzog-Biſchofs Ernſt Auguſt von Osnabrück und die baare Hälfte der Pfand-
ſumme, welche auf die Grafſchaft erhoben worden iſt ...“

Der Graf ſchwieg eine Weile.

„Sind Sie auf Frankreichs Seite, Herr Graf?“

„Ich will's darauf hin wagen, Excellenz“, antwortete Bentheim endlich zögernd.

„Ihre Hand! Pardieu, das iſt ein Schritt vorwärts. Ich habe nur die eine Bagatelle ein-
zuſchalten, daß jene elf Bilder von Berghem mir zum Kauf überlaſſen werden mögen ...“

„Excellenz, das wäre für mich ein ſehr ſchmerzlicher Verluſt!“

„Ich werde Ihnen meinen Guido Reni alg pretium affectionis ſenden, der Sie tröſten wird.“

„Ah, Sie werden mit dieſem tyranniſchen, capriciöſen Weibe, der Frau des Malers, am
Ende ebenſowenig zurecht kommen, wie ich . ..“

„Das habe ich geordnet, Erlaucht. Nur Eines möchte ich mir ausbitten: daß der Herzog
nicht hier, ſondern in einem andern Saale empfangen werde. Mit dieſen Bildern muß ein coup
de force geführt werden.“

Bentheim öffnete eine Flügelthür — ein ſchmaler Saal mit ritterlichen Rüſtungen, alter-
thümlichen Waffen, Roſetten und farbenglühenden Fenſtern zeigte ſich.

„Superbe!“ rief Verjus. „Der Saal erinnerte an die Hirſchgalerie; nur bedürfte er der
Kronleuchter und Säulen.“

Draußen ward in jämmerlichſter Weiſe auf einem ſogenannten „Halbmonde“ geblaſen — es
war der Schloßwächter, welcher den Verſuch zu machen ſchien, wie ſtark und wie falſch er blaſen
könne, ohne ſich die oberen Lungenſpitzen zu zerſprengen.

„Der Herzog iſt da!“ rief Bentheim, blickte raſch in einen Spiegel und eilte fort, indeß
Graf Verjus, die Doſe aus der Taſche ziehend, in größter Ruhe und mit einem Anfluge von
ſelbſtgefälligem Lächeln die Bentheim'ſche Galerie aux certs durchmuſterte.

Bald darauf erhob ſich draußen ein Jubelgeſchrei. Von zwei Vorreitern und ſodann von
einem Laufer angekündigt, rollte eine mit vier prachtvollen weißgeborenen Hengſten beſpannte,
ſehr unſcheinbare, aber ſolide Jagdkaleſche vor die Freitreppe des Schloſſes, auf welcher der Graf
Bentheim ſtand.

Ein wohlgewachſener, anſehnlicher Cavalier von etwa fünfundvierzig Jahren, in einfacher
Jagdkleidung, aber mit Brillantknöpfen am Leibrock und anı Gefäß des Hirſchfängers, ſprang aus
dem Wagen und ſah ſich im Schloßhofe um. Sein Blick fiel auf die Inſchrift über dem Portal
und er lächelte freundlich. Dann gewahrte der Gaſt den Grafen Bentheim, welcher zierlich, wie

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