752 Braubach tiefstes Denken und höchstes Gefühl.
sität und Sittlichkeit finden wir also hierin nicht aufge-
stellt. Nur eine besondere Form von Hinweisung auf
den Zusammenhang von beiden, nachdem nun beides
einmal da ist, und im Bewufstseyn als Thatsache gege-
ben worden, das ist das Eigne dieser Belehrung.
Nach jenen angegebenen Prämissen dehnirt der
Verf. die Religion als die Erhebung zu Gott in dem
höchsten Gefühle und tiefsten Denken ; die Moral
erhält genau dieselbe Definition. Beide sind also Eins
und Dasselbe; nur „wird jene erleuchtet (?) von dem
höchsten Gefühle," und diese „gemildert (?) in dem
Dunkel des tiefsten Denkens der eignen Schranke." Wie
soll man aber vorerst das alles mit dem Logischen ver-
einigen? Die Einerleiheit der Definition bei der Ver-
schiedenheit der Sache , die doch gleich darauf ange-
nommen wird? und dann die bildlichen Ausdrücke: er-
leuchtet, gemildert? — Das Gefühl fürs Edle ist als das
am meisten freie auch der meisten Bildung, folglich
einer grofsen Stufeureihe je nach der Individualität des
Menschen fähig; das tiefste Denken steht an seiner
Schranke, und so bildet sich jeder ebenfalls nach seiner
Individualität das jenseitige Reich fies Uebersinnlichen,
und hat seine subjective Religion Nicht anders giebt
es Verschiedenheiten im Urtheilen über das Sittliche und
Unsittliche, und so hat jeder seine subjective Moral.
Aber es lassen sich die Hauptzüge und Hauptwahrheiten
aufstellen, und hierdurch läfst sich eine objective Reli-
gion und eine objective Moral zu Stande bringen. In
wieferne nun das Individuelle mit dem Allgemeinen über-
einstimmt oder nicht, ist die Religion negativ wahr oder
falsch, und die Moral ist es, je nachdem das Gefühl fürs
Edle auf einer Stufe der Ausbildung steht. — Das alles
ist nun sehr wahr, aber wir sehen immer noch nicht,
was damit für die Begründung der Wissenschaft gewon-
nen worden, und es lag sogar noch manches nahe, das
weiter führen konnte, aber nicht berührt ist.
(Der BescAtu/y
sität und Sittlichkeit finden wir also hierin nicht aufge-
stellt. Nur eine besondere Form von Hinweisung auf
den Zusammenhang von beiden, nachdem nun beides
einmal da ist, und im Bewufstseyn als Thatsache gege-
ben worden, das ist das Eigne dieser Belehrung.
Nach jenen angegebenen Prämissen dehnirt der
Verf. die Religion als die Erhebung zu Gott in dem
höchsten Gefühle und tiefsten Denken ; die Moral
erhält genau dieselbe Definition. Beide sind also Eins
und Dasselbe; nur „wird jene erleuchtet (?) von dem
höchsten Gefühle," und diese „gemildert (?) in dem
Dunkel des tiefsten Denkens der eignen Schranke." Wie
soll man aber vorerst das alles mit dem Logischen ver-
einigen? Die Einerleiheit der Definition bei der Ver-
schiedenheit der Sache , die doch gleich darauf ange-
nommen wird? und dann die bildlichen Ausdrücke: er-
leuchtet, gemildert? — Das Gefühl fürs Edle ist als das
am meisten freie auch der meisten Bildung, folglich
einer grofsen Stufeureihe je nach der Individualität des
Menschen fähig; das tiefste Denken steht an seiner
Schranke, und so bildet sich jeder ebenfalls nach seiner
Individualität das jenseitige Reich fies Uebersinnlichen,
und hat seine subjective Religion Nicht anders giebt
es Verschiedenheiten im Urtheilen über das Sittliche und
Unsittliche, und so hat jeder seine subjective Moral.
Aber es lassen sich die Hauptzüge und Hauptwahrheiten
aufstellen, und hierdurch läfst sich eine objective Reli-
gion und eine objective Moral zu Stande bringen. In
wieferne nun das Individuelle mit dem Allgemeinen über-
einstimmt oder nicht, ist die Religion negativ wahr oder
falsch, und die Moral ist es, je nachdem das Gefühl fürs
Edle auf einer Stufe der Ausbildung steht. — Das alles
ist nun sehr wahr, aber wir sehen immer noch nicht,
was damit für die Begründung der Wissenschaft gewon-
nen worden, und es lag sogar noch manches nahe, das
weiter führen konnte, aber nicht berührt ist.
(Der BescAtu/y